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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
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und wen überrascht es, dass man bei den Paralympics überdurchschnittlich viele von ihnen sieht? Genauso ist es bei Pornofilmen. Auch dort wählt man jene, die mit Übergrößen ausgestattet sind. Mach dir also keine Gedanken über die Größe. Er ist groß genug und auf seine Art einzigartig.“
    Zufrieden verließ ich die Praxis von Onkel Sexdoc und war wie schon beim letzten Mal durch ein Hochgefühl getragen.
    Als ich nach Hause kam, fand ich ein Schriftstück auf dem Schuhschrank. Andrea hatte es geschrieben und mir mitgeteilt, dass sie Eugen in die Klinik hatte bringen müssen, da er einen drastischen MS-Schub erlitten hatte. Eugen leidet an der schubförmigen Variante der MS, wobei sich die Schübe inzwischen nicht mehr vollständig zurückbilden. Bei der Multiplen Sklerose handelt es sich um Entzündungen im Rückenmark oder im Gehirn. Sobald eine solche auftritt, zeigen sich abhängig von der Lage des Herds, Ausfallerscheinungen. Vor allem am Anfang der Erkrankung bildet sich die Entzündung zurück, was zum vollständigen Verschwinden der Beschwerden führt. Bei vielen Patientenbilden sich im Lauf der Zeit die Beschwerden nicht mehr vollständig zurück. Ab diesem Zeitpunkt spricht man vom sekundär progredienten Verlauf. Bei Eugen hatte sich diese Verlaufsform bereits vor zwei Jahren angebahnt. Von seinen Schüben hatte er sich damals bereits nicht mehr vollständig erholt, auch wenn sie ihm ein einigermaßen normales Leben noch erlaubten.
    Vor etwa 20 Jahren hat dieses Elend bei ihm mit Gefühlsstörungen im linken Bein und den Armen angefangen. Anfänglich blieben alle Untersuchungen ohne Befund. Man erklärte ihn zum Neurotiker und verordnete ihm Antidepressiva und eine Psychotherapie. Auch als Harndrang und Sprechstörungen hinzukamen, diagnostizierte man eine Konversionsstörung. Für die Ärzte war ausschlaggebend, dass seine Ausfälle recht leicht und zeitlich begrenzt waren.
    Schlimm erscheint mir zudem, was eine derartige Therapie mit einem Gesunden anstellt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man mit Pillen alles zur Gleichgültigkeit trüben kann. Ich glaube, dass man in dieser Situation nicht Herr seines Körpers bleibt. Ausgeklügelte Therapiekonzepte und Medikamente bringen einem bei, die Signale des eigenen Körpers zu ignorieren. Das eigene Denken empfindet man als fehlgeleitet, falsch und ursächlich für die Krankheit. Man muss bittere Demut lernen, die man benötigt, um den all zu Normalen als psychisch Kranker begegnen zu können. Wer sich unter diesen Umständen nicht selbst verliert, ist dauerhaft stoned, oder hatte sich vorher noch gar nicht gefunden.
    Ich besuchte ihn im Krankenhaus und ging gleich zu Eugen, der auf mein Eintreten nicht reagierte. Nach ein paar Schritten lächelte er in meine Richtung und begrüßte mich sanft. Ich setzte mich neben Andrea zu ihm ans Bett. Er nahm meine Hand und sagte, dass meine Prothese nun doch einen Vorteil hätte. Er könne mich immer noch am Klang meiner Schritte erkennen. Die MS hatte ihn blind gemacht und sein Gehvermögen war durch diesen Schub so stark beeinträchtigt, dass er sich nicht mehr ohne Rolli fortbewegen konnte. Dies wurde mir klar, als ich den noch eingepackten Rollstuhl neben seinem Bett wahrnahm.
    Welches Verhalten in dieser Situation angebracht ist, weißich nicht, was mich schweigend Eugens Hand streicheln ließ. So viel Nähe hatten wir noch nie ausgetauscht und es tat uns beiden wundervoll gut. Tragisch nur, dass so etwas passieren muss, damit man seinem Gefühl endlich Ausdruck verleihen kann.
    An diesem Tag wurde mir klar, dass sich Eugen sehr viel stärker mit mir verbunden sah, als ich ursprünglich gedacht hatte. Meine Behinderung ließ mich ganz nahe sein und diese Nähe war einer der Gründe, die dazu geführt hatte, dass er damals gegen jede Empfehlung die Pflege gemeinsam mit Andrea für mich übernahm. Eugen hat sich mühsam aus dem Rollstuhl zurück auf den Rollator gekämpft. Seine Blindheit war nicht von Dauer gewesen, dennoch blieb sein Sehvermögen ganz erheblich beeinträchtigt. Die Blasenschwäche war nicht mehr auf natürlichem Weg zu kontrollieren, was ihn zur Verwendung eines Urinbeutels und eines Katheters zwang.
    Für mich bedeutete das den Einsturz meiner kleinen, zarten und inzwischen sogar leicht gefestigten Existenz. Ich musste meine Pflegefamilie verlassen, da Eugen selbst zum Pflegefall geworden war. Diese Nachricht, die mir einige Monate später von meinem Sozialbetreuer mitgeteilt wurde,

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