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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
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wie ich am besten einen Überblick über die Münchner Szene bekommen könnte. Er griff unter die Theke und zog einen schwulen Stadtplan heraus. Diesen entfaltete er bereitwillig und meinte, dass er als Neuling in die Kneipe „Derrick“ gehen würde. Dort fänden sich viele Jungs in meinem Alter und das Lokal sei weitgehend fetischfrei. Meiner Bitte die Kneipen auf der Karte zu streichen, die ich besser meiden sollte, leistete er voller Leidenschaft Folge, nahm meine zwei Euro entgegen, faltete den Plan, steckte ihn zusammen mit seiner Visitenkarte in eine Tüte und meinte, dass ich ihn anrufen könne, wenn ich eine erfahrene und kostenlose Einführung bräuchte.
    Meine ganze Stärke war vollständig verflogen, als ich zum vierten Mal am „Derrick“ unauffällig vorbei gelaufen war und versucht hatte, durch die getönten Scheiben einen Blick ins Innere zu werfen. Die Leine meiner katholischen Erziehung spürte ich mit aller Gewalt an meinem Hosenboden zerren, die mich von göttlicher Hand geführt vor dem Eintritt in die Hölle bewahren sollte. Schließlich konnte ich vier gutaussehenden Jungs, von den wenigen Passanten unbemerkt, ins „Derrick“ folgen. Bemerkt hätten mich die Passanten auch nicht, wenn ich allein in die Kneipe gegangen wäre, aber in diesen Situationen hatte ich immer den Eindruck, dass sich plötzlich die ganze Welt für mich interessiere.
    Ich suchte mir einen Hocker an der langen Theke undfixierte eine Whiskeyflasche an der Wand hinter dem Tresen. Ich bestellte mir ein kühles Augustiner und kippte es in wenigen Zügen in mich hinein.
    Damals hatte man es als 15jähriger in Kneipen noch leichter. Das Alter war zwar genauso uninteressant wie heute, aber die Moralapostel sahen sich weniger in der Pflicht, anderen auf den Sack zu gehen. Der Wert einer Zigarette in dieser Situation wird nach dem Rauchverbot zahlreichen Menschen verborgen bleiben. Sie gibt einem das bezaubernde Gefühl nicht doof auszusehen, wenn man allein in einer Kneipe sitzt. Mit der einen Hand hält man die Kippe und mit der anderen fingert man am Bierglas.
    Und da saß ich nun, und nichts geschah. Schenkt man den Erzählungen Szenefremder Glauben, müssten Schwule doch ganz erpicht darauf sein, fremde Männer unaufgefordert anzufassen und zu befummeln. Jedenfalls scheinen Heteros quer durch die Bank eine solche Szene schon erlebt zu haben.
    Der Verhaltenscodex in Gaykneipen besagt, dass man für alle Jungs, die sich im Gesichtsfeld befinden den Marktwert bestimmt. Jene, deren Marktwert hoch genug erscheint, werden kurz, aber entschieden fixiert. Blickt das potentielle Bückstück zurück, und reagiert mit einem kleinen Lächeln, oder Zwinkern, darf einer der beiden den anderen ansprechen. Für das Ansprechen ist kein Spruch zu blöd, da es darauf nicht ankommt. Im folgenden Dialog, versucht man nun durch möglichst unauffällige Fragen die Eckdaten und Chancen abzuklären. Hier wirkt Alkohol unterstützend, der von jenem bezahlt wird, der es weniger verbergen kann, dass er in die Kiste will.
    Diesem Muster folgend, lernte ich Philipp kennen. Es ist großartig, begehrt zu werden. Es macht einen stark und arrogant. Man steigt empor auf den Olymp und erhebt sich selbst zum Gott, der seinen Ergebenen liebevoll den Kopf tätschelt. Auch wenn es danach klingt, hat dies nichts mit der Kirche zu tun. Dort erhebt sich das gepuderte Pack in Frauenkleidern nicht zu Gott, sondern lediglich zu seinem Vertreter. In der Selbstherrlichkeit macht das keinen Unterschied, in der Rechtfertigung der Herrlichkeit aber mehr als einem lieb ist. Kaum hat man selbst den Thron bestiegen,findet man sich vor dem nächsten Gott kriechend um einen Kuss bettelnd wieder. Philipp ließ mich auf dem Thron sitzen und leckte emsig meine Füße.
    Neben seinem unbedeutenden Charakter war er dauerhaft stoned, hörte komische Musik und war zudem hohl wie ein leeres Schneckenhaus, bei dem nur die äußere Form an ein Gehirn denken ließ.
    Als wir vier Bier später bei ihm zuhause auf dem Bett saßen, hatte uns mehr oder weniger gleichzeitig der Mut verlassen und wir versuchten irgendein doofes Gespräch zu führen, was uns alles andere als leicht fiel. Er kam dann auf die aberwitzige Idee, Stripplaystation zu spielen. Der Verlierer zieht ein Kleidungsstück aus, welches der andere bestimmt. So lustig wie das klingt, war es nicht. Da ich das Spiel nicht kannte, oder besser gesagt nicht wusste, was eine Playstation ist, war ich bald splitternackt neben dem voll

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