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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
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Conny saßinzwischen neben mir und beobachtete meine Handgriffe genau. Als ich fertig war, griff ich nach der Pflegecreme für den Stumpf. Ich trug sie auf und wollte sie wie gewohnt verreiben.
    „Soll ich, ich hatte es dir ja versprochen. Muss ich was beachten?“
    „Mach ruhig, einfach verschmieren wie Sonnencreme.“
    Das war mir neu. Ich kannte das Gefühl nicht, wenn jemand anderes meinen Stumpf eincremte. Seine warme Hand verteilte die kühle Creme in sanften kreisenden Bewegungen. Gänsehaut machte sich breit und mir fiel auf, dass ich noch immer nackt war, was meinen inzwischen steifen Schwanz deutlich sichtbar machte. Die Mühe, ihn zu verdecken, machte ich mir gar nicht, da sich Conny daran nicht störte. Mich überkam ein Gefühl sterben zu müssen, wenn ich ihn nicht sofort fest an mich drücken und ihn nicht umarmen könnte. Es war nur ein Gefühl, denn ich lebe noch. Dieses Gefühl raubte mir jede Handlungsfähigkeit. Da lag ich, fühlte mich unendlich weich gebettet, federleicht und vollkommen unbeweglich.
    Conny legte wachsam meinen Stumpf neben sich aufs Bett, stand auf und ging zu seinem Bett zurück.
    „So Toast. Zeit für das Bettchen und für bunte Träume!“
    Er schlüpfte unter seine Bettdecke und zog diese bis zur Nase hoch. Dann drehte er das Licht ab und hinterließ Stille.
    Langsam kehrte die Kraft in meine Glieder zurück. Ich robbte zur Kommode, die am unteren Ende meines Betts stand und griff nach einem Höschen und einem T-Shirt. Bettfertig schlüpfte ich unter die Decke, um etwas in meinen Gedanken zu finden, ohne zu wissen, was ich suchte. Einige Zeit später erfasste mich ein Gefühl der Unwirklichkeit und mein Denken biss sich am Zweifel fest, dass Conny gar nicht existiere. Hatte ich ihn selbst erschaffen, so wie Tylor Durden in Fight Club sich selbst neu erfunden hatte? Vielleicht geschah es, als ich den drei Schafköpfen in der Küche gegenübersaß und schlagartig diese unbändige Wut von mir abfiel? Ich lauschte in die Stille, um seinen Atem zu hören, doch da war nichts bis auf meinen eigenen Atem und dieses leise Pochen auf dem Kissen verursacht durch die pulsierenden Schläfenadern.
    „Sag mal Conny, bist du echt, liegst du wirklich da drübenim Bett?“
    Nichts – bis irgendwann eine tiefe Stimme die Stille durchbrach.
    „Nein, ich bin nicht echt, ich bin in deinem Kopf. Toast, du hast doch ne Meise! Schlaf jetzt, Doofi“.
    Die Nacht war kurz, denn kaum hatte ich mich ins Reich der Träume verabschiedet, klingelte mich der Wecker meines Mobiltelefons wach. Conny war bereits aufgestanden und in der Küche. Der Duft und die Küchengeräusche ließen mich an Andrea und Eugen denken. Nach dem üblichen Morgenprogramm, Waschen, Zähne putzen und Anziehen, ging ich in die Küche, wo Conny mit einer Tasse frisch gebrühten Kaffees auf mich wartete und bereits am Tisch Platz genommen hatte.
    Zum Kaffee frühstückte er eine Zigarette und ignorierte gnadenlos die Hausordnung die Rauchen in der Küche nicht erlaubte. Welchen Zweck die Hausordnung haben mochte, war ohnehin fraglich. Unsere drei Mitbewohner hatten ganz andere Probleme und Herr Monolog war durch den Vorfall mit dem Junkie immer noch auf Zutraulichkeit bedacht.
    „Hey Kleiner, erzähl mir mal was über unsere Mitbewohner. Willst du auch eine Kippe?“
    „Ja, so hab ich mit dem Rauchen angefangen. Damals dachte ich einen Moment lang, dass es uncool wirken könnte, wenn ich nicht rauche.“
    „Wieso denn uncool?“
    „Weil hier in der Küche Rauchverbot herrscht und es durchaus cool wirkt, wenn man trotzdem raucht.“
    „Oh das tut mir leid. Magst du trotzdem eine?“
    „Ja. Wir haben drei Mitbewohner. Der Erste steht auf Hunde. Er spricht nur über Hunde, malt sie, setzt sich in den Park, um Hunden zuzusehen, und stellt wöchentlich einen Antrag auf die Erlaubnis einen Hund halten zu dürfen. Wenn du einen Eisenbahner kennst, dann kannst du dir das in etwa vorstellen, wenn du diese Begeisterung mit 100 multiplizierst.“
    „Warum denn Eisenbahner?“
    „Ich hab nur Eisenbahner kennengelernt, die eine ähnliche Faszination für ihren Beruf haben, wie der Typ für Hunde.“
    „Ist ja krass und was macht der den ganzen Tag lang?“
    „Der wird um neun abgeholt und in eine geschlossene Werkstatt für Gestörte gebracht. Dort faltet er Tüten, glaube ich jedenfalls. Du hörst ihn nicht und siehst ihn nicht. Er ist ein Geist.“
    „Ok, der ist also in dem einen Zimmer und wer wohnt im Zweibettzimmer auf der

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