Mein Name ist Afra (German Edition)
Adelige aus dem schwäbischen Raum, und Dietpald und Manegold, die Brüder des Bischofs. Utz, der zweitgeborene Sohn des Haslachbauern, und mit ihm einige junge, frei geborene Bauernsöhne aus dem Gau, wollten ebenfalls mit Udalrich und den Edelleuten reiten und ihre Dienste zur Verfügung stellen. Angesichts all dieser jungen, abenteuerlustigen Männer aus guten Familien, die zur Ehre Gottes mit dem Bischof nach Rom pilgerten und mit reichen Schätzen an Reliquien zurückzukommen trachteten, wollte der Erbe des Dornauer Gutes nicht hintan stehen, und er bedrängte seinen Vater Severin seit vielen Tagen, ihn mit den Edlen nach Süden über die Alpes ziehen zu lassen. Severin aber machte zu seiner Bedingung, daß der Sohn vorher die Tochter des Pitengouuer Burgvogts, Liutbirc, heiraten solle, wie es schon lange mit deren Eltern vereinbart war, damit Kinder gezeugt würden und der Fortbestand des Geschlechts gesichert war. Arbeo fand aber an Liutbirc keinen Gefallen und liebte heimlich eine andere Frau, und doch war ihm bewußt, daß er seinem Vater gehorchen mußte, wenn er einmal der Herr auf dem Hof sein wollte. Mit Liutbirc aber mochte er nicht zusammenleben, und so bot sich eine jahrelange Reise nach Rom oder vielleicht sogar ins Heilige Land als Möglichkeit zur Freiheit für ihn an.
Hildeger seufzte noch einmal tief ob der vielen Widrigkeiten, die einem einfachen Weinhändler das Leben schwer machen konnten, und ging langsam zum Hof zurück. Als er gerade bei den dicht eingezäunten, noch brachliegenden Gemüsegärten angekommen war, ging die Tür zum Kuhstall auf und eine schwarzhaarige, fremdländisch wirkende Frau trat zum Brunnen heraus, um sich die Hände zu waschen.
„Justina! Eine Freude, dich einmal wiederzusehen!“ rief der Weinhändler, als er die junge Frau erkannt hatte, und mit schnellen, kurzleibigen Schritten ging er auf sie zu. „Du bist sicher wieder zum Heilen und Helfen unterwegs, wie ich dich kenne!“
Justina lächelte den dicken Mann freundlich an und machte eine abwehrende Handbewegung. „Es war nicht soviel Hilfe nötig, wie ich gedacht habe. Die Braune hat sich das letzte Mal beim Kalben sehr schwer getan, und deshalb bin ich dieses Mal rechtzeitig gekommen, aber es ging wie von selbst, sie hat mich gar nicht gebraucht! Und du, Hildeger, Händler von feinen Gewürzen und süßem Wein, was bringt dich wieder einmal in unseren Gau? Bestimmt der Besuch vom Bischof, da wirst du wohl einige von deinen Fässern bei den hohen Herren anbringen können!“
Der Händler schüttelte den Kopf. „Eigentlich bin ich wegen der Hochzeit von Arbeo gekommen, aber ob diese Heirat stattfindet, das weiß Gott allein! Der Alte und der Junge streiten da drinnen, daß die Fetzen fliegen, und ich habe mir gerade überlegt, daß es am Besten wäre, noch heute nach Pitengouua zu gehen und bei Wichard auf der Burg meine Waren anzubieten. Wenn der Bischof aus Augusburc kommt, werden sie einen guten Tropfen brauchen, denn der Kirchenherr stammt aus einem hochadeligen Hause und ist bestimmt keinen sauren Wein gewohnt! Ich werde wohl die alte römische Holzbrücke im Osten nehmen müssen, auch wenn sie nicht mehr ganz so fest wie früher steht, aber die Lecha führt viel zuviel Wasser, da ist das Durchqueren der Furt eine gefährliche Sache! Wenn du willst, nehme ich dich auf meinem Wagen mit ins Dorf, denn mit dem dicken Bauch da wandert es sich nicht mehr so leicht zu Fuß, und ich verlange auch nicht den Lohn für die doppelte Fracht!“
Anzüglich schaute Hildeger auf den gewölbten Leib unter dem einfachen Wollhemd von Justina und grinste breit. Die Frau nahm es ihm nicht übel, denn sie kannte seine lustige Art, und gerade, als sie den Mund aufmachte und ihm eine passende Antwort geben wollte, flog mit lautem Krach die Tür des Haupthauses hinter ihnen auf und Arbeo trat mit festen Schritten hinaus unter den Schopf.
„Dann sollst du deinen Willen haben, Vater, wenn es auch mein Unglück und ganz sicher das von Liutbirc sein wird! Morgen soll die Hochzeit sein, so wie du befiehlst, aber danach ziehe ich mit dem Bischof nach Rom, und mit Rasso bis ins Heilige Land gegen die Heiden!“ brüllte der junge Mann in die Stube zurück, und als er dann den Kopf wandte und heftig atmend über den Hof blickte, sah er Justina mit dem Weinhändler und blieb wie angewurzelt stehen. Das Gesicht der Frau war bleich wie Leinwand geworden und die dunklen, samtigen Augen noch schwärzer als zuvor, denn sie hatte jedes
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