Mein Name ist Afra (German Edition)
königstreuen Bischof nach Rom zieht, bringt Ehre und Ruhm in die Familie. Ich habe trotz meiner und meiner seligen Frau Rautgund Gebete keinen eigenen Sohn, nur zwei Töchter, aber du darfst sicher sein, daß ich bei der Verlobung von Afra keinen solchen Fehler mehr mache und lieber einen Mann aus einer altbekannten Familie aus unserem eigenem Gau wähle als einen Fremden, und mag er auch hundertmal ein Meiersohn sein!“
Der tüchtige Hildeger witterte eine bald anstehende Hochzeit und damit ein schönes Geschäft, und neugierig fragte er nach. „Du hast schon einen guten Mann in Aussicht für Afra? Und der Graf wird die Tochter seines Bruders Eticho sicher auch bald vermählen, nachdem dessen Sohn Rasso in Andehsa eine so reiche Verbindung eingegangen ist!“
Die beiden Mädchen auf ihrem Lager richteten sich auf und hörten gespannt zu, da es um ihre Heirat ging, und Wezilo bemerkte natürlich die Neugier der beiden und lächelte seine jüngste Tochter liebevoll an. „Ja, Afra, so soll es sein! In wenigen Tagen, wenn der Bischof Udalrich unser Dorf besucht und hier die heilige Messe hält, dann werden wir euch mit Gottes Schutz und Hilfe versprechen, dich und Richlint, so habe ich es mit dem Welfengraf vereinbart. Und du brauchst kein erschrockenes Gesicht zu machen, denn wir haben für euch beide nach reiflicher Überlegung gut gewählt, zwei junge, gesunde und gottesfürchtige Burschen aus einer vermögenden Familie. Und nachdem eure zukünftigen Männer leibliche Brüder sind, werdet ihr beiden auch nicht weit voneinander getrennt leben müssen, sondern ihr könnt wie bisher zusammen in unserer Gemeinde Pitengouua bleiben!“
Afra sprang von ihrem Nachtlager und lief auf bloßen Füßen zu ihrem Vater hinüber. „Bitte, Vater, nenne uns die Namen der beiden Männer, die wir schon bald heiraten sollen! Bitte, laß´ uns nicht die nächsten Tage in Ungewißheit verbringen, das halte ich nicht aus!“ Und schmeichelnd legte sie ihren Arm um den Alten und drückte eine zarte Wange in seinen struppigen Bart. Auch Richlint war voller Unruhe zum Tisch herüber gekommen und schaute dem alten Meier bittend ins Gesicht, und Walburc eilte vom Lager ihres betrunkenen Mannes herbei, denn von einer Verlobung ihrer Schwester hatte sie bis jetzt nichts gewußt, und sie wollte kein Wort der Unterhaltung versäumen. Drei aufgeregten, erhitzten Frauengesichtern sahen sich Wezilo und Hildeger jetzt gegenüber, und nur Justina war still für sich im Halbdunkel des Herdfeuers sitzengeblieben. „Nun gut, Afra und Richlint, dann sollt ihr meinetwegen erfahren, was ich und Graf Roudolf mit dem Haslachbauern vereinbart haben! Du, Afra, wirst Leonhard heiraten, den jüngsten Sohn des Gutes, und Sigiboto und ich werden euch einen eigenen Hof hier in Pitengouua errichten, damit du weiterhin deiner Schwester zur Hand gehen kannst und Bruno für die Führung des Dorfes einen klugen und fleißigen Mann zur Seite hat, wenn ich einmal nicht mehr bin.“ Walburc lächelte zufrieden bei dem Gedanken, ihre kleine Schwester für immer in der Nähe zu wissen, und auch Afra schien bei der Vorstellung einer Verbindung zwischen sich und dem freundlichen und ansehnlichen Leonhard nicht unglücklich zu sein.
Richlint aber war blaß geworden, und ungeduldig bedrängte sie den Alten. „Du hast gesagt, daß es Brüder sind, Wezilo! Dann soll ich wohl Utz oder Chuonrad nehmen! Niemals, Meier, niemals werde ich das tun!“ Und entschlossen verschränkte sie die Arme vor der Brust und blickte Wezilo herausfordernd an.
Hildeger zog angesichts des stürmischen, selbstbewußten Mädchens belustigt die Augenbrauen hoch und wollte gerade etwas Heiteres über die Freuden der Ehe sagen, als ihm der alte Meier mit barscher und endgültig klingender Stimme zuvor kam. „Du hast nichts zu entscheiden und nichts zu wählen, Mädchen! Dein Oheim Roudolf, der Herr dieses Gaus, und Sigiboto von Haslach haben gottgefällig und zum Nutzen beider Familien die Heirat mit dem Erben Chuonrad beschlossen, und du wirst dich fügen und gehorchen, wie es einer Frau zukommt!“
Richlint biß sich auf die Lippen und Tränen tropften aus ihren Augen, aber nach dem ungewöhnlich harten Ton des sonst so nachgiebigen Wezilo wagte sie keine Widerrede. Als der alte Meier aber sah, wie verzweifelt und unglücklich er das Mädchen mit seiner Mitteilung gemacht hatte, wurde seine Stimme milder. „Es wird das Richtige für dich sein, Richlint, vertraue uns alten Männern, die wir
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