Mein Name ist Toastbrot (German Edition)
Praxis zu führen, um die Welt ein wenig besser zu machen.
„Hey Süßer, schon wieder so negativ. Wir wollen Ärzte werden, was einige Studienjahre mit sich bringt. Wir brauchen sowieso eine konkrete Vorstellung wie das gehen soll, wenn wir nicht auf den Strich gehen wollen.“
„Na jetzt mach es nicht so spannend und sag, was du dir vorstellst.“
„Hör es dir aber mal zuerst vollständig an. Ich kenn da einen Mann, der heißt Peer. Der arbeitet in der medizinischen Forschung an der Uni. Seine Familie ist abgehauen, da er sich für die Karriere entschieden hatte und dann stellte er auch noch fest, dass er schwul ist.“
„Ja, das Leben ist halt kein Ponyhof.“
„Stimmt. Er hat eine total geile Wohnung, in der er allein lebt, er arbeitet den ganzen Tag und ist furchtbar einsam. Ich glaube, dass wir den durchaus dazu bringen könnten, dass er uns einziehen lässt.“
„Aha, und wie kommt man auf so etwas?“
„Das mache ich schon länger. Es wimmelt nur von Leuten, die reich und einsam sind. Die tun fast alles für dich, wenn du ihnen das Gefühl geben kannst, nicht mehr einsam sein zu müssen.“
„Also für mich hört sich das schon sehr nach Prostitution an. Fickst du dann mit denen auch noch rum?“
„Nein, hab ich nie gemacht.“
„Aber die würden wollen?“
„Warum sollten sie nicht wollen?“
„Naja, das ist ja irgendwie Ausbeutung und man darf ja einen Funken Moral erwarten, oder?“
„Ach mein Schatz. Sex ist eine Frage der Möglichkeit und nicht der Moral.“
„Toll, also so ganz kann ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden.“
„Ich würde dir diesen Peer mal vorstellen und dann sehen wir ja weiter.“
„Und wie ist der so?“
„Der hat es nicht leicht gehabt im Leben. Er war ein halbes Jahr in der Klinik, wie wir. Dann war die Geschichte mit der Frau und dem Kind, dann hat er sich in einen Doktoranden verliebt und schließlich tritt er jetzt karrieremäßig auf der Stelle.“
„Mit anderen Worten, er ist das totale Wrack?“
„Ja, so könnte man es sagen, auch wenn man mit dem Professorenhut auf dem Kopf andere Probleme hat, als die meisten Menschen.“
„Und gefährlich ist der nicht?“
„Doch, aber wer auf dieser Welt ist schon ungefährlich. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass man in einem Jugendwohnheim gefährlicher lebt. Jetzt komm, das ist ein netter Kerl, der tut keiner Fliege was. Er ist halt einfach ein wenig mehr kaputt als andere.“
„Du weißt ja ohnehin, dass ich ja sage, wann treffen wir ihn?“
„Heute Abend? Ich würde dich aber allein hingehen lassen, damit du dir dein eigenes Bild machen kannst.“
„Ok. Das klingt gut. Mach das klar. Ich darf nur bis 22:00 Uhr raus.“
Conny vereinbarte noch am gleichen Abend ein Treffen zwischen Peer und mir. Wir trafen uns in einer Vinothek am Viktualienmarkt. Peer war offensichtlich intelligent und sah für seine 47 Jahre gut aus. Gekleidet war er in der typisch lässigen Akademikerkluft, mit Cordhose, Hemd und anthrazitfarbenem Sakko.
„Du bist also das berüchtigte Toastbrot?“
„Ja, bin ich und du bist der berühmte Peer?“
„Genau. Sicher hat dir Conny schon einiges über mich erzählt. Ich habe eine große Wohnung und wie ich höre ihr nicht. Wenn ihr also wollt, zieht bei mir ein.“
„Wow, das geht ja schnell bei dir. Was macht dich so sicher, dass wir dich nicht ausrauben und umbringen?“
„Nach dem Tod ist es weit weniger einfach nicht zu leiden, als während des Lebens. Aber im Ernst. Ich mache das nicht ganz uneigennützig. Mein Leben hat sich nicht positiv entwickelt. Mein Sohn will nichts mehr von mir wissen und meine Vorstellung irgendwann den Professorenhut zu tragen, machte mich zu einem Einzelkämpfer. Hat man dann den Hut auf, gibt es keine Schlachten mehr die man kämpfen kann, da man für den Krieg zu alt geworden ist.“
„Du gehst ja recht offenherzig mit deinem Scheitern um?“
„Ja, hab ich eine andere Wahl?“
„Nein, nicht wirklich, nur könntest du dich auch einfach selbst belügen und weiter machen wie bisher? Schließlich ist das der Weg, den die Menschenschafe in aller Regel präferieren.“
„Du hast recht, aber sehe ich aus wie ein Schaf? Was sollich deiner Meinung nach tun? Mich damit abfinden, dass ich das Thema meines Lebens vollkommen verfehlt habe, oder den Versuch starten, jemandem etwas mitzugeben und so mein Leben ein wenig mit Sinn zu füllen?“
„Ich würde mich eindeutig für die zweite Variante entscheiden. Was erwartest du
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