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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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den größeren Kindern hatte ein jedes seine ihm zugewiesene Arbeit, die Mädchen tränkten das Vieh mit Wasser vom Brunnen, hüteten die Schafe und Ziegen oder halfen Richlint und mir im Gemüsegarten oder in den Vorratsschuppen, und die älteren Buben trieben die Schweine zur Futtersuche in den Wald, arbeiteten mit den Knechten auf den Feldern oder gingen in der Schmiede am Bach dem bärenstarken Reimbold zur Hand, schürten mit dem Blasebalg die Glut in der Esse, zogen mit feinem Schleifmittel die fertigen Klingen ab oder schwangen als Vorschläger abwechselnd den schweren Hammer. Die Kunst des Schmieds von Pitengouua wurde über die Grenzen unseres Gaus hinaus gerühmt und bewundert, und adelige Herren und Krieger kamen von weit her, um bei Reimbold Waffen und Gürtelgarnituren, Brustpanzer und Helme zu bestellen. Das war auch der Grund, warum ein so kunstfertiger Schmied nicht zum Kriegsdienst gerufen wurde, seine Arbeit an der heißen Esse konnte von keinem anderen getan werden, und Pfeilspitzen und Schwerter wurden von den Kriegern dringend gebraucht.
    Ella, das erstgeborene Kind von Leonhard und mir, lief still und genügsam wie ein kleiner Schatten den ganzen Tag meinem Rock hinterher, ohne Murren und Klagen trug sie die schweren Körbe mit Bohnen und Runkelrüben, die ich ihr auf den Rücken hob, und sie versuchte sich nützlich zu machen, wo sie nur konnte. Ihr ganzes Wesen glich dem meiner schon lange verstorbenen Mutter, ernst und in sich gekehrt wie einst Rautgund hörte Ella lieber zu, als daß sie selber sprach, und die himmelblauen Augen in dem schmalen, blassen Gesicht leuchteten erst spät am Abend auf, wenn sie auf dem Schoß ihres Vaters saß und er sie für ihren Fleiß und ihre Ausdauer lobte. Meine kleine Tochter sammelte am frühen Morgen in einem hölzernen Eimer die Milch aus den Tonschüsseln, in die Richlint und ich die Kühe und Ziegen gemolken hatten, sie trug mir den Weidenkorb nach, wenn ich Mangold, Bohnenkraut und Petersilie für unsere Suppe schnitt, und sie reichte mir meinen Grabstock, wenn ich mit hochgeschürztem Rock in den Furchen des Gemüsegartens kniete und die Strahlen der Sonne mich blendeten.
    Meine beiden Kinder liebte ich über alles, und einzig die Sorge um ihr Wohlergehen bestimmte mein Handeln von früh bis spät, denn Ella und Agilolf sollten in Sicherheit aufwachsen und weder hungern noch frieren. Selbst in tiefer Nacht wachte ich oft schweißgebadet und zitternd auf und fand keinen Schlaf mehr, wenn ich auch todmüde war und meine Knochen von der harten Arbeit des Tages schmerzten, packte mich doch die Angst vor dem kommenden Winter und dem Ausgang dieses unseligen Krieges in unruhigen Nächten wie ein Adler mit seinen scharfen Krallen einen weichfelligen Hasen und ließ mich nicht mehr los. Keiner unter uns wußte, wieviel von unseren mühsam geernteten Vorräten wir noch an das Heer abgeben mußten, oder ob die Krieger aus dem Gau wieder lebendig und gesund in ihr Heim zurückkehren würden, und am wenigsten vertraute ich dem Bündnis unseres Pfalzgrafen mit den ungarischen Nomaden, denn diese heidnischen Barbaren konnten unseres Vertrauens niemals würdig sein und bedeuteten vielleicht den Untergang der christlichen Welt.
    Richlint war mir in diesen Tagen und Monaten mehr als eine Freundin, sie war mir wie Mutter und Schwester zugleich, und wir teilten unsere Ängste genauso wie die Arbeit in Haus und Hof und das selten gewordene unbeschwerte Lachen. Schon vor dem ersten Hahnenschrei stand meine Freundin am Morgen unter dem Schopf des Meierhofes und wartete auf mich, und gemeinsam molken wir das Vieh und jäteten den Garten, wuschen im Bach die Wäsche und bereiteten das Essen, hüteten die Kinder und kümmerten uns um Alte und Kranke. Gemeinsam sorgten wir uns um den Ausgang des Krieges und beteten um den Frieden, und nie waren wir so einig wie in den Augenblicken, in denen wir die Ungarn verfluchten und uns feierlich schworen, niemals das gewaltsame und schreckliche Ende unserer Mütter zu vergessen oder gar zu vergeben. Diese dunkelblonde Frau mit den goldbraunen Augen und dem ernsten, selbstbewußten Wesen war mir so lieb und nah wie meine Kinder und mein Mann und mein Vater, sie war meine Familie, und ich konnte mir nicht vorstellen, daß Menschen oder irgendeine andere Macht uns zu trennen vermochten.
    Aber während wir in diesem Frühjahr und Sommer gemeinsam im Dorf unserer täglichen Arbeit nachgingen und die Verbindung zwischen uns Frauen eng und

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