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Mein Monat mit dem Millionär

Mein Monat mit dem Millionär

Titel: Mein Monat mit dem Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Celmer
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war eine kulinarische Katastrophe.
    Isabelle servierte Emilio verschmorte Hähnchenkeulen in einer zähflüssigen weißen Soße, dazu angebrannten Reis und einen halb verwelkten Salat, der in Unmengen von Dressing schwamm. So etwas würde er nicht einmal einem Hund anbieten. Aber was konnte man schon von einer Frau erwarten, die wahrscheinlich in ihrem ganzen Leben noch nie selbst gekocht hatte? Was wohl das große, bis zum Rand gefüllte Whiskeyglas neben seinem Teller sollte? Dachte sie etwa, wenn er betrunken sei, würde er nicht merken, wie scheußlich das Essen schmeckte?
    Er trug den Teller in die Küche und leerte das, was darauf lag, in den Mülleimer. Dann bestrich er ein Brot mit Erdnussbutter und aß es, am Tresen stehend, auf. Ein Blick in die Spüle verriet ihm, dass auch hier Katastrophenalarm angesagt war. Er konnte nur hoffen, dass Isabelle dieses Chaos irgendwann beseitigen würde.
    Als er schließlich mit seinem Drink hinüber in sein Arbeitszimmer ging, hörte er von oben den Staubsauger. Um halb acht Uhr abends!
    Emilio ging hinauf und fand Isabelle in einem der Gästezimmer, emsig um das große Bett herum saugend. Da sie ihn nicht wahrnahm, konnte er sie ungehindert beobachten. Die neue Uniform sah gut aus, aber Isabelle war viel zu dünn. Sie hatte schon damals eine schlanke und zarte Figur gehabt, aber nun war sie vollkommen abgemagert.
    Trotzdem sah sie immer noch wunderschön aus. Damals auf dem College hatte er sie oft angeschaut, auch wenn sie nichts weiter tat, als auf seinem Bett zu sitzen und sich auf ein Seminar vorzubereiten. Ihre graziösen Bewegungen waren bezaubernd – selbst wenn sie nur, wie jetzt gerade, Hausarbeit verrichtete.
    Als Isabelle auf der anderen Seite des Bettes ankam, entdeckte sie Emilio plötzlich und schaltete erschrocken den Staubsauger aus.
    „Bist du überrascht, mich zu sehen?“, fragte er.
    Sie wirkte erschöpft. „Brauchst du irgendetwas?“
    „Ich wollte dir nur mitteilen, dass es nicht funktioniert hat.“
    „Was denn?“
    „Dein Mordversuch mit dem verdorbenen Essen.“
    Er sah deutlich, dass sie verletzt war, aber sie hob kampfeslustig das Kinn und erwiderte: „Naja, du kannst es mir nicht verübeln, dass ich es versucht habe. Wenn ich es recht bedenke, sollte ich dich vielleicht lieber im Schlaf erdrosseln.“
    Ihr Mut entlockte ihm fast ein Lächeln. „Sollte der Whiskey dazu dienen, mich willenlos zu machen?“
    Sie zuckte die Achseln. „Es ist einfacher, wenn das Opfer sich nicht wehrt.“
    Vielleicht sollte er heute Nacht besser die Tür abschließen? „Warum putzt du jetzt noch?“, wollte er wissen.
    „Weil das mein Job ist, oder etwa nicht?“
    „Normalerweise schon, aber nicht um diese Uhrzeit.“
    „Ich war noch nicht fertig.“
    „Der Lärm stört mich beim Arbeiten“, erklärte er.
    Es war offensichtlich, dass sie eine sarkastische Bemerkung unterdrückte. „Ich werde mich bemühen, leise zu sein.“
    „Das hoffe ich. Und was ist mit der Küche? Das herrscht das blanke Chaos.“
    „Ich kümmere mich darum“, antwortete sie knapp.
    Wie lange er wohl brauchen würde, bis sie explodierte? Emilio spürte genau, dass sie wütend war. Damals hatte er sie nicht ein einziges Mal aufbrausend oder schnippisch erlebt. Wenn es zwischen ihnen Meinungsverschiedenheiten gab, hatte sie einfach geschwiegen. Es müsste interessant sein, herauszufinden, wie sie war, wenn sie mal aus sich herausging. Aber heute Abend wollte er sie nicht weiter quälen.
    Als er sich zum Gehen wandte, hielt sie ihn auf. „Emilio?“
    Er drehte sich um.
    „Das mit dem Dinner tut mir wirklich leid.“
    Eine Gelegenheit, sie noch ein wenig mehr zurechtzustutzen. Doch Emilio brachte es nicht übers Herz, weil sie plötzlich so klein und schuldbewusst wirkte. Ihm war klar, dass sie sich wirklich bemühte, alles richtig zu machen. Und irgendwie schaffte sie es, dass er in ihrer Gegenwart sanftmütig wurde.
    „Vielleicht könntest du morgen ein Gericht ausprobieren, das nicht ganz so kompliziert ist“, schlug er vor.
    „Mache ich.“
    Er ging, und sie schaltete den Staubsauger wieder an.
    Im Büro setzte er sich an den Schreibtisch und fuhr seinen Computer hoch. Bald hörte das Staubsaugergeräusch auf, und eine Dreiviertelstunde später hörte er Isabelle in der Küche mit dem Geschirr klappern. Nach etwa einer weiteren Stunde war endlich Ruhe.
    Um elf machte er den Computer aus, löschte das Licht im Büro und ging in die Küche. Alles war blitzblank und

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