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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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Barbaren vorgestellt hatte, sondern trugen Kleider und Überwürfe aus kostbaren, bunten Stoffen, bei manchen mit goldenen Schellen und farbigen Borten bestickt, und darüber ein ledernes Wams oder das hochgebürstete Fell von einem Luchs oder Wolf. Ihre Sättel waren aus Holz und Leder gefertigt und mit farbigen Webdecken und weißen Schaffellen gepolstert, und diese Männer wirkten wie verwachsen mit ihren kurzbeinigen, stämmigen Pferden und schienen die Tiere nur mit den Schenkeln und kurzen, schnalzenden Lauten aus gespitzten Lippen zu lenken, denn die mit Kordeln und Beschlägen reich geschmückten Zügel hingen schlaff über dem Hals der Tiere und wurden nicht benutzt.
    Als die Krieger mich allein und aufgelöst vor Sorge die Stufen des Meierhofes herunter stürmen sahen, tänzelten sie mit ihren Pferden um mich herum und johlten und schrien in einer Sprache, von der ich nicht eine Silbe verstand, und voller Angst vor den begehrlichen Blicken der fremden Männer krallte ich meine Finger in den Rock und wagte keinen einzigen Schritt mehr. Der Hofplatz war leer, denn die Knechte und Mägde des Dorfes drückten sich am anderen Ufer des Baches dicht aneinander, um in sicherem Abstand die Reiter anschauen zu können, und  verzweifelt stand ich alleine da und wußte nicht, wohin ich mich wenden sollte. Da hörte ich die laute Stimme meines Mannes nach mir rufen, und ich sah Leonhard und unseren Sohn Agilolf mit Chuonrad und Arbeo zusammen beim Notstand der Schmiede. Bei ihnen stand ein dunkelhaariger Mann in prächtiger Kleidung, groß und aufrecht und voller Würde, und auf ein Handzeichen dieses Mannes hin hörten die ungebärdigen Reiter sofort auf, mich zu bedrängen, und gaben mir den Weg zur Schmiede frei. Erleichtert schloß ich meinen kleinen Sohn in die Arme und stellte mich mit ihm schutzsuchend hinter Leonhard, um nicht den scharfen Augen des fremdartigen Ungarnführers und den aufdringlichen Blicken seiner Leute ausgeliefert zu sein, und so geborgen hinter dem Rücken meines Mannes und mit Agilolf fest im Arm wagte ich dann doch, mir die Fremden genauer anzuschauen und das Gespräch der Männer unseres Gaus mit ihrem Anführer zu verfolgen.
    Dieser Arpad sprach zu meiner Überraschung so deutlich und klar unsere Sprache, daß ihn jeder von uns verstehen konnte, und er versicherte Leonhard und Chuonrad, daß seine Leute im Lager an der Lecha bleiben und niemanden belästigen würden, solange der Trupp sich im Ambragau aufhielte. Sie würden für ein paar Wochen verweilen, um zu jagen und zu fischen und ihre Pferde zu weiden, und dann wollten sie nach Regnesburch zu Herzog Heinrich weiterziehen, um an seiner Seite gegen den König zu kämpfen. Ich schaute mir den großen und starken Mann mit seinen nackten Armen, die mit vielen Tätowierungen bedeckt und mit dicken Goldbändern behängt waren, während seiner Rede genau an, und ich sah, wie kostbar seine Kleider und Stiefel wirkten und wie kunstvoll gefertigt seine Waffen. Die langen Haare hatte er im Nacken locker zusammengebunden und im durchstochenen Ohr viele mit Edelsteinen besetzten Goldringe, und seine dunkelglänzenden Augen waren so unberührt und ausdruckslos wie die scharfen Augen eines Bussards oder Wanderfalken, blitzschnell und fast unmerklich streiften sie umher und ließen sich nicht die kleinste Bewegung in der Umgebung entgehen. Während die Männer miteinander redeten, starrte ich den Anführer der Ungarn unentwegt an, ganz gefangen von seiner beherrschten  Erscheinung, doch weder die Miene noch die Gesten Arpad´s verrieten mir für einen Augenblick seine wahren Gedanken oder Gefühle.
    Plötzlich jedoch hielten diese schillernden Raubvogelaugen still und weiteten sich fast unmerklich, und ich folgte dem Blick des fremden Mannes und sah Richlint über den Hofplatz auf uns zulaufen. Sie war barfuß und trug ihr geliebtes, leuchtendrotes Sommerkleid aus Leinenfasern, und von den dicken Flechten auf ihrem Kopf hatten sich einige Haarsträhnen gelöst und flossen nun um das schmale Gesicht mit den vor Aufregung weit aufgerissenen goldbraunen Augen. Sie war auf der Suche nach mir und Agilolf, voller Sorge um uns hatte sie den schützenden Meierhof verlassen und sich trotz der fremden Krieger ins Freie gewagt, und als sie mich hinter Leonhard bei der Schmiede entdeckte, rannte sie mit wehenden Röcken auf mich zu. Wie sie aber den dunklen Blick des Fremden auf sich spürte, blieb sie unvermittelt stehen und schaute ihm offen und

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