Mein Name ist Toastbrot (German Edition)
genoss ich. Das Zimmer wienerte ich gleich mehrmals, wusch die Gardinen und die Bettwäsche und holte mir im Sozialmarkt einen hässlichen aber fußfreundlichen Bettvorleger. Auch wenn ich nach wie vor unter scharfer Beobachtung stand, kehrte in mir Ruhe ein. Ich genoss das Durchschlafen, die Totenstille, die Abwesenheit des Geruchs getragener Socken und ungewaschener Körperteile und das Fehlen der mit braunen Streifen verzierten Unterhosen,die sich im Dunkel der Nacht auf dem Weg zur Toilette in meinen Zehen verfingen.
Ein Neueinzug in die Wohngemeinschaft und in mein Zimmer sollte nun alles verändern. Sein Name ist Costantino alias Conny. So wie ich 16 Jahre alt, etwas größer und um einiges breiter gebaut, braune schulterlange Haare, zu kurze Jeans, Lederjacke, ein verwaschenes T-Shirt, Dockers, ein paar Halsbänder um einen starken Hals und mehrere Ringe an den Fingern. Sein Gesicht schmückt ein Augenbrauenpiercing, eine Brille und offensichtlich überzupfte Augenbrauen. Sein Teint war sehr blass, vermutlich mit Puder gepudert. Optisch hatte er offenkundig wenig mit mir zu tun, da er sich als eine Mischung aus Punk und Grufti begriff. Er trug eine mächtige Ausstrahlung und einen großen Rucksack ins Zimmer.
„Sag mal, sind bei dir alle Gurken im Glas, oder bist du auch so ein Hirnamputierter, wie die zwei Knalltüten in der Küche?“
„Sehr sympathisch. Mein Hirn ist am rechten Fleck, dafür fehlt mir ein Fuß.“
„Oh, stört mich nicht. Mein letztes Gespräch mit einem Fuß ist schon etwas länger her.“
„Ich bin David und du?“
„Conny. Also du hübscher Krüppel, hilf mir ein paar Kisten hoch schleppen. Dafür öl ich dir danach liebevoll deine Prothese!“
14 Kisten später saß ich pitsch nass und kraftlos auf meinem Bett und wagte kaum nach dem Inhalt zu fragen, da ich ahnte, dass mein Ordnungssystem bald erheblichen Schaden nehmen würde. Kaum hatte ich mich entspannt zurück auf mein Bett fallen lassen ging die Tür auf.
„Hey du Ferkel, ab unter die Dusche, oder willst du das Bett heute noch neu überziehen?“
„Öhm.“
Mehr kam mir nicht über die Lippen, da er sich bereits auf dem Weg Richtung Bett auszog. Ich setzte mich hoch und er stand splitternackt vor mir. Großer Gott, was für ein Körper dachte ich, während mein Blick an seinem kleinen, aber herzerfrischenden Schwanz hängen blieb.
„Na wo ist die Dusche und borgst du mir was zumWaschen? Morgen kauf ich was.“
„Unterm Waschbecken gibt es Handtücher und Duschgel findest du in der Dusche. Wir kaufen das Zeug aus der Haushaltskasse, daher kann es jeder verwenden.“
„Prima“
Schon war er verschwunden und ich hörte das Wasser über seinen Körper plätschern. Was zum Henker geschah gerade? War etwas mit meiner Wahrnehmung nicht in Ordnung, oder warum zog das ganze Geschehen so schnell an mir vorüber, dass ich kaum reagieren konnte? Schlief ich fest und steckte in einem Traum, oder war da wirklich ein sympathischer, intelligenter, geiler Typ in mein Zimmer eingezogen?
Das nasse Handtuch, welches ich zwar kommen sah, aber perplex wie ich war nicht abwehren konnte, klatsche mir geradewegs ins Gesicht.
„Du bist ja immer noch angezogen. Lass mich gleich eines klarstellen. Ich kann Gestank nicht ausstehen. Entweder duschst du dich oder du schläfst auf dem Küchentisch.“
War das vielleicht schon das Paradies? Ich liebe Reinlichkeit und mit dieser Liebe sollte ich nun nicht mehr allein sein? Stark erhob ich mich und versuchte mich annähernd so cool zu entkleiden, wir er es eben vorgemacht hatte. Gelungen ist mir das nicht, denn als ich bis zu meinem Höschen vorgedrungen war, griff die Scham nach mir, die mich innehalten ließ. So unauffällig, wie es in einem knapp zwanzig Quadratmeter großen Zimmer möglich ist, wollte ich mich aus dem Zimmer stehlen.
„Dürr wie ein Toastbrot und dazu noch ein Hasenfuß!“
Meine Nervosität hatte mich nun auch noch ein frisches Höschen vergessen lassen. Beim Duschgang muss ich meine Prothese abschnallen und anschließend reinigen. Zudem verlangt mein Stumpf nach Pflege, damit ich ihn nicht wundlief. Ohne Höschen blieb mir nichts anderes übrig, als mit meinem Fuß in der Hand nackt ins Zimmer zu hüpfen. Conny amüsierte das köstlich und lachte vor allem darüber, dass ich lieber auf einem Bein durch die Wohnung hüpfe, als ihn zu bitten ein Höschen zu holen.
Auf dem Bett hockend kramte ich im Nachtkästchen nach dem Pflegespray und reinigte den Einsatz.
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