Mein Name ist Toastbrot (German Edition)
wieder hochziehen. Er meinte, er hätte hier im Dunkeln, meinen Schwanz gar nicht richtig sehen können und wollte ihn deshalb anfassen. Als ich seine Finger spürte, die sanft über meinen Schaft streichelten, versteifte sich mein Glied, was mich weniger verwunderte als das angenehme Gefühl, das ich dabei empfand. Aber dann leckte er mit seiner Zunge meine Eichel. Kurzerhand schob ich seinen Kopf weg, zog die Hose hoch und schlüpfte, ohne ein Wort zu sagen ausdem Kleiderschrank.
Verwirrt lief ich aus der Kirche und stieg die steilen Stufen ins Zwischengeschoss des Kirchturms hinauf. Dort schob ich meine Hand in die Unterhose und strich mit zwei Fingern über meinen Eichelansatz und roch daran. Den Duft, den ein Penis binnen weniger Stunden auch nach gründlichem Waschen entwickelt, fand ich damals abstoßend und konnte nicht begreifen, warum sich jemand mit dem Mund freiwillig daran zu schaffen machte. Heute ist das kein Problem mehr. Ich ließ mir die Vorhaut abschneiden und seitdem genieße ich den hygienischen Vorteil, der sich dadurch ergibt.
Lukas Eltern arbeiteten bei einer lokalen Reinigungsfirma. Sein Ansehen litt unter seinem Äußeren und sein Selbstwertgefühl wurde durch die finanzielle Not im Elternhaus zerstört. Er gehörte zu den Menschen, die sich vor und nach jeder Handlung bedankten. Da mir dies aufgefallen war, zählte ich sogar mal nach. Im Zuge der Bestellung einer Portion Pommes am Kiosk verwendete er das Wort „Bitte“ drei Mal und das Wort „Danke“ vier Mal. Höflichkeit ist natürlich eine Tugend, aber nur so lange sie nicht zu Unterwürfigkeit wird. Lukas war das perfekte Opfer. Vermutlich hat der Priester deshalb Lukas für seine Befriedigung missbraucht und nicht mich.
Aufgeflogen war die Geschichte, als ein anderer Junge vor einigen Jahren die inzwischen bekannte und verschwiegene Neigungen des Pfarrers öffentlich machte. Kurz kochte die Empörung im Ort hoch, versiegte aber genauso schnell wieder, wie sie entstanden war.
Die Kirche kaufte sich mit ein paar Tausend Euro das Schweigen der Familien und schützte damit ihren Priester, der versetzt wurde. Lukas' Eltern investierten das willkommene Geld wenige Wochen später in eine überteuerte Solaranlage, die natürlich vom örtlichen Sanitärtechniker montiert wurde.
Den Priester fand man nackt in einem Waldstück an einer Autobahnausfahrt in der Nähe von Salzburg. Jemand hatte ihn an einen Baum gefesselt, wo er anschließend in einer kalten Februarnacht erfroren war. Dieses für manche sicher vertretbare Verbrechen blieb und bleibt wohl ungesühnt. Da man den Alten erst im darauffolgenden Sommer fand, konnteman keine verwertbaren Spuren sichern, die zum Täter geführt hätten. Die Zeitungsartikel, die über den Fall geschrieben wurden, habe ich ausgeschnitten und plastifiziert. Es sind Fragmente meiner Vergangenheit, die mich davor schützen, irgendwann nicht mehr zu wissen, wer ich bin.
Auch meine Eltern sammelten Zeitungsausschnitte, allerdings aus ganz anderem Grund. Die lokale Zeitung berichtete zu Ende jeden Schuljahres über die Jahrgangsbesten. Ein Fotograf kam an die Schule, es war jedes Jahr derselbe. Gleich in der Diele über dem Spiegel steckte meine Mutter die Zeitungsausschnitte an der Pinnwand fest. Da ich nach diesem unausgesprochenen Lob süchtig war, entwickelte ich Strategien, um meinen Notendurchschnitt zu optimieren. In der Schule spielt das tatsächliche Beherrschen der Lerninhalte keine Rolle. Die besten Noten bekommen Schüler nicht dafür, dass sie den Stoff verstanden haben, sondern für ihre Fähigkeit, bei Lehrern den Glauben zu wecken, dass dies der Fall sei. Fördern kann man diesen Glauben nicht nur durch tatsächliches Können, sondern durch subtiles Loben der Lehrkräfte, durch seltene, aber regelmäßige und kluge Fragen und durch freundliches Grüßen auf dem Pausenhof. Mit anderen Worten: Mir gelang das Arschkriechen vorzüglich. Da man als Behinderter außerdem in aller Regel unterschätzt wird, fiel es mir leicht, das Gewöhnliche als etwas Besonderes erscheinen zu lassen. Meine Strategie führte zwar zu sehr guten Noten, machte mich aber gleichzeitig zum Außenseiter.
In den Pausen hielten mich ein paar Mitschüler fest, während ein anderer mir den Schuh vom Fuß zog und ihn in eine der Rosskastanien im Pausenhof hängte. Mir war es dann nicht möglich, auf den Baum zu klettern, sodass ich auf die Hilfe des Hausmeisters angewiesen war, um beschuht ins Klassenzimmer zurückkehren zu
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