Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
Vom Netzwerk:
Weinland, weitab von den anderen Höfen und Menschen und nur mit ihren Tieren, und wir wollten alle Umstände genau von ihr erfahren. Justina erzählte uns von Arbeo, dem Vater des Kindes, wie er sich freute und wie sehr er sie liebte und doch nicht zu seiner rechtmäßigen Frau machen konnte, weil sein Vater dagegen und Justina nur die Tochter einer Sklavin war.
    „Ich habe keine Angst davor, das Kind alleine aufzuziehen, hier draußen fühle ich mich wohl und ich kenne mich aus. Viele Frauen haben keinen Vater für ihre Kinder, keinen Mann nach dem Gesetz, viele Frauen müssen ihr Kind nach einer Vergewaltigung austragen und gebären und erhalten von niemand Hilfe, und sie überleben doch! Ich freue mich unsagbar auf dieses kleine Wesen, das die Liebe zwischen Arbeo und mir vereint, und mir ist nicht bange vor der Zukunft. So vielen Frauen und Tieren habe ich schon bei einer Geburt beigestanden, so viele Schwangerschaften begleitet, und endlich werde ich selbst dieses Geheimnis des Lebens erfahren dürfen!“
    Justina strahlte, und mit ihrer unbändigen Lebensfreude steckte sie uns an und wir lachten mit ihr.
    Im vergangenen Jahr hatte sie uns schon einmal mit dieser Freude am Leben sehr geholfen. Ich bekam zum ersten Mal meine monatliche Blutung und fürchtete mich sehr, denn ich hatte keine Mutter mehr, die mit mir darüber gesprochen und mir geholfen hätte. Walburc tat ihr Bestes, sie gab mir schmale Streifen aus leinenem Tuch und weiße, weiche Schafwolle, um das Blut damit aufzufangen, und sie zeigte mir, wie ich alles um meinen Körper wickeln mußte, damit nichts verrutschte. „Du bist jetzt eine Frau, Afra, und du kannst heiraten und Kinder bekommen! Ich werde unserem Vater davon Bescheid geben, damit er bald deine Verlobung in die Wege leitet! Dieses Blut wird jeden Monat zur gleichen Zeit erscheinen, und nur, wenn du ein Kind erwartest, wird es als Zeichen für eine Schwangerschaft ausbleiben. Lästig und unangenehm ist es, das weiß ich wohl, aber wir Frauen sind unreine Geschöpfe, und unser Körper befreit sich von diesen schmutzigen Säften. Die Frau ist von Natur aus schwächlicher als der Mann, und wegen dieser Schwachheit können wir das Übermaß an schlechten Säften nicht täglich heraus schwitzen, wie es die Männer bei ihrer Arbeit tun, sondern es sammelt und reinigt sich in unserem Leib einmal jeden Monat und wir müssen es ertragen. Halte dich in den Tagen, in denen dein Blut fließt, fern von den Männern, auf daß sie nichts bemerken von deinen Umständen, und geh´ nicht in die Kirche oder gar an den Altar, denn du bist befleckt und unwürdig, so vor Gott zu treten! Laß´ die Hände von Kochtopf und Essen, denn es könnte verderben, und sammle keine Kräuter während des Blutflußes, denn ihre Kraft und Wirkung geht dann verloren.“
    Mit gesenktem Kopf und dem Gefühl, ein Brandzeichen auf der Stirn zu tragen, so schlich ich in den nächsten Tagen umher und fühlte mich unwohl. Sehnsüchtig erwartete ich den kommenden Sonntag bei Justina, damit sie mir mehr über diese seltsamen Dinge erklärte, und auch Richlint, die jünger als ich war und noch keinen Blutfluß erlebt hatte, war wißbegierig und gespannt.
    Justina verhielt sich völlig anders, als wir Mädchen es erwartet hatten. Sie nahm mich freudig in den Arm und begrüßte mich herzlich bei den Frauen, zu denen ich jetzt gehörte, und sie verzog nicht das Gesicht wie Walburc es getan hatte, sondern sie lächelte und ihre Augen glänzten. Während ich ihr erzählte, was Walburc mir gesagt und geraten hatte, schüttelte Justina nur immer wieder ihren Kopf mit den dunklen Locken und erzählte uns dann alles, was sie über die Blutungen wußte. „Das ist falsch, das ist alles nicht richtig, was dir deine Schwester gesagt hat! Jeden Monat aufs Neue bereitet sich dein Körper jetzt darauf vor, ein Kind zu empfangen. Und wenn das nicht geschieht, wird das überflüssige Blut, das die Nahrung für das Kind in deinem Bauch sein sollte, aus dem Körper wieder ausgeschieden, um Platz für frisches Blut zu machen. Da ist nichts Unreines oder Schmutziges dabei, sondern es ist ein wunderbarer und kluger Einfall der Natur, wie die Milch einer Mutter, die nur dann fließt, wenn sie einen Säugling zu ernähren hat! Ich bereite das Essen und sammle Kräuter, auch an meinen Monatstagen, und ich stehe den Kranken und Gebärenden bei, auch wenn gerade mein Blut fließt, und noch nie habe ich festgestellt, daß meine Heilkräfte oder die der

Weitere Kostenlose Bücher