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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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Alten im Lauf der Zeit immer ähnlicher, ernst und wortkarg ging er durch den Tag, übernahm den Platz des Hofherrn ganz selbstverständlich und bestimmte und ordnete an, ohne daß ihn auch nur der leiseste Zweifel an seinem Verhalten und an seinen Entscheidungen überkam oder er sich um die Gefühle von Anderen bekümmerte. Utz, der zweite Sohn, kam mehr nach seiner Mutter Hedwig, dieselben hellblonden Kraushaare und der schmale Körper mit den zierlichen Gliedern, dieselben blauen Augen und das freundliche, gelassene Wesen, mit dem sie ihr Leben einfach so hinnahmen, wie es war. Seit er vor vier Jahren im Gefolge des Bischofs Udalrich von Augusburc und anderer Edelleute auf langer und beschwerlicher Reise nach Rom gepilgert war und dabei fremde Sitten und Gebräuche der verschiedensten Völker und das Benehmen der Adeligen kennengelernt hatte, war Utz seinem älteren Bruder an Erfahrung über die Welt voraus und ließ ihn nicht mehr so leicht und ohne Widerspruch über sich bestimmen.
    Der jüngste Sohn des Sigiboto war der liebenswürdigste der drei Brüder, ein kleiner und wendiger Mann mit warmen, braunen Augen und langem Haar, und mit seinem offenen Gesicht voller Herzlichkeit war Leonhard bei den Leuten von Pitengouua, deren Meier er seit seiner Heirat mit Afra war, überaus beliebt und angesehen. Seine Art, Menschen zu führen, unterschied sich sehr von der harten Art seines Bruders Chuonrad und des verstorbenen Sigiboto, er glich mehr dem alten Meier Wezilo, dem Vater seiner Frau, und wie dieser pflegte er gemeinsam mit den Hörigen und Knechten zu arbeiten und sich um ihr Wohl und das ihrer Frauen und Kinder zu sorgen.        
    Richlint lehnte mit dem Rücken am Stamm der alten Eiche und sah den Jägern noch nach, als sie schon längst nicht mehr zu sehen waren, und ganz in Gedanken über die drei so ungleichen Brüder zupfte sie unentwegt lose, graue Rindenstücke vom borkigen Baum und zerbröckelte sie ohne hinzuschauen zwischen ihren Fingern. Die schwarze Hündin hatte sich stöhnend zu Füßen der jungen Frau niedergelegt, den kantigen, schweren Kopf auf den Vorderpfoten und die breite Stirn in wulstigen Falten, und aus den umliegenden Ställen ertönten die vertrauten morgendlichen Laute, das dumpfe Aneinanderschlagen von Holzeimern und Melkschemeln, das laute Muhen und Meckern des Viehs, und dazu das fröhliche Lachen und Plaudern der Stalldirnen, die ihren gestrengen Herrn auf der Jagd wußten und sich heute freier als sonst fühlten. Auch Richlint war froh darüber, die Männer alle auf der Jagd zu wissen, denn ein Tag ohne die anklagenden und fordernden Blicke ihres Mannes war für sie leichter zu ertragen, und bestimmt kehrten die Jäger erst zur Dämmerung zurück, müde und hungrig, und bis dahin würde niemand etwas von ihr verlangen.
    „Nur die alte Hedwig,“ dachte sie, „um die muß ich mich noch kümmern, und dann den Mägden ihr Tagwerk zuteilen, arbeiten können sie heute auch ohne mich in den Kellern, außer Spinnen und Weben ist nichts zu tun, denn die Schlachtzeit ist vorbei und die Vorräte sind untergebracht.“ Richlint beugte sich zu der dösenden Hündin hinunter und tätschelte den massigen Kopf. „Ob die Zeit wohl für mich ausreicht, um auf dem alten, lahmen Gaul, den die Männer dagelassen haben, hinüber zu Afra zu reiten, was meinst du?“ flüsterte sie mehr zu sich selbst als zu dem Tier, und das Bild ihrer Freundin in Pitengouua tauchte vor ihrem inneren Auge auf, sie lächelte, warf die restlichen Rindenstücke auf den Boden und war für einen Moment versucht, zum Grashügel zu laufen und einen Blick auf den Meierberg und den darunter liegenden Weiler zu werfen. Eine barfüßige Magd in einem fleckigen, grauen Kittel, tief gebeugt vom Gewicht zweier Eimer voll sahnigweißer Milch, schaute auf ihrem Weg über die Holzbrücke verstohlen, aber sehr neugierig und erstaunt auf Richlint, als sie die Herrin so lächeln und mit sich selbst reden sah, und bei diesem Blick erinnerte sich Richlint an ihre Pflichten als Herrin und Hausfrau des Haslachhofes, die nicht aufgeschoben werden konnten, und so raffte sie nach kurzem Zögern ihr Kleid und ging mit schnellen Schritten zum größten der drei Langhäuser, in dem sie mit ihrem Mann, seiner alten und kränklichen Mutter, seinem Bruder Utz und zwei jungen Mägden zusammen wohnte.
    In den vier Jahren, die Richlint jetzt schon als verheiratete Frau im Haslach lebte, war sie außer der alten Hedwig keinem Menschen näher

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