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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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See. Demnach befand sie sich noch nicht einmal auf der richtigen Seite des Gebäudes.
    Wenn sie immer dem Gang folgte, würde sie früher oder später sicherlich den See erblicken. Sie bog um eine Ecke, aber auch hier erstreckte sich der schier endlose Park vor ihren Augen. Bald darauf verengte sich der Flur und machte eine Kurve. Sie musste in einem der Türme angelangt sein. Während sie sich den Kopf zerbrach, wie viele Türme das Gebäude besaß, ging eine Tür auf, und sie stieß heftig mit einer hochgewachsenen Gestalt im Reitanzug zusammen.
    "Euer Gnaden!" Katherine wollte schon vor dem Duke knicksen, aber im Nachtgewand hätte das lächerlich gewirkt. "Ich … ich habe mich verirrt."
    "Guten Morgen, Katherine. Du bist aber früh aufgestanden", bemerkte er, ohne eine Miene zu verziehen, als sei es nicht im Mindesten ungewöhnlich, dass seine Schwiegertochter en negligé den Flur entlanglief. "Ich werde jetzt ausreiten, wie jeden Morgen vor dem Frühstück. Meine Söhne schlafen lieber aus, als sich mir anzuschließen, aber vielleicht möchtest du mich eines Tages begleiten. Ach nein, du kannst ja noch nicht reiten, nicht wahr?"
    "Nein, Euer Gnaden. Euer Gnaden …?"
    "Suchst du dein Zimmer? Selbstverständlich, hier entlang." Er führte sie denselben Weg zurück, den sie gekommen war. Nach einer Weile gelangten sie durch eine Tür, die Katherine zuvor inmitten der weißen Täfelung nicht bemerkt hatte, in die Lange Galerie.
    "Ab hier kenne ich mich aus, Euer Gnaden. Bitte lassen Sie sich nicht länger aufhalten." Mit einem schüchternen Lächeln ließ sie seinen Arm los und durchquerte rasch – trotz ihrer weichen Knie – den endlos langen Raum.
    "Bis später, beim Frühstück, Katherine", rief der Duke ihr hinterher, aber als sie sich umdrehte, hatte er sich bereits entfernt.
    Der Duke und Katherine begegneten einander vor der Tür des Frühstückszimmers, aus dem laut und gereizt die Stimmen seiner Söhne ertönten. "Wenn du es ihm nicht sagst, werde ich es tun", rief Nick gerade.
    "Guten Morgen", begrüßte der Herzog die beiden beim Eintreten. "Von wem redet ihr da, wenn ich fragen darf? Wem wird etwas verschwiegen?"
    Nach einem finsteren Seitenblick auf seinen Bruder antwortete Robert: "Ich habe etwas mit dir zu besprechen, Vater, aber das kann warten."
    "Robert möchte Geistlicher werden, Vater", warf Nick ein. "Er steckt jedoch seinen Wunsch zurück, weil er findet, dass meine … eheliche Situation im Augenblick schon genug Wirbel verursacht."
    "Die Nachricht überrascht mich nicht." Lächelnd wandte sich der Duke an Katherine. "Was hältst du davon, meine Liebe?"
    Erstaunt, dass er sie nach ihrer Meinung fragte, erwiderte sie: "Ich glaube, Lord Robert würde es in der Kirche weit bringen, Euer Gnaden."
    "Wende dich am besten an den Bischof, Robert. Wir werden später darüber reden." Die Miene des Dukes verhieß, dass er seine Zustimmung nicht verweigern würde. "Und was hast du heute vor?", fragte er daraufhin Nick.
    "Ich werde mich mit Wilkinson treffen und danach mit Katherine zum Witwenhaus reiten."
    "Du willst also wirklich dort einziehen?"
    "Mit deiner Erlaubnis, Vater."
    "Du kannst darüber verfügen. Wie du weißt, fällt es immer dem Erben zu, wenn keine Dowager Duchess es benötigt."
    Katherine versuchte, den Blick ihres Gatten einzufangen. Hatte er denn vergessen, dass sie nicht reiten konnte? Außerdem besaß sie kein Reitkostüm.
    "Philpott."
    Ein Lakai trat neben Nick, nahm eine leise gemurmelte Anweisung entgegen und entfernte sich.
    Endlich sah Nick zu Katherine herüber. Lautlos formte sie die Worte: "Ich kann nicht reiten", aber er lächelte bloß und antwortete auf dieselbe Weise: "Du wirst es lernen." Katherine indes verspürte wenig Lust dazu. Gewiss würde sie ein so großes Tier niemals dazu bringen können, ihren Befehlen zu gehorchen. Ohne Reitkostüm drohte ihr allerdings keine Gefahr, in den Sattel steigen zu müssen. An dieses kleine Detail hat seine Lordschaft nicht gedacht, sagte sie sich schmunzelnd.
    Sie frühstückte mit gutem Appetit und beschloss, sich anschließend in einen sonnigen Erker in der Langen Galerie zurückzuziehen. Dort würde sie in Ruhe darüber nachdenken, was sie nach ihrer Abreise von Seaton Mandeville unternehmen sollte.
    Als jedoch Nick den Frühstückstisch verließ, blieb er neben ihrem Stuhl stehen. "Bist du fertig? Mr. Wilkinson erwartet uns."
    Verblüfft fragte sich Katherine, wozu sie mit Mr. Wilkinson, dem Sekretär und

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