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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
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anderen Seite? Die haben mich gestern hier in der Küche nicht begrüßt.“
    „Tja, wunder dich nicht. Der eine ist kriegstraumatisiert und der andere hört Stimmen. Mehr weiß ich leider auch nicht, denn gesprochen hab ich mit den beiden noch nicht. Die halten sich immer übermäßig lange im Badezimmer auf. Keine Ahnung, was die da treiben.“
    „Was meinst du denn mit, er höre Stimmen?“
    „Angeblich führt er mit sich selbst ein andauerndes Selbstgespräch. “
    „Woher weißt du denn, dass er nicht mit seinem Zimmernachbarn spricht?“
    „So genau weiß ich das nicht. Mit mir spricht er nicht. Mir kommt er nur abwesend und etwas gestört vor. Dräng mich jetzt nicht weiter in die Ecke. Ich hab schon verstanden, dass meine Formulierung nicht gut gewählt war.“
    „Will ich ja gar nicht. Ich will seine Krankheit begreifen. Die halbe Menschheit spricht täglich mit einem Unsichtbaren in ihrem Kopf, verschließt sich und nimmt merkwürdige Körperhaltungen dazu ein. Setz dich mal in einen Zug und schau dir die Leute an. Wenn diese stillen Zwiegespräche Geisteskrankheit sind, dann haben wir ein gewaltiges Problem.“
    „Du meinst Beten?“
    „Ja was denn sonst. Er spricht vermutlich einfach mit den falschen nicht existierenden Unsichtbaren. Würde er mit Jesus, Maria, oder jemand anderem aus der Sippe sprechen, würde man ihn zum Heiligen erheben.“
    „Ein klein wenig übertreibst du jetzt aber schon.“
    „Findest du? Ab wann ist man denn überhaupt ein Fall für die Psychiatrie? Franziskus von Assisi lief nackt auf allen Vieren durch die Stadt und fraß das Gras vom Straßenrand. Der Schafhirte in Rom hat vor ein paar Jahren kurzerhand die Vorhölle abgeschafft. Die Lamaisten machen sich Amulette ausder Kacke des Dalai Lamas und schmieren sich seinen Dreck aufgrund angeblicher Heilkräfte auf ihren Körper.“
    „Heilige Scheiße.“
    „Ja genau. Ok, also haben wir im Prinzip die ganze Bude für uns allein?“
    „Genau. Jetzt aber zu dir. Warum bist du hier?“
    „Toast, die Geschichte erzähl ich dir noch, wir müssen aber los in die Schule. Die haben uns ins gleiche Zimmer gesteckt, da ich auch ans gleiche Gymnasium muss wie du. Sicher kannst du mir da noch einiges erzählen?“
    „Klar, ich erzähl dir alles und hoffe, dass du vor Langeweile nicht wegkippst. In welche Klasse gehst du denn?“
    „Gleicher Jahrgang, aber in die Parallelklasse. Wir sollen dann zusammen lernen. Freu dich, ich bin das Ende deiner schulischen Probleme.“
    Er grinst und ich schwieg. Auf dem Weg zur Schule erklärte ich ihm alles, was ich für wichtig hielt.
    „Toast, kommst du heute mit zum Baumarkt? Ich brauch ein paar Sachen. Erstens weiß ich nicht, wo der ist und zweitens musst du mir schleppen helfen.“
    „Klar mach ich das. Wir treffen uns hier nach der Schule. Jetzt geh aber lieber in die Klasse, sonst kriegst du schon am ersten Tag Ärger.“
    Nachmittags standen wir im Baumarkt und Conny schnappte sich einen der Transporter und forderte mich auf, mich draufzusetzen. Da war sie wieder diese Scham, die durch mich sprach und ablehnte. Er ließ nicht locker, bis ich mich doch überwunden hatte und auf der Ladefläche im Schneidersitz Platz nahm. Erst als er losfuhr, spürte ich die Scham körperlich, die mich am Nacken packte. Unbeweglich beobachtete ich die Blicke, die sich an mich hefteten. Conny reagierte überhaupt nicht und zog mit seinem Gepfeife noch mehr Aufmerksamkeit auf uns.
    Warum schämte ich mich überhaupt? Warum ordnete ich mein persönliches Vergnügen diesen unwichtigen blöd guckenden anderen Besuchern nach? Warum waren die plötzlich wichtiger als ich selbst?
    „Na Toast, wie läuft deine Lektion in Autonomie? Freust du dich schon oder grübelst du noch?“
    „Ich leide noch! Warum Autonomie?“
    „Das Gegenteil von Scham ist Autonomie. Erst dann, wenn wir uns selbst beurteilen und uns nicht dem Urteil anderer beugen, leben wir stark und frei.“
    Der Griff in meinem Nacken begann sich zu lösen und ich lockerte meine angespannten Beine, lehnte mich leicht zurück und spürte etwas Kindliches. Die Welt schien anders zu sein. Ich fühlte mich klein und geborgen. Die Welt sieht aus der Perspektive eines Kindes, die ich sitzend auf dem Transporter einnahm, tatsächlich um einiges anders aus.
    Mir fiel auf, dass Conny bereits Einiges neben mich auf die Ladefläche gestapelt hatte und ich nahm auch wahr, dass die Blicke der Gaffer abnahmen. Gafften die überhaupt noch?
    „Glaub mir

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