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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
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gemacht und meine Feigwarzen damals, sind kein Gegenbeweis.“
    „Aber jetzt noch das eigentliche Versprechen, das mir wichtiger ist.“
    „Na dann sag schon. Wir sind ja nicht im Kindergarten.“
    „Doch, diese Welt hat viel von einem Kindergarten. Süchtige verhalten sich wie Kinder, wie böse Kinder.“
    „Ah, es geht also um Drogen?“
    „Ja, ich bring dich in die Szene, wenn du versprichst, niemals etwas Härteres als Marihuana zu konsumieren. Zumeinen macht dich alles andere mit Sicherheit kaputt und zum anderen kannst du bei den anderen Sachen nicht sagen, was genau du nimmst.“
    „Gut, ich verspreche es.“
    „Ist dir klar, dass es mir wichtig ist, dass du dieses Versprechen auch hältst? Dir werden zahlreiche Drogen angeboten werden. Du wirst betrunken und dadurch labil sein.“
    „Ja klar. Jetzt hab dich nicht so.“
    Am nächsten Tag rief uns Hans an und teilte uns mit, dass wir in zwei bis drei Tagen in die besagte Wohnung ziehen können. Das Aufenthaltsbestimmungsrecht läge beim Jugendamt, könne aber aufgrund unseres Alters angefochten werden. Zudem wären die zahlreichen Versäumnisse der Sozialbetreuer dem Erfolg des Anliegens zuträglich gewesen.
    Mein Glücksgefühl mischte sich mit Wut. Warum war jetzt möglich, was vorher unmöglich gewesen war. Genau diese Willkür brachte mich zum Kotzen. Die wirkliche staatliche Autorität liegt bei der Jurisdiktion.
    Wir hatten uns sehr bald eingelebt und konnten unser Glück gar nicht fassen, das in diesem kleinen Reich bestand, das für uns geschaffen wurde. Wir übernahmen die Hausarbeit, kochten, putzten und bügelten. Die Wohnung glitzerte und funkelte und auch Peer zeigte sich euphorisch. Peer trug uns auf Händen.
    Auch Herr Kaspar hatte unseren Umzug mitbekommen, was wohl daran lag, dass er immer noch der Ansprechpartner für das Jugendamt war. Beiläufig fragte er uns, ob es uns in der neuen Bleibe gut gehe.
    Er hatte einen Bierkrug für uns aufgestellt, den er immer wieder auf etwa 100 Euro auffüllte. Von dem Geld kauften wir Lebensmittel und den Haushaltsbedarf. Obwohl er uns immer wieder ermunterte, wegzugehen und hierfür das Geld im Bierkrug zu nutzen, konnten wir das mit unserem Gewissen nur schwer vereinbaren. Fremdes Geld auszugeben ist gar nicht so einfach, wie man im ersten Moment vermuten mag. Dieses schlechte Gewissen stand dem vollkommenen Glück im Wege und langsam fragten wir uns, ob wir nicht vielleicht selbst das Problem waren. Unfähig zu leben, unfähig unbeschwert zu atmen und zu lieben.
    „Bevor wir in die Szene gehen, müssen wir dich erst mal ordentlich einkleiden.“
    „Ich dachte, in solchen Kneipen steht man auch auf Skater?“
    „Ja, aber du wolltest etwas von dieser Welt kennenlernen. Ich wurde von der schwulen schwarzen Szene sozialisiert und daher zeige ich dir zuerst diese Welt.“
    Wir trugen schwarze Leggins mit einem weißen Rüschenhemd. Darüber eine schwarze Weste und ein paar Bänder mit Nieten um den Bauch. Um den Hals banden wir uns eine schwarze Netzschärpe. Das Gesicht schminkten wir mit hellem Makeup, zogen die Brauen nach, trugen dunklen Lippenstift auf und zeichneten unsere Augenlieder mit Kajal nach. Conny trug seine schwarzen Haare offen und meine Haare kämmte er glatt nach hinten. Mit einem schwarzen Haarstift malte er Streifen in meine gegelten Haare, was an ein Zebra denken lies. Ein paar Accessoires wie Armbänder, Ohrringe und Ringe kamen noch dazu.
    Was wir darstellten, erinnerte an den Film Interview mit einem Vampir mit Brad Pitt, nur dass wir viel besser aussahen als er. Wir waren Louise de Point du Lac und Lestat de Lioncourt auf dem Weg zu ihren Gräberstätten. Im Film fand Lestat „Vampire die so tun, als ob sie Menschen wären, die Vampire spielen avantgardistisch“. Blieb zu hoffen, dass wir heute Morgen nicht zum letzten Mal die Herrlichkeit der Morgenröte erblickt hatten und heute Nacht bereits zu den lebenden Toten gehörten. Der Aufzug und die Situation hatten eine unverkennbare Komik.
    „Wo ist mein Besen Lestat!“
    „Blödmann, nur Zauberer fliegen mit dem Besen. Wir bleiben auf dem Boden.“
    „Och Conny-Schatz, sei doch nicht so realistisch.“
    Da wir tatsächlich nicht fliegen konnten, fuhren wir mit der U-Bahn in den Münchner Norden, wo wir nach einem zehnminütigen Fußmarsch vor einer heruntergekommenen großen Villa stehen blieben und den Klingelknopf drückten. Aus der Ferne kam uns der Wächter der Nacht entgegen, dessen Klamotten an einen Mönch

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