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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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nicht. Um ehrlich zu sein, ich habe mich unsterblich und unwiderruflich in einen anderen Mann verliebt.“
    Ihre Mutter lächelte immer noch, als sie sich erhob und sich ihrer Tochter näherte. „Lord Merrick! Du hast dich entschieden, den Viscount zu heiraten! Eine ausgezeichnete Wahl, mein liebes Kind.“
    Abwehrend hob Lindsey die Hand, und die Baronin hielt jäh inne. „Es tut mir leid, Mutter. Der Mann ist nicht Stephen. Lord Merrick wäre der Letzte, den ich wählen würde. Der Mann, den ich liebe, ist Thor Draugr.“
    Die Augen ihres Vaters verengten sich zu Schlitzen. „Du meinst doch nicht etwa diesen ungehobelten Hünen, der vor ein paar Tagen in unser Haus stürmte?“
    „Thor ist der liebenswürdigste, zärtlichste, wunderbarste Mann, der mir je begegnet ist. Sobald ihr ihn erst einmal kennt, werdet ihr euch selbst davon überzeugen. Ich liebe ihn und werde ihn heiraten.“
    „Aber … aber sein Hintergrund?“, fragte ihre Mutter verstört. „Der Mann hat weder Titel noch gesellschaftliches Ansehen …“
    „Wie will er denn für deinen Unterhalt sorgen?“, wollte der Baron wissen, der sich gleichfalls erhoben hatte.
    „Thor ist keineswegs mittellos, und selbst wenn er es wäre, würde ich ihn heiraten. Er wünscht sich eine Unterredung mit dir, Vater. Ich wollte euch nur darauf vorbereiten.“
    „Wenn du dir einbildest, ich gebe mein Einverständnis …“
    „Ich bin zweiundzwanzig, Vater. Thor ist der Mann, den ich heirate, mit oder ohne euer Einverständnis.“ Sie eilte zu ihm und nahm seine Hand, spürte jedoch seine innere Abwehr. „Aber ich hoffe inständig, dass ihr ihn akzeptiert. Und ich bin fest davon überzeugt, ihr werdet beide erkennen, was ich an ihm so sehr liebe. Ihr werdet seine guten Eigenschaften sehen und begreifen, dass er der einzige Mann ist, mit dem ich glücklich werden kann.“
    Ihre Mutter stakste steifbeinig zum Sofa und sank ermattet in die Polster. Ihr Vater starrte sie fassungslos an.
    „Wie gesagt, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt. Im Moment müssen wir uns ganz auf Rudy konzentrieren. Wir müssen seine Unschuld beweisen, das ist im Augenblick das Wichtigste.“
    Der Baron räusperte sich. „Rudy … ja. Wir besprechen die Angelegenheit deiner Eheschließung, sobald dein Bruder wieder in Freiheit ist.“
    Lindsey nickte stumm, machte kehrt und verließ den Salon. Sie flehte inständig, dass ihr Bruder bald aus dem Gefängnis entlassen wurde.
    Und sie flehte, dass Thor sie tief in seinem Herzen liebte.

30. KAPITEL
    Hin und her gerissen zwischen ihrer Besorgnis um Rudy und ihrem Entschluss, Thors Gemahlin zu werden, eilte Lindsey durch die Halle. An der Treppe hielt der Butler sie mit gefurchter Stirn auf.
    „Was gibt’s, Benders?“ „Ein Brief, Miss. Der Bursche, der ihn brachte, sagte, es sei sehr dringend.“
    Eine dunkle Ahnung beschlich sie, als sie ihren Namen in Rudys Handschrift auf dem Umschlag las. Hastig brach sie das Siegel und überflog den Inhalt.
    Schwester,
    ich glaube, mich an etwas zu erinnern. Komm, so schnell Du kannst.
    Immer in Deiner Schuld
    Dein Bruder Rudy
    Ihr Herz klopfte schneller. Rudy erinnerte sich an etwas im Zusammenhang mit Stephen. Vielleicht würde ihnen das helfen, seine Unschuld zu beweisen.
    „Sagen Sie meinen Eltern, ich muss in einer dringenden Angelegenheit aus dem Haus und bin zum Essen nicht zurück.“
    „Sehr wohl, Miss. Soll ich die Kutsche vorfahren lassen?“
    „Dafür bleibt keine Zeit. Ich nehme eine Mietdroschke.“
    An ihre Eigenwilligkeit gewöhnt, nickte der Butler und legte ihr den pelzgefütterten Umhang um die Schultern.
    „Vielen Dank, Benders.“
    Sie eilte aus dem Haus und die Straße entlang. Es dauerte nicht lange, bis sie eine Droschke herangewinkt hatte.
    „Newgate Gefängnis“, wies sie den bärtigen Kutscher an, der griesgrämig nickte und die Zügel über die knochige Kruppe des alten Kleppers schnalzen ließ.
    Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis der Wagen endlich vor den Gefängnistoren hielt. Lindsey stieg aus. „Ich bezahle das Doppelte des Fahrpreises, wenn Sie auf mich warten. Es dauert nicht lang.“
    Der Mann strich sich über den weißen Bart und brummte. „Gut, ich warte.“
    Sie eilte zum Tor, sprach mit dem Wachtposten, gab ihm eine Handvoll Münzen, worauf er sie über den Gefängnishof und durch eine schmale Tür in den düsteren Bau führte.
    Ein zweiter Wärter führte sie den langen, modrigen Flur entlang. Ihre Schritte hallten gespenstisch von den

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