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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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beibringen?"
    Wieso zögerte sie? Gewiss, sie nahm ihm übel, dass er ihr seinen Titel und seine Herkunft verschwiegen hatte, aber es musste ihr noch etwas anderes auf dem Herzen liegen.
    "Besten Dank, aber du wirst wahrscheinlich zu beschäftigt sein. Außerdem würde mir diese Fertigkeit ohnehin nichts nützen."
    "Ich habe nicht vor, Nicholas rund um die Uhr an den Verwalter zu ketten", ließ sich der Duke vernehmen. "Er wird noch früh genug alles Nötige lernen. Und vielleicht verfolgt er ja auch eigene Pläne."
    Was soll denn das schon wieder heißen, dachte Nick. Dann beschloss er, die Karten offen auf den Tisch zu legen.
    "Das stimmt, Vater. Natürlich werde ich viel Zeit für all die Aufgaben, die ich dir abnehmen kann, einplanen müssen. Dann möchte ich auch noch das Witwenhaus neu einrichten und einen Wohnsitz in der Stadt erwerben. Aber das wird mich nicht davon abhalten, Katherine Reitstunden zu geben."
    Katherine hütete sich, den Köder zu schlucken, sondern schob schweigend den Reis auf ihrem Teller hin und her.
    "Meine Stadtresidenz steht dir jederzeit zur Verfügung", wandte der Duke ein. "Ich fahre höchstens noch nach London, wenn das Oberhaus tagt, und inzwischen nehme ich nicht einmal mehr an jeder Sitzungsperiode teil."
    "Vielen Dank, Vater, aber ich dachte an ein etwas kleineres Haus."
    In diesem Augenblick trugen die Lakaien die Teller hinaus und verließen für eine Weile das Speisezimmer.
    "Eignet sich die Stadtresidenz deiner Familie nicht viel besser für deine Zwecke in der kommenden Saison?", fragte Katherine sanft.
    "Wieso?"
    "Sie wird die Mütter vornehmer Debütantinnen beeindrucken. Das ist sehr wichtig, wenn man eine Braut sucht."
    Robert stieß hinter seiner Serviette ein ersticktes Lachen aus, womit er einen milde tadelnden Blick von seinem Vater und ein wütendes Funkeln von seinem Bruder erntete.
    "Das habe ich gar nicht vor."
    "Nun, natürlich nicht sofort, das würde sich nicht schicken. Aber du hast doch selbst gesagt, dass du eine Familie gründen willst, oder?", antwortete Katherine in aufreizend freundlichem Ton. Da nun Heron mit den Lakaien zurückkehrte, wandte sie sich an den Duke: "Stellt dieses hübsche Bild über dem Kamin Ihren Park dar?"
    Während des nächsten Gangs unterhielten sie sich über unverfängliche Themen. Robert bestand darauf, dass Nick so bald wie möglich einen Schneider aufsuchen müsse. "Sonst platzen an meinen Röcken nämlich bald die Nähte."
    Alle lachten über Roberts gespielte Entrüstung, doch Nicks Aufmerksamkeit galt Katherine. Er hatte den Eindruck, dass sie die Schultern ein wenig hängen ließ und dass ihr Lachen gezwungen klang. Als er beobachtete, wie sie einen Rest Käsekuchen auf ihrem Teller hin und her schob, fiel bei ihm endlich der Groschen: Sie war erschöpft.
    Sollte er etwas sagen? Wartete sie auf irgendein Zeichen des Hausherrn, um den Tisch zu verlassen? Aber da hatte er Katherine unterschätzt. Während er noch zögerte, wechselte sie einen Blick mit seinem Vater. Dann erhob sie sich anmutig und lächelte den Herren zu, die ebenfalls aufstanden. "Wenn Sie gestatten, Euer Gnaden, würde ich mich gerne zurückziehen, statt anschließend im Salon mit Ihnen Tee zu trinken."
    "Natürlich, meine Liebe. Gute Nacht."
    Nick machte Anstalten, sie zu begleiten, aber sie schüttelte leicht den Kopf und ging allein hinaus. Ihre Zurückweisung verletzte ihn. Wieso behandelte sie seinen Respekt einflößenden Vater unbefangener als ihn selbst, und wieso wirkte sie in Roberts Gesellschaft so viel entspannter? Nur mit Mühe gelang es ihm, die Augen von der Tür abzuwenden und seinem Bruder zuzuhören.
    Auf ihrem Zimmer zog Katherine sich aus und ließ sich von Jenny das Haar bürsten. Nachdem die Zofe sie allein gelassen hatte, sah sie sich in dem protzig-kalten Zimmer um, das ihr in diesem Augenblick besonders groß erschien. Das Kerzenlicht warf unheimliche flackernde Schatten an die Wände.
    Mit Hilfe eines Schemels kletterte sie ins Bett und lehnte sich in die üppigen Kissen zurück. Eigentlich sollte sie schlafen, doch ihre Müdigkeit war plötzlich verflogen.
    Irgendwo draußen auf dem Korridor schlug jede Stunde eine Uhr, während Katherine wach lag. Gegen ein Uhr nachts hielt sie es nicht mehr in ihrem Bett aus. Ein Buch käme jetzt gelegen. In ihrem Zimmer gab es nichts zu lesen, aber sie kannte den Weg zur Bibliothek. Lieber wollte sie sich hinunterwagen, als schlaflos in dieser eisigen Höhle herumzusitzen. Um diese Zeit

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