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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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Katherine, die sich unschicklich tief ins Gras hatte sinken lassen, wieder auf.
    Nick brach in schallendes Gelächter aus. "Noch nie", brachte er keuchend hervor, "noch nie hat ein Pferd für mich die Anstandsdame gespielt. Dafür habe ich aber schon hässlichere Anstandsdamen gesehen."
    Auch Katherine konnte ihr Kichern nicht unterdrücken. "Wie schockiert er dreinschaut", rief sie. Blitz sah sie bloß vorwurfsvoll an und begann zu grasen, als habe er sich mit der Dummheit der Menschen abgefunden. Als Katherine ihre Umgebung etwas aufmerksamer betrachtete, stellte sie fest, dass sie sich ganz in der Nähe des Sees befanden. Hinter einem Wäldchen ragten hohe rote Schornsteine auf.
    "Liegt dort drüben das Witwenhaus?"
    "Ja. Du wolltest doch unter vier Augen mit mir sprechen, Katherine. Dies scheint mir eine ideale Gelegenheit."
    "Ich könnte dich für deine Täuschung ohrfeigen", gab sie zurück. "Wieso hast du mir nichts von deinem Titel und dem deines Vaters erzählt?"
    "In Newgate? Hättest du mir denn geglaubt?" Nick schlang die Arme um seine Knie. "Du kanntest meinen echten Namen. Du hättest im Adelsregister nachschlagen können."
    "Aber natürlich!", meinte Katherine sarkastisch. "Wenn ich einen Wegelagerer kennenlerne, überprüfe ich als Erstes, ob er zufällig aus einer adligen Familie stammt." Sie pflückte ein Gänseblümchen, schlitzte den Stängel mit dem Fingernagel auf und steckte ein zweites Gänseblümchen hindurch. "Später, nach deiner Freilassung, hättest du es mir sagen können."
    "Was hättest du dann getan?"
    "Ich wäre unter keinen Umständen mit dir nach Northumberland gereist."
    "Eben", bemerkte Nick. Dann ließ er sich mit einem tiefen Seufzer ins Gras zurückfallen. "Ah, ich fühle mich selig! Als ich das letzte Mal auf dem Rücken in einem Feld lag, hatte man gerade das zweite Pferd unter mir weggeschossen, und ich landete mitten im Schlamm."
    "Bei Waterloo? Ich kann mir ein solches Grauen kaum vorstellen."
    "Es war entsetzlich. Es fällt mir nicht leicht, darüber zu sprechen, Katherine. Abgesehen von dir habe ich meine Erlebnisse noch keinem Menschen anvertraut."
    "Ich werde dir jederzeit zuhören, wenn du es wünschst", versprach sie. Eine Weile lang herrschte Schweigen. Katherine fuhr fort, Gänseblümchen zusammenzustecken, bis die Kette lang genug war, um einen Kranz daraus zu bilden. Vorsichtig legte sie ihn Nick auf den Kopf, ohne dass dieser es sehen konnte.
    "Was … wie?" Er fasste sich an die Stirn. "Warte nur! Du wolltest wohl, dass ich ahnungslos den Hut darüber ziehe."
    "Möglicherweise. Nick, wie konntest du ahnen, wie ich reagieren würde, wenn ich die Wahrheit über dich erfuhr? Wenn ich nun vor aller Augen die Contenance verloren hätte?"
    "Nein, du nicht. Ich wusste, dass du mir zürnen würdest – mit Recht, auch wenn ich zu deinem Besten gehandelt habe. Aber ich zweifelte nicht daran, dass du einem Duke ebenso mutig und selbstsicher entgegentreten konntest wie einem Wegelagerer."
    "Anfangs war ich so müde und eingeschüchtert, dass ich einfach alles hinnahm." Sie speicherte sein Lob in einem geheimen Winkel ihres Herzens, um sich später daran zu erfreuen. "Und ihr beide, du und dein Vater, sorgtet dafür, dass ich mehr Zeit mit Robert verbrachte als mit dir. Jetzt ist es zu spät, um dich anzuschreien und mit dem Porzellan zu werfen."
    "Vater meinte, du könntest nach der Auflösung unserer Ehe meinen Bruder heiraten."
    "Wie bitte?"
    "Damit wollte er meine Eifersucht anstacheln."
    "Oh." Wie könnte sie sich je mit einem anderen Mann vermählen, wo sie doch Nick so innig liebte und ewig lieben würde? Allein der Gedanke erschütterte sie so sehr, dass die Bedeutung seiner Worte erst nach einer Weile zu ihr durchdrang. "Eifersucht? Wieso Eifersucht?"
    Nick zuckte die Achseln. "Ich lasse mich nicht gerne daran erinnern, dass du nicht meine Gattin bleiben oder auch nur Hilfe von mir annehmen willst. Das hat er richtig erkannt."
    Also nicht so sehr Eifersucht, sondern vielmehr Stolz, dachte sie. Stolz, Besitzdenken und der übliche Konkurrenzkampf zwischen jungen Männern.
    "Ich liebe Robert wie einen Bruder", erklärte sie würdevoll. "Ebenso gut könnte ich den Duke persönlich heiraten."
    Darüber musste Nick herzlich lachen, genau wie sie beabsichtigt hatte. "Wie viel Gerede das verursachen würde! Eine Ehe zwischen März und Dezember! Du willst mich wohl aufziehen, meine Liebe, ich sehe schon, mein Vater übt einen schlechten Einfluss auf dich aus." Mit

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