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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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"Wolltest du es mir überhaupt je erzählen?" Ohne ihn zu Wort kommen zu lassen, fuhr sie fort: "Mir ist natürlich klar, was dich dazu bewogen hat. Die Schulden deines Schwagers hätten Schande über deine Familie gebracht. Glaube mir, ich kann dich gut verstehen. Ich schäme mich ebenso sehr wie du, dass euch wegen mir ein Skandal droht." Allmählich wich ihr Zorn der Verzweiflung, und ihre Stimme zitterte. "Alles andere, sogar Philips Betrug, hätte ich leichter ertragen können als diese Demütigung."
    Nick sah sie bestürzt an. "Sag so etwas nicht, Kat. Liebling …" Im nächsten Augenblick schloss er sie in seine Arme und streichelte ihr Haar. "Denk doch einmal nach. Niemand in London kennt die wahre Identität des Mannes, den du geheiratet hast, und selbst wenn sie bekannt wäre, könnte solch eine harmlose Affäre meiner Familie nichts anhaben. Herrgott, Cousin Hereward saß schon dreimal im Schuldturm, mein Großonkel hält sich für den Zaren aller Reußen, und ich wurde von meinem Vater verstoßen und habe als gemeiner Soldat gedient – um nur einige unserer Familienskandale zu nennen. Dagegen sind die Torheiten deines Bruders eine Kleinigkeit."
    Wie angenehm sich seine starken Arme anfühlten und wie beruhigend seine Worte klangen! Vergeblich versuchte Katherine sich einzureden, dass es im Augenblick keine Rolle spielte, wer ihr den ersehnten Trost spendete. Sie liebte den Mann, der sie gerade umarmte, seine Wange an ihre Wange legte und sanft ihren Nacken streichelte. Wie gerne würde sie sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn zu küssen …
    Doch dann gab sie sich einen Ruck. "Was bei einer einfachen Familie ein Skandal ist, gilt bei einem Herzogshaus bloß als exzentrisch", wandte sie ein, während sie sich von ihm löste. "Und nun möchte ich gerne wissen, was der Ehevertrag zu bedeuten hat."
    "Nun, Wilkinson kann dir die Einzelheiten besser erklären als ich …"
    "Das meine ich nicht, Nick! Wieso gibt es überhaupt einen Vertrag?"
    "Was würde aus dir werden, wenn ich vom Pferd falle und mir das Genick breche?"
    "Genau dasselbe, wie wenn du dir am Galgen das Genick gebrochen hättest", erwiderte Katherine spröde. "Ich würde selbst für meinen Lebensunterhalt sorgen." Als sie seine betroffene Miene sah, fügte sie rasch hinzu: "Im Augenblick bin ich auf das Geld allerdings angewiesen, also werde ich es einfach zu dem Betrag hinzurechnen, den ich dir bereits schulde."
    Eigentlich hatte sie mit heftigem Protest gerechnet, doch ihr Gatte nickte bloß aufreizend freundlich und öffnete die Tür. "Komm mit, ich werde dir jetzt dein neues Schlafzimmer zeigen. Dort kannst du dich für deine erste Reitstunde umziehen."
    Katherine folgte ihm, ohne ihn darauf hinzuweisen, dass sie kein geeignetes Kleid besaß. Dabei achtete sie aufmerksam auf den Weg, den sie zurücklegten. Einige Gemälde in den Fluren und eine große chinesische Vase auf einem Tischchen kamen ihr bekannt vor. "Liegt mein Zimmer nahe bei deinen Gemächern?"
    "Ja, direkt daneben."
    Während sie bestürzt den Atem anhielt, öffnete Nick eine Tür und ließ sie als Erste eintreten. "Hier wirst du es behaglich haben, bis wir ins Witwenhaus ziehen."
    Weder die Aussicht auf den Umzug noch die Nähe zu Nicks Schlafgemach würden dazu beitragen, dass sie sich behaglich fühlte. Doch Katherine verkniff sich diese Antwort, da sich Jenny und noch ein anderes Dienstmädchen im Raum befanden. Die beiden jungen Frauen saßen auf dem Bett und nähten fleißig an einem Kleid mit langen, fließenden Röcken, das zwischen ihnen ausgebreitet lag.
    Als Katherine und Nick eintraten, sprangen sie auf. "Wir haben den Saum gekürzt und die Taille enger genäht, Mylord", erklärte Jenny. "Jetzt müsste es passen."
    Ein hübsches Reitkostüm, zu dem auch ein Paar Stiefel und ein eleganter Dreispitz mit Schleier gehörten, wurde vor Katherines Augen ausgebreitet.
    "Woher kommen diese Sachen?", erkundigte sie sich in gefährlichem Ton.
    "Von Cousine Augusta. Sie hatte das Kleid bestellt, bevor sie ihrem Gatten vor sechs Monaten ein Kind schenkte. Anscheinend dachte sie, dass sich ihre Taillenweite durch die Schwangerschaft nicht ändern würde, doch da hatte sie sich wohl geirrt. Daher ließ sie das Reitkostüm bei ihrem letzten Besuch einfach hier zurück. Wir treffen uns in einer halben Stunde in der Eingangshalle."
    Katherine widerstand der Versuchung, ihm die Stiefel hinterherzuwerfen, während er sich entfernte. Stattdessen wandte sie sich mit einem

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