Mein Name ist Toastbrot (German Edition)
Vorgaben ins Regal einordnete. Meine zwei Dutzend Bücher, die auf dem Schreibtisch standen, fügte ich hinzu.
Als wir Stunden später fertig waren, falteten wir die Kartons und brachten diese in den Keller. Nach dem Saugen und Wischen hatte unser Zimmer einen bezaubernden Charme entwickelt. In unserem Zimmer lebten nun nicht mehr bloß wir beide, sondern die Gedanken einiger großer Denker, die uns noch Vieles lehren sollten.
Nach dem Duschen erwartete mich mein Traumprinz im Zimmer mit einer Flasche Sekt und zwei Gläsern. Dazu hatte er mir mit Gummibärchen den Schriftzug Danke auf das Kopfkissen gelegt. Er ließ den Korken knallen, wir stießen an und er versorgte wie am Tag zuvor meinen Stumpf.
„So lieber Toast. Ich bin angekommen und ich hoffe, dass ich dir genauso viel Heimat geben kann, wie du mir schongibst.“
„Conny, warum bist du hier?“
„Ja, wie sag ich das jetzt am besten? Ich bin der Sohn eines recht bedeutenden ehemaligen Ehrenmannes der sizilianischen Cosa Nostra, eines Corleonesers um genau zu sein. Nach dem zweiten Mafiakrieg Anfang der 1980er Jahre auf Sizilien fiel mein Vater durch brutale Morde die Karriereleiter hoch. Anfang 1992 hatte es die Mafia übertrieben. Sie fühlten sich stark genug, dem Staat selbst den Krieg zu erklären. Nach den beiden Attentaten auf Falcone und Borsellino begann eine weitreichende interne Umstrukturierung und Neuordnung der Machtverhältnisse. Mein Vater ging nach München, wo er die Geschäfte in Süddeutschland übernahm. Als sich dann einige altgediente Mafiosi als Kronzeugen stellten, war mein Vater zur Gefahr geworden. Er hatte die Corleoneser bis zur offiziellen Auflösung 1982 in der Loge Propaganda Due vertreten und hätte deshalb durch seine Aussagen zahlreiche führende Staatsmänner und Unternehmer politisch enthauptet. Dies tat er natürlich nicht. Bis zur Mitte der 1990er Jahre war das sein großer Vorteil, denn die Mächtigen aus Politik und Finanz regierten weiter und schützten ihn. Nach der Verhaftung von Toto Riina 1993 wollte er selbst zum Boss der Bosse aufsteigen. Das fiel mit der Entmachtung zahlreicher Mitglieder der alten P2 zusammen, sodass er keinen Schutz mehr hatte. Da man nie wusste, welcher der Giftschränke im Falle der Ermordung meines Vaters geöffnet worden wäre, blieb er am Leben. Als Sohn geriet auch ich ins Schussfeld der sizilianischen Killer. Nur ein Beispiel: Giovanni Brusca versuchte beispielsweise durch eine Entführung, Santino Di Matteo zum Schweigen zu bringen. Er hatte Santinos 11jährigen Sohn gut zwei Jahre lang eingesperrt, ihn anschließend erwürgt und die Leiche in Säure aufgelöst. Meine Eltern fand man vor etwa 15 Jahren ermordet auf der Ladefläche eines Lastwagens in der Nähe des Brenners. Man hatte die beiden den Verrätertod sterben lassen. Dabei zieht man eine Drahtschlinge um den Hals und verbindet diese mit den stark angewinkelten Beinen, während die Hände durch eine Zwangsjacke an den Oberkörper gefesselt sind. Nach Stunden werden die Beine aufgrund der Krämpfe immer weitergestreckt, was zur Erdrosselung führt. Noch Fragen?“
Mein Kinn hing inzwischen reichlich tief und lies mich mit meinem offenen Mund ziemlich doof aussehen. Ich hatte ja schon einige krasse Geschichten gehört, aber keine reichte annähernd an dies heran.
„Was ist denn diese P2?“
„Die P2 war eine Freimaurerloge, die im Falle eines kommunistischen Wahlsieges in Italien deren Machtergreifung verhindern wollte. In ihr saß mehr oder weniger alles, was in Italien Rang und Macht hatte und vom kapitalistischen Wirtschaftssystem profitierte.“
„Und warum kannst du so gut Deutsch, wenn du Italiener bist?“
„Ich wurde hier in München geboren und meine Mutter stammte aus Deutschland. Bei meiner Geburt optierten meine Eltern für die deutsche Staatsbürgerschaft. Ich sollte ja schließlich auch in Deutschland leben und hab bis heute Italien nur auf der Landkarte gesehen.“
„Das ist ja krass. Sind die immer noch hinter dir her und die Frage, warum du dann ausgerechnet hier bei den Durchgeknallten gelandet bist, beantwortet das auch nicht.“
„Hinter mir her sind sie nicht mehr, da mit dem Tod meiner Eltern die Gefahr nicht weiter bestand. Hätten sie mich töten wollen, würde ich nicht mehr leben. Als ich nicht mal zwei Jahre alt war, wurde ich hier in München in einem Krankenhaus, zusammen mit einem Ordner, in dem meine Unterlagen zusammengestellt waren, abgegeben. Meine Geschichte erzählte mir
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