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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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Ungarn schon recht gut, weil das verfallene Heim von Justina nahe beim Lager liegt und er sich wie alle jungen Leute gern neugierig bei den Fremden herumtreibt! Er war für ein paar Tage hier auf der Dornau, um den Schwertkampf zu üben und mit mir auf die Jagd zu gehen, und es wird langsam Zeit, daß er wieder zu seiner Mutter zurückkehrt.“
    Der Gutsherr grinste, als er den erstaunten Blick von Hildeger sah. „Schon lange ist es im Gau kein Geheimnis mehr, daß der Sohn von Justina mein Kind ist, und wenn ich auch weiß, daß er als unfreies Kind einer Sklavin niemals mein Erbe antreten wird, so will ich doch dafür sorgen, daß er die gleiche Ausbildung wie die Söhne des Burgvogts erhält, damit er sich dem Grafen verdient machen kann und später vielleicht ein freier Mann wird! Mit seiner Mutter habe ich nicht mehr viel zu schaffen, da steht schon mein Weib davor und paßt auf, aber Liutbirc hat keine Einwände, wenn ich mich mit dem Buben abgebe und er oft ganze Wochen bei uns verbringt. Der Dornauer Hof wird auf Aistulf übergehen, wenn Liutbirc und ich keine Söhne bekommen, und so ist es wenigstens ein Trost, daß ich Vater eines Kindes bin, das klug und kräftig ist und mit mir auf die Jagd geht!“
    Stolz leuchtete aus den Augen von Arbeo, als er fortfuhr. „Warte, bis du ihn siehst, Hildeger, er ist ein prächtiger Junge, ungestüm und voller Mut, und er wird ohne Zögern seine Zukunft in die Hand nehmen und eines Tages frei sein, da bin ich mir sicher!“
    Die beiden Männer hatten die Gemüsegärten hinter den Gebäuden durchquert und waren nun auf dem Hofrund des Haupthauses angelangt, wo mehrere Mägde unter der strengen Aufsicht der Hausherrin neben dem von Steinquadern eingefaßten Brunnen die Wäsche reinigten. Schwere Holztröge voll seifigem Wasser, aus biegsamen Weidenruten geflochtene Körbe mit Henkeln und lederne Wassereimer standen überall im Weg, und mittendrin saß breit und behäbig die blonde Liutbirc auf einem hochlehnigen Stuhl und trieb die Frauen zur Arbeit an. Sie blickte nur kurz auf und grüßte den Händler mit einem gnädigen Nicken, und nachdem Hildeger sich höflich vor der Herrin verbeugt hatte, zog ihn Arbeo eifrig weiter zu den Pferdeställen. Dort legte der Gutsherr zwei Finger an die Lippen und ließ einen durchdringenden Pfiff ertönen, und sofort kam ein etwa zehnjähriger Junge mit fröhlichem Gesicht aus dem Stall gelaufen. „Er liebt die Pferde, mußt du wissen,“ raunte Arbeo dem Händler zu, „deshalb treibt er sich auch immer im Lager der Ungarn herum, denn sie haben wirklich unglaubliche Rösser, voller Kraft und Wendigkeit, dabei klein und sehr genügsam, und bei einem Wettrennen sind sie unseren Gäulen stets um eine Kopfeslänge voraus!“
    Riwin war ein schönes Kind, kräftig und stark, mit schnellen, geschmeidigen Bewegungen und einem klaren Blick voller Aufmerksamkeit. Von seiner Mutter Justina hatte der Junge die tiefschwarzen Locken und die dunkle, olivfarbene Haut, und diese welschen Merkmale bildeten einen eigenartigen, ganz besonderen  Gegensatz zu den leuchtend blauen Augen und den kantigen Gesichtszügen, die das Erbteil seines Vaters waren. Der lebhafte Bub war barfuß und trug den einfachen, grauen Kittel eines Bauernkindes, aber seine selbstbewußte Haltung und sein wißbegieriges und offenes Wesen unterschieden ihn auf den ersten Blick vom unfreien Kind irgendeines Hörigen oder Sklaven. Mit beiden Händen richtete er das gewebte Band auf seiner Stirn gerade und wartete gespannt auf die Anordnungen seines Vaters, und als Arbeo seinen Sohn anwies, Hildeger in das Lager der Ungarn zu führen und dort mit dem Anführer und seinen Männern bekannt zu machen, willigte Riwin freudig ein und packte sogleich tatkräftig beim Verladen der Waren und Einspannen der Rösser mit an. Schon nach kurzer Zeit verließ der Händler mit seinen Sklaven und dem schwarzhaarigen Jungen die Dornauer Hochebene und rumpelte mit dem schwer beladenen Karren den steilen Abhang zur Lecha hinunter.
    Der Weg führte in engen Schlangenlinien den Berg herab, ein schmaler Saumpfad voller Löcher und Buckel, mit vom Regen tief ausgewaschenen Rinnen und gesäumt von kratzendem Gestrüpp und wild über den Steig wuchernden Sträuchern. Die beiden Sklaven des Händlers brauchten all ihre Kraft, um die Pferde zu zügeln und den schweren Wagen zu bremsen und auf dem Pfad zu halten, immer wieder schwankte der bis unter die ölige Schutzhaut mit Fässern und Säcken

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