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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
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durch hoffnungsloses Zurückrempeln zu retten versuchte, lief er vor mir her und grunzte: „Krüppel“, „Einbein“ und was ihm sonst noch einfiel. Die anderen freuten sich tierisch, grölten und applaudierten.
    Ich stand allein da, und als ich mich bei meinem Klassenlehrer beschwerte, stellte sich die gesamte Klasse hinter den Podex und bezichtigte mich als den Anstifter. Ich beschloss, mich mit allen Mitteln zu wehren. Der Kampf war eigentlich aussichtslos, da Podex einen Kopf größer und mindestens zehn Mal breiter war als ich. Klar war aber, dass dieser Podex platt gemacht werden musste.
    Während des Sportunterrichts, an dem ich zum Glück nur eingeschränkt bis gar nicht teilnehmen musste, lag ich meistens nach den Aufwärmübungen auf einer der Gymnastikmatten im Gerätelager. Dort entdeckte ich eine grüne, etwa zwei Kilogramm schwere Hantelscheibe. Ich verstaute das Metallstück in meiner Trainingshose und ging wie üblich schon vor den anderen Duschen. Dieses Vorrecht hatte ich mir gegen den Starrsinn des Sportlehrers erkämpft. Unter der Dusche war ich besonders hilflos, da ich meinen Ersatzfuß abschnallen musste. Das, was die anderen Jungs mit mir machten, während ich schutzlos in der Gemeinschaftsdusche auf einem Bein stehend am Wasserhahn schraubte, hatte zu schmerzhaften blauen Flecken an Knien, Hüfte und Ellbogen geführt.
    Vor der Sporthalle wartete ich auf meine Mitschüler, die noch beim Duschen waren. Ich schob die Finger in die kreisrunde Öffnung der Hantelscheibe in meiner Jackentasche, als sich die Tür öffnete und Podex, gefolgt von ein paar Jungs auf die Straße trat. Die Kälte des Metalls, und ein Kribbeln in meinem Gesicht, lösten Hitzewellen aus, die durch meinen leicht zitternden Körper fuhren. Ich nahm meinen Mut zusammen, stellte mich dem Podex in den Weg und zog meine bewaffnete Hand aus der Jackentasche.
    Mein Arm war plötzlich unendlich schwer und ich konnte ihn nicht mehr anheben. Meine Knie begannen zu zittern, und ich leicht zu wanken. Ich wollte zuschlagen, aber es gelang mir nicht, ich konnte mich überhaupt nicht mehr bewegen und ich hörte, Podex' Stimme wie sie lauter und lauter wurde, währendich in seine scheußliche Fratze blicken musste.
    „Oh, der kleine Krüppel traut sich nicht. Wenn du dich traust, dann schlag zu, denn gleich nehme ich dich auseinander!"
    Nach einem Moment, der mir wie eine Ewigkeit vorkam, löste ein plötzliches Zucken meine Starre. Ich schlug zu. Die Anspannung fiel von mir ab, die Fettbacke ging wie ein Zementsack zu Boden, und die anderen verstummten augenblicklich. Es ist einfach zuzuschlagen, wenn man die Hemmung erst mal überwunden hat. Podex wurde mit seiner blutverschmierten Fratze kurze Zeit später ins Stadtklinikum gebracht und den Weg zur Sporthalle durften wir fortan nur mehr in Begleitung eines Lehrers zurücklegen, die ihre Aufsichtspflicht grob verletzt hatten.
    Mich nahmen zwei Polizisten mit, die mich erst befragten und dann mit zahlreichen Ermahnungen bei meinen Eltern abgaben. Da ich noch nicht strafmündig war, wurde kein Verfahren eingeleitet. Ob meine Tat, oder die Tatsache, dass ein Polizeiwagen vor unserem Haus hielt, für meine Eltern schlimmer war, weiß ich nicht. Genau weiß ich aber noch, dass ich mir einen sehr langen Vortrag über Schuld und Sühne anhören musste. Mein Vater versuchte seine Gedanken, mit Whiskey zu ordnen. Meine Mutter hatte sich inzwischen in ihr Zimmer zurückgezogen, und ich saß nach wie vor am Schreibtisch meines Vaters im Arbeitszimmer und blickte den Alten an. Immer wieder fragte er mich, ob mir die Tat leidtäte, was ich verneinte. Einige Zeit später packte er meine Hand, drückte sie flach auf die Tischkante und schlug mit der leeren Whiskeyflasche auf meine Fingerknöchel. Mit jedem Schlag wurde der Schmerz intensiver. Als ich immer noch keine Reue zeigte, holte mich ein dumpfer Schlag auf mein Ohr vom Stuhl. Einen armseligen Schrei konnte ich leider nicht unterdrücken, während die Flasche über den Teppich bis ans Bücherregal ausrollte. Im nächsten Moment wurde ich an den Haaren nach oben gerissen und mit voller Wucht an die Tischkante geschleudert. Mit meinen Armen wollte ich mich reflexartig schützen, was ohne Erfolg blieb. Erneut ging ich zu Boden und heulte inzwischen unkontrolliert. Als mich ein Rad des Bürostuhls, den mein Vater mit voller Wucht in meineRichtung getreten hatte, am Kopf traf, entfuhr mir ein weiterer Schrei. Als er mich dann bäuchlings auf den

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