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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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sehnsüchtige Blick vom Grashügel nach Pitengouua, und dann ging sie in ihren gepflegten und sorgfältig angelegten Kräutergarten, wandelte gemächlich auf den schmalen Wegen zwischen den verschiedenen Beeten und ließ ihren Gedanken freien Lauf.
    Der umschlossene Garten lag zwischen einem kleinen, lichten Wäldchen und dem Bach, seitlich der grasbedeckten Anhöhe und ein gutes Stück hinter dem mittleren Langhaus. Im Gegensatz zu den dichten Flechtzäunen aus Haselruten, die überall auf dem Anwesen die Gatter für die Schweine und das Kleinvieh, die verschiedenen Gemüsebeete und das Gehege der Hühner und Enten umgaben, hatte der Kräutergarten eine Einfriedung aus Steinen, eine richtige, hohe Mauer mit einem kleinen Einlaß an der Südseite, der mit einer festen Tür aus Holzbohlen verschlossen werden konnte. So waren die Pflanzen und Beete vor dem oft sehr heftigen Westwind, den Samen des Unkrauts und vor scharrendem Geflügel oder Löcher grabenden Hunden geschützt, und die freien Vögel des Himmels wurden von einem wild aussehenden Butzengeigel vertrieben, einer aus Stroh und löchrigem Wollstoff gefertigten Vogelscheuche, die am anderen Ende des Gärtleins einen wichtigen Platz hatte. Der Garten war zu jeder Tageszeit ein Ort der Ruhe und des Friedens, und außer der jungen Frau, die ihn seit ihrer Heirat mit dem Hoferben vor vier Jahren hegte und pflegte, betrat kaum einer das stille Geviert mit den sechzehn großen Beeten. Es war genau nach alten Regeln für einen nützlichen und sinnvollen Heilkräutergarten angelegt, links und rechts des Eingangs die Beete für Rosen und Lilien, daneben Schlafmohn und Rettich, am Beginn des breiteren Mittelweges rechts die Salbei, dann Gartenraute, Schwertlilien und die Poleiminze, und links der Platz für Kerbel, Sellerie, Liebstöckel und Fenchel. An der Mauer gegenüber der kleinen Holztür wuchsen in großen Beeten Muskatellersalbei, Frauenminze, Andorn und Wermut, und an den beiden Längsseiten des Gartens, direkt an der Wand, wurde gerade Platz für jeweils vier weitere Kräuterbeete geschaffen, das braune, satte Erdreich war bereits umgepflügt und gelockert worden und ein großer Haufen gleichmäßig großer Bachkiesel zur Umrandung der einzelnen Beete lag in einer Ecke bereit.
    Jetzt im Herbst bot der Garten kein so buntes, farbenprächtiges Bild wie im Frühsommer, wenn die hohen Blütenstände der Salbei rosig aufleuchteten neben den gelben Kronblättern der grünen Raute, wenn die Schwertlilien sich in dunklem Veilchenblau entfalteten und emsige Bienen zu Hunderten über den blühenden Kräutern und Blumen schwärmten und deren Nektar sammelten. Nur die dichten Rosenstöcke links vom Eingang trugen noch ihre karmesinroten Blütenköpfe, die Dolden des Fenchels ihren gelben Samen und der Mohn seine schwarzen Fruchtkapseln, und der grünblättrige Liebstöckel wuchs so hoch, daß er alle anderen Pflanzen überragte und schon von draußen zu sehen war.
    Die junge Frau wickelte sich fester in ihren wollenen Umhang, denn der Morgen war noch kühl und feucht, und gemächlich ging sie auf dem sandigen mittleren Weg von Beet zu Beet, zupfte hier ein welkes Blättchen ab und strich dort sanft über ein grünes Blatt, kniete einmal nieder und nahm etwas von der frisch aufgelockerten Erde auf die Handfläche, zerrieb sie prüfend zwischen den Fingern und ließ sie dann langsam wieder auf den Boden rieseln. So ging sie bedächtig von einer Anpflanzung zur anderen, von der Salbei zur Raute, vom Andorn zu Minze und Muskatellersalbei und von dort weiter zu Fenchel und Liebstöckel, und es war ihr kein Ziel und keine Eile anzumerken. Die schwarze Hündin jedoch, die sie jeden Morgen begleitete, hatte sich gleich neben dem üppigen Rosenstrauch links von der Tür niedergelegt, denn sie wußte genau, daß die purpurne Rose das eigentliche Ziel der Wanderung war und die Herrin dort am längsten verweilen würde. Der dichte Strauch mit den kräftigen Zweigen trug zahlreiche, borstige Stacheln, ungleich in ihrer Länge und zum Teil gekrümmt und gebogen konnte man sich leicht an ihnen die Haut bis aufs Blut aufreißen und verletzen, und trotzdem fuhr die Frau jeden Morgen sachte mit ihren bloßen Fingern an den dornigen Zweigen entlang bis hinauf zu den Blüten, nahm einen vollen Kopf mit seinen herzförmigen Blättern in beide Hände und berührte damit zart und vorsichtig ihr Gesicht. Sie liebte die seidensamtige Glätte der Rosenblätter, den süßen, betörenden Duft dieser

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