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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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war, und sie machte kein Geheimnis aus dieser Gesinnung und sprach offen von ihrem Wunsch, mit Arpad nach Ungarn zu reiten. Stolz und trotzig ging Richlint mit ihrem gewölbten Bauch am Bach entlang und trug dabei die kostbaren Lederstiefel, die ihr ungarischer Geliebter ihr vor seinem Abschied geschenkt hatte, und dazu ein einfaches Kleid aus Schafwolle, das durch seine Weite ihre Schwangerschaft hervorhob und so kurz geschnitten war, daß es nicht einmal ihre nackten Knie bedeckte. Dafür konnten alle Dorfleute die auffallenden Stiefel besser sehen, deren Schaft aus weichem und hellem Ziegenleder mit einem Fußoberteil und einer Sohle aus festerem Rindsleder verstärkt war und die bis in die Kniesenkel hinaufreichten. Stiefel aus solch feinem Leder und in dieser Machart waren bei uns gänzlich unbekannt, und niemals habe ich einen bairischen Mann und schon gar nicht eine Frau mit ähnlich wertvollem Schuhwerk gesehen.
    Als im Juli durch Boten des Grafen die Nachricht kam, daß ungarische Horden über die bairische Grenze ins Land eindrangen und sich zu einem großen Heer zusammen fanden, und daß auch der König seine Leute versammelte, um die Feinde zu schlagen, da schnitt Richlint zu meinem Entsetzen ihre hüftlangen, goldbraunen Haare ab und trug die Locken, von einem gewebten Band gebändigt, nur noch bis zum Kinn. „Erst wenn die große Schlacht geschlagen ist und Arpad als Sieger nach Pitengouua kommt, um mich zu holen, erst dann werde ich meine Haare wieder wachsen lassen und nach Art der verheirateten Frauen tragen!“
    Richlint´s Kind sollte im Monat August geboren werden, mitten in der Erntezeit, und Justina und ich bedrängten sie schon Wochen vorher, hinaus ins Weinland zum alten Gutshof zu ziehen, um dort ihr Kind fernab vom Dorf und von den feindseligen Menschen in Ruhe und Sicherheit zu gebären. Doch Richlint weigerte sich entschlossen, Pitengouua zu verlassen und in der Einöde zu leben, denn sie wartete auf Nachrichten von Arpad und auf das Ende des Krieges, und nur im Dorf würde sie von allen wichtigen Vorgängen erfahren. Kein Flehen und keine Sorge von uns konnte sie umstimmen, und so richtete sich Justina mit ihren Kräutern und Salben und dem großen, weißen Hund in der alten Hütte beim Hollerbusch ein, um auf die Geburt des Kindes zu warten und Richlint zur Seite zu stehen.
    Erneut zogen die Männer aus unserem Gau zu den Truppen des Königs und des Herzogs Heinrich, um ihre Heimat diesmal vereint gegen die Ungarn zu verteidigen, und Arbeo von Dornau schloß sich mit seinen Leuten dem Königssohn Liudolf an, der als ihr Herzog die Schwaben anführte. Wieder blieben nur die Alten und Kranken, die Frauen und Kinder, die Dorfmeier und wenige Knechte zur Erntearbeit in den Weilern und Höfen zurück, und wieder waren unsere Tage angefüllt mit schwerer Arbeit und bangem Warten auf den Ausgang des Krieges.
    Im Juli war es für die Jahreszeit zu kalt und feucht gewesen, doch Anfang August änderte sich das Wetter und es wurde drückend heiß und sehr schwül. Zahlreiche schwere Unwetter zogen an den Abenden über den Himmel und erschütterten mit ihren lauten Donnerschlägen und den hell leuchtenden Blitzen die Menschen, und wir alle drängten uns bei so einem Gewitter in der Stube des Meierhofes zusammen, zündeten geweihte Wetterkerzen an, brannten kostbaren Weihrauch in Haus und Stall und baten Gott und alle Heiligen um ihren Beistand und Schutz. Die Angst und Ehrfurcht vor dem Donnergott und den anderen alten Göttern war in uns allen noch lebendig, und nachdem drei Kühe auf der Weide vom Blitz getroffen verendeten und ein Hagelschauer mit eisigen Körnern über den Dächern von Pitengouua niederging, fürchteten sich die Leute vor den göttlichen Zeichen und erwarteten den Untergang unserer christlichen Welt. Denn ein herumziehender Bettler hatte uns berichtet, daß die ungarischen Krieger die Lecha hinunter gegen Augusburc ritten, eine so große Zahl von Männern und Pferden, wie sie noch keine Menschenseele jemals gesehen hatte, und sie seien blutdürstig und wild wie tolle Hunde und schreckten vor keiner Kirche und keinem Kloster auf ihrem Weg zurück. So hatten die Ungarn die unschuldigen Mönche in Wezzinbrunnen überfallen und auf grausame und niederträchtige Art mitsamt ihrem Abt Thiento erschlagen, und nun wollten sie die Stadt von Bischof Udalrich erobern und sich dem König auf dem Lechfeld zum Kampf stellen, denn sie waren Otto und seinen Männern an ihrer Zahl um ein

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