Mein Mutiger Engel
nicht, dass wir uns lieben sollen. Ich sagte, ich werde dich lieben. Das ist nicht dasselbe."
"Ich … ich verstehe dich nicht."
"Offensichtlich nicht." Nun standen sie vor der Tür zu Nicks Schlafgemach. Katherine wusste, dass sie sich eigentlich wehren sollte, doch innerlich erfüllte sie dasselbe Vertrauensgefühl wie in jener Nacht im Gefängnis.
Nachdem Nick die Tür aufgestoßen hatte, trug er Katherine über die Schwelle. Im Innern des Zimmers brannten Kerzen, ein Feuer flackerte im Kamin, und auf dem Waschtisch stand ein Krug mit dampfendem Wasser. Nick ließ Katherine sanft herunter, dann griff er hinter sich, um den Schlüssel umzudrehen. "Der Schlüssel steckt, Kat – du kannst jederzeit gehen, wenn du willst."
22. Kapitel
"Nein, ich will nicht gehen", brachte Katherine mühsam hervor. "Obwohl ich es natürlich sollte. Was hat das alles zu bedeuten, Nick?"
"Ich habe dich gebeten, einen Monat zu warten, bis du eine endgültige Entscheidung triffst. Ich habe dich mit meiner Familie bekannt gemacht, dir unser Schloss gezeigt und auch das Haus, das unser Heim werden könnte. Jetzt möchte ich dir noch eine weitere schöne Seite des Ehelebens nahebringen." Er warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu, doch das Funkeln in seinen Augen bewies, wie mühsam er um ihretwillen seine Begierde im Zaum hielt.
"Ja, Nick", willigte sie errötend ein.
"Du vertraust mir?"
"Ich habe dir immer vertraut", antwortete sie schlicht, woraufhin seine Augen voller Zärtlichkeit aufleuchteten.
"Dann lass mich dir nun aus deinem wunderschönen Kleid helfen", sagte er. "Wie schließt es wohl?" Angespannt hielt sie den Atem an, während seine Hände forschend ihren Rücken entlangwanderten. "Ah, ich sehe schon, es hat kleine Knöpfe. Eins, zwei, drei … vier." Bald glitt das schmal geschnittene Gewand von Katherines Schultern hinab. "Wie soll ich es dir ausziehen? Über den Kopf?"
"Ja." Für einen Moment nahm die raschelnde Seide Katherine die Sicht, dann brachte das helle Kerzenlicht sie zum Blinzeln.
Nachdem Nick ihr auch das Unterkleid abgestreift hatte, drehte er sie um und legte seine Hände auf ihren Busen.
"Nicholas!"
"Hmm?"
"Du … oh!" Durch den hauchdünnen Stoff ihres Hemds hindurch spielten seine Daumen mit ihren Brustknospen. Als sie versuchte, sich aus seinen Armen zu winden, drehte er sie erneut um.
"Sträube … dich … doch nicht so", stieß er atemlos hervor. Plötzlich überkam Katherine ein erhebendes, befreiendes Gefühl der Macht. Sie hatte geglaubt, sie wäre seinen erfahrenen Händen und Lippen hilflos ausgeliefert. Nun aber erkannte sie, dass sie eine ebenso starke Wirkung auf ihn ausübte. Mit klopfendem Herzen schlüpfte sie aus ihren Tanzschuhen und fragte sich, wie Nick wohl fortfahren würde.
Als Nächstes löste er die Bänder, die das Hemdchen an den Schultern festhielten. Ein Prickeln durchfuhr sie, als sie das leichte, ganz leichte Zittern seiner Finger bemerkte. Immerhin waren die Hände dieses Mannes in der Gefängniszelle, unter dem Galgen und vor den bewaffneten Wegelagerern ruhig geblieben.
Erst nach einigen Sekunden wurde ihr bewusst, dass er sie bis auf ihre Strümpfe und ihre langen Abendhandschuhe vollständig entkleidet hatte. Unwillkürlich bedeckte sie ihre Blöße mit ihren Händen. Nick betrachtete sie mit einem Blick, der sie in größte Verlegenheit brachte. Leidenschaft lag darin, das konnte sie trotz ihrer Unerfahrenheit erkennen, aber darüber hinaus noch ein anderer, beinahe andächtiger Ausdruck.
"Willst du dich gar nicht ausziehen?", fragte sie, als sie das nervenaufreibende Schweigen nicht mehr aushielt.
Daraufhin streifte Nick seine Schuhe ab, zog Rock und Weste aus, lockerte sein Krawattentuch und öffnete die obersten drei Knöpfe seines Hemds.
"Mehr nicht?" Katherine wusste nicht recht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte.
"Ich will es dir nicht schwerer machen als unbedingt nötig", erklärte er, wobei er zwei Schritte auf sie zutrat. Sie wich zurück, bis sie mit den Kniekehlen gegen die Bettkante stieß und auf die Matratze niedersank. Sofort blieb er stehen. "Fürchtest du dich vor mir?"
"Nein. Ja, doch … ich weiß nicht", stammelte sie, doch dann riss sie sich zusammen. Was empfinde ich wirklich? "Ja, ich habe Angst", gestand sie. "Und ich glaube, es gefällt mir", fügte sie der Ehrlichkeit halber hastig hinzu.
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, lag sie flach auf dem Rücken, und Nick hielt ihre Hände sanft über ihrem Kopf fest.
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