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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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würde sie ohnehin keiner Menschenseele mehr begegnen. Kurz entschlossen zog sie ihren Morgenrock über, nahm einen Kerzenleuchter und ging in den Flur hinaus.
    Offensichtlich kannte sie die Gepflogenheiten im Palast eines Herzogs schlecht. In den Gängen brannte Licht, vermutlich für den Fall, dass Seine Gnaden oder irgendein anderes Mitglied des Haushalts Lust auf einen nächtlichen Spaziergang verspürte. Katherine erblickte sogar einen Lakaien, der die Runde machte, um die Dochte zu schneiden. Leise huschte sie zur Treppe, nachdem sie ihre eigene Kerze ausgeblasen hatte. Unten angekommen, erstarrte sie. Ein leichtes Schnarchen ertönte vom Stuhl des Pförtners neben der Eingangstür. Glücklicherweise regte sich der Mann nicht, während sie die Eingangshalle durchquerte und die Bibliothek betrat.
    Im Kamin brannte immer noch ein Feuer. Die großen Ohrensessel davor wirkten warm und einladend, gemütlicher als alles andere, was sie bisher in diesem Haus gesehen hatte.
    Überall lagen Bücher – in den Regalen, auf dem Boden und auf den Tischen. Als Katherine einen Stapel durchsah, stellte sie erfreut fest, dass es sich um Romane handelte, und zwar um neu erschienene Werke. Mit zwei willkürlich ausgewählten Bänden ließ sie sich im Sessel nieder, der ihr am nächsten stand.
    "Hallo, Kat. Ist dir das Feuer warm genug?"
    Vor Schreck hätte sie beinahe ihre Bücher fallen lassen. Nick saß in dem anderen Ohrensessel, halb im Dämmerlicht verborgen. Er trug einen dunklen Morgenmantel aus Seide und hielt ein Glas Brandy in der Hand.
    "Oh! Du … ich dachte, das Zimmer sei leer", stammelte Katherine. "Entschuldige, ich gehe schon."
    "Nein, bitte bleib doch sitzen. Ich wollte dich nicht vertreiben. Was führt dich hierher? Falls das Feuer in deinem Zimmer ausgegangen ist, brauchst du nur zu läuten."
    "Ich wollte bloß lesen. Außerdem würde ich nicht im Traum daran denken, das Personal mitten in der Nacht zu stören."
    Nick zuckte die Achseln. "Es sind immer einige von ihnen im Dienst."
    "Für den unwahrscheinlichen Fall, dass irgendjemand um zwei Uhr morgens etwas wünscht? Wie lächerlich! Ach, entschuldige, wie unhöflich von mir. Selbstverständlich hat Seine Gnaden darüber zu bestimmen, wie sein Haus geführt wird." Da ihr die Bezeichnung Haus plötzlich höchst unzulänglich schien, verbesserte sie sich: "Oder vielmehr Palast."
    "Würdest du dieses Gebäude so nennen?", fragte Nick belustigt. "Ich empfinde es als völlig normal. Als Kind spielte ich in den Gängen, kämpfte mit den Ritterrüstungen, kletterte am Efeu hinauf und fiel in den See …"
    "Bitte glaube nicht, dass ich all die Pracht nicht zu würdigen weiß", sagte Katherine. "Aber heute Nacht sehne ich mich nach ein wenig Gemütlichkeit."
    Gemütlichkeit, schalt sie sich. Was für ein albernes Wort!
    "Fandest du unsere Zelle in Newgate gemütlich?"
    Katherine stutzte einen Augenblick. Dann antwortete sie langsam: "Ja. Dort fühlte ich mich geborgen. Ich spürte, dass du mich vor allem beschützen würdest, was mich bedroht."
    "Dann lass mich dich weiterhin beschützen!" Nick sprang auf. Im Licht des Feuers, das rote Reflexe in seinem Haar aufschimmern ließ und seine zornige, wilde Miene hervorhob, bot er einen atemberaubenden Anblick. "Bleibe meine Gattin!"
    "Nein! Das wäre ein Fehler. Ich nehme die Ehe sehr ernst. Für mich kommt nur eine Liebesheirat mit einem Mann meines Standes in Frage."
    "Was für ein Eigensinn!" Er trat direkt vor sie hin, sodass sich seine dunkle Silhouette gegen das Feuer abzeichnete. "Ich könnte die Annullierung ohne Schwierigkeiten verhindern."
    "Wie wir gestern Abend festgestellt haben, würdest du mir niemals Gewalt antun", gab Katherine zurück, indem sie mühsam das Zittern in ihrer Stimme unterdrückte.
    Nick sank wieder in seinen Sessel und warf ihr einen finsteren Blick zu. "Im Augenblick steht das Spiel also unentschieden."
    "Hier geht es nicht um ein Spiel, sondern um eine Abmachung", erklärte Katherine. "Und an diese Abmachung wirst du dich halten."
    Schweigen trat ein. Nach einer Weile erkundigte sich Nick: "Wieso kannst du übrigens nicht schlafen? Machst du dir Sorgen wegen meines Vaters?"
    "Oh nein. Ich finde ihn sympathisch."
    "So?"
    "Ja. Du ähnelst ihm sehr. Und Robert mag ich natürlich auch."
    "Was stört dich dann?"
    Katherine biss sich auf die Lippe. "Oje! Es klingt so grob und undankbar, aber es liegt an meinem Schlafzimmer. Es ist so … so kalt."
    "Dann müssen wir das Feuer neu anfachen

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