Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
Vom Netzwerk:
unseren gewaltigen Schulden sagen?"
    "Robert wird dich anbeten, und mein Vater wundert sich über nichts mehr, was ich tue. Wir beide haben uns nie gut miteinander vertragen."
    "Bist du deswegen vor einigen Jahren davongelaufen?"
    "Ja", bestätigte er knapp, ohne weitere Erklärungen hinzuzufügen.
    Sollte sie wirklich eine Reise von mehreren hundert Meilen antreten? Zu einer fremden Familie, die es ihr zu Recht verübeln würde, dass sie fünftausend Pfund Schulden mit in die Ehe brachte? Ihre Freude über Nicks Rettung würde diese Tatsache nicht aufwiegen und ebenso wenig die Tatsache, dass sie ohne den Segen und die Zustimmung seines Vaters geheiratet hatten.
    "Also schön – unter einer Bedingung." Da er die Augenbrauen hochzog, fügte sie hastig hinzu: "Ich weiß, es gehört sich nicht, Bedingungen zu stellen, während du dich bemühst, mir zu helfen. Versprich mir bloß, dass wir unsere Ehe so bald wie möglich annullieren lassen."
    Er sah sie unverwandt an. "Gut. Falls du das immer noch wünschst, nachdem wir einen Monat in Northumberland verbracht haben."
    "Einen Monat?", wiederholte sie argwöhnisch. "Wozu?"
    "Um den Charme meiner Familie auf dich wirken zu lassen", erwiderte er mit einem Lächeln, das ihr Herz höher schlagen ließ. "Also, was meinst du?"
    "Einverstanden. Gleich morgen werde ich alle Händler bezahlen und mit Jennys Hilfe packen. John wird unterdessen nach der Kutsche, dem Geschirr und den Pferden sehen. Wie lange wird die Reise wohl dauern?"
    "Mindestens eine Woche, wenn wir die Pferde nicht schinden wollen."
    "Wir müssen auch auf John Rücksicht nehmen."
    "John und ich können abwechselnd die Zügel übernehmen."
    "Nein!" Mit raschen Schritten trat sie vor ihn hin. "Sei doch vernünftig! Du musst dich noch schonen."
    Zu spät fiel ihr auf, wie dicht sie sich ihm genähert hatte. "Du führst mich in Versuchung, Katherine", bemerkte er mit einem spitzbübischen Lächeln. "Am liebsten würde ich dir auf der Stelle beweisen, wie gut es mir geht. Schließlich hat man mir bloß ein wenig den Hals lang gezogen, ich leide weder an der Schwindsucht noch am Gefängnisfieber."
    Katherine suchte nach einem weiteren Argument. "Aber es gehört sich nicht für einen Gentleman, auf dem Kutschbock zu sitzen und die Pferde zu lenken."
    "Ich habe zwei Jahre als gemeiner Soldat gelebt und mehrere Wochen als Sträfling." Bevor sie Gelegenheit hatte, etwas zu erwidern, kniff er sie ins Kinn und wandte sich zum Gehen. "Nun muss ich mich aber wirklich hinlegen, sonst wird mir meine energische Gattin eine Gardinenpredigt halten."
    "Du bist einfach unmöglich!" Katherine funkelte ihn gereizt an, bevor er die Tür hinter sich schloss. Dann musste sie wider Willen schmunzeln. Nicholas Lydgate besaß zweifellos einen starken, eigensinnigen Charakter, doch sie fand die Wortgefechte mit ihm äußerst anregend.
    Beklommen gestand sie sich ein, dass sie dabei war, gefährlich zärtliche Gefühle für ihn zu entwickeln. Was würde sie erst nach ihrer langen, gemeinsamen Reise empfinden?

9. Kapitel
    Katherine betrachtete den schlafenden Mann, der ihr in der Kutsche gegenübersaß, mit gemischten Gefühlen. Einerseits war sie erleichtert, dass Nicholas sich endlich ausruhte, andererseits aber auch enttäuscht, da sie sich nicht mit ihm unterhalten konnte. War er wirklich so erschöpft, oder wich er bloß ihren Fragen aus?
    Wenigstens hatte sie nun Gelegenheit, ihn unbeobachtet zu studieren, während Jenny wie gebannt aus dem Fenster sah. Auch im Schlaf wirkte er elegant, die Lippen nur leicht geöffnet, die Atemzüge tief und regelmäßig. Philip dagegen pflegte laut zu schnarchen …
    Katherine seufzte innerlich auf. Wo mochte ihr Bruder sich in diesem Augenblick befinden? Ging er vernünftig und sparsam mit seinem Geld um, oder lockten ihn bereits die Wirtshäuser und Spielhöllen der französischen Küstenstädte? War er glücklich, da ihn nun niemand mehr an seine Pflichten erinnerte und ihn zur Disziplin mahnte? Fühlte er sich vielleicht einsam?
    Sie wischte eine Träne fort, bevor sie sich wieder auf ihren Gatten konzentrierte. Nick sah durch und durch ehrbar aus, denn er hatte sich tags zuvor in der Stadt nicht nur ein paar neue Hemden gekauft, sondern sich auch von einem Barbier das Haar schneiden und nach der neuesten Mode frisieren lassen.
    Und seine Gesichtszüge … Dunkle Augen, hohe Wangenknochen, ein kräftiges Kinn, ausdrucksvolle Lippen und eine gerade Nase. Eine feine weiße Narbe zog sich über seine

Weitere Kostenlose Bücher