Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
Vom Netzwerk:
Während sie mit Heron sprach, kamen noch mehrere andere Diener in die Eingangshalle. Sie taten, als wollten sie den Neuankömmlingen helfen, doch in Wirklichkeit hatte die unerwartete Ankunft des Erben der Familie schlichtweg ihre Neugier erregt.
    Glücklicherweise führte Nick in diesem Augenblick seinen Bruder zu ihr herüber. "Robert, ich habe die Freude, dich meiner Gattin vorzustellen. Katherine, mein Bruder, Lord Robert Lydgate."
    Sie vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen, um den vorwurfsvollen und zugleich furchtsamen Ausdruck in ihrer Miene zu verbergen. Stattdessen begrüßte sie seinen Bruder. "Mylord. Nicholas hat mir sehr viel von Ihnen erzählt."
    "Einfach nur Robert, bitte. Ich darf dich doch hoffentlich Katherine nennen? Und meiner neuen Schwägerin einen Kuss geben?" Während er sich ihr zuneigte, erinnerte er sie plötzlich so sehr an Nick, dass ihr der Atem stockte. Herzlich und doch züchtig küsste er sie auf beide Wangen, dann hielt er sie auf Armeslänge von sich weg, um sie zu betrachten. "Nick hatte schon immer einen erlesenen Geschmack. Willkommen zu Hause. Ich hoffe …"
    Da wurde Robert von einer ruhigen, wohlklingenden Stimme unterbrochen, die die kleine Gruppe in der Eingangshalle jäh verstummen ließ. "Heron, wie es scheint, sind Gäste eingetroffen. Wie kommt es, dass ich nichts davon erfahre?"
    Der Butler wurde rot. "Euer Gnaden, ich wollte sie Ihnen soeben melden", beeilte er sich zu sagen. Als Katherine sich umwandte, sah sie einen Herrn, der gerade mit einem Buch in der Hand aus einem Zimmer trat. Auch ohne Herons Anrede hätte sie gewusst, um wen es sich handelte. Ihr Schwiegervater glich in der Tat einem vierzig Jahre älteren Nick, nur entsprach er nicht dem Bild des altväterlichen Gutsherrn, das ihr vorgeschwebt war.
    "Keine Gäste, Vater, sondern Nick", meldete sich Robert, der als Einziger unter den Anwesenden nicht im Mindesten angespannt wirkte. "Endlich ist er wohlbehalten heimgekehrt!"
    "Kommt zu mir in die Bibliothek." Mit diesen Worten zog sich der Duke wieder in das Zimmer zurück.
    "Katherine", begann Nick, "ich werde dir später alles erklären …"
    "Oh ja, das wirst du", erwiderte sie fest. Dann reckte sie das Kinn empor und schritt so selbstsicher, wie sie nur konnte, durch die Tür, die Robert ihr aufhielt.
    In der Bibliothek musterte der Duke sie mit unbewegter Miene. "Guten Tag, Maam. Ich heiße Sie willkommen. Gewiss wird einer meiner Söhne bald so freundlich sein, Sie mir vorzustellen."
    "Vater, ich habe die Ehre, dich mit meiner Gattin Katherine bekannt zu machen." Die ersten Worte, die Nick an seinen Vater richtete, klangen keineswegs reumütig und zugleich ausgesprochen höflich, wofür Katherine ihn bewunderte.
    "Euer Gnaden." Nach einem tiefen Knicks hob sie den Kopf, um gelassen den Blick des alten Herrn zu erwidern. Anscheinend machte sie keinen schlechten Eindruck auf ihn, denn er deutete seinerseits eine Verbeugung an und nahm ihre Hand. Zu ihrer Verwunderung hauchte er sogar einen Kuss auf ihre Wange.
    "Dann muss ich Sie … dich nicht nur in diesem Haus, sondern auch in unserer Familie willkommen heißen", sagte er ernst. "Habe ich die Heimkehr meines Sohnes dir zu verdanken?"
    "Soweit ich weiß, Euer Gnaden, hatte sich Nicholas schon vor unserer ersten Begegnung vorgenommen, nach Hause zurückzukehren." Eigentlich müsste sie dem Duke nun erklären, wie es um ihre Ehe stand, doch ein Anflug von Feigheit ließ sie zögern.
    "Bitte nimm doch Platz, Katherine."
    Nein! Sie durfte sich von diesem Furcht erregenden, alten Herrn nicht als Schwiegertochter akzeptieren lassen. "Euer Gnaden sind sehr gütig, aber ich muss Ihnen sagen, dass Sie mich nicht in Ihrer Familie willkommen heißen sollten." Als sie hörte, wie Nick neben ihr scharf den Atem einzog, fuhr sie hastig fort: "Ihr Sohn hat sich aus reiner Ritterlichkeit bereit erklärt, mich zu heiraten, um mich aus einer schweren Notlage zu befreien. Aber wir wollen unsere Ehe so bald wie möglich annullieren lassen."
    "Tatsächlich?" In vorzüglich beherrschtem Erstaunen zog der Duke seine dunklen Augenbrauen hoch, die sich auffällig von seinem stahlgrauen Haar abhoben. "Soll ich daraus etwa schließen, dass mein Sohn nicht in der Lage ist, seine ehelichen Pflichten zu erfüllen?"

12. Kapitel
    Katherine spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
    "Sir!", rief Nick empört.
    Sie warf ihm einen warnenden Blick zu und ließ sich auf dem Stuhl nieder, den der Duke ihr angeboten hatte. "Darüber

Weitere Kostenlose Bücher