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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
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mein Fuß, sondern die fehlende Geborgenheit in meinem Elternhaus, das mir immer wieder neue Strategien abnötigte, um zu gefallen.
    Behinderung bedeutet, ein Stück seiner Selbstbestimmung aufzugeben. Ein vernichtendes Elternhaus behindert und macht einen zur Marionette, ohne eigenen Willen. Ähnlich wie bei progredienten Krankheiten wird man zunehmend von anderen Menschen abhängig, bis schließlich das Recht verloren geht, selbst zu bestimmen, wann und wie viel wir essen und was wir denken.
    Meine Kindheit verbrachte ich in einem Kuhkaff in der nähe von Rosenheim. Neben stinkenden Tieren, deren Einzelteile ich noch heute lieber auf dem Teller in leckerer Soße sehe, zwischen robusten Bäumen, umgeben von Bergen, Fahrradwegen, einem Badesee und vielen Touristen. Meine Eltern und ich wohnten in einer Villa mit Backsteinfassade und Spitzdach. Das zweiflügelige Portal stand zwischen einer zu groß geratenen Gartenlaube und einem fischreichen Teich, der nur pflegeleichten Bewohnern ein Zuhause bot. Eine hüfthohe Mauer umschloss das Grundstück, auf ihr war eine etwa mannshohe Metallbrüstung angebracht. Hinter dem Haus versperrten dichte Nadelhölzer den Blick auf den Geräteschuppen und die Mülleimer. Ein Blumenbeet verlief zwischen Rasen und Einzäunung, es duftete im Frühling. Weiße Kiesel führten Besucher zum Hauseingang. Was ich hier zeichne, ist nicht das Liebesnest der beiden kernigen Landburschen Roman und Julius, die sich in Lederhosen befummeln, sondern die dem Selbstbild meiner Eltern entsprechende Kulisse. Seit meinem Auszug vor einer Ewigkeit war ich nicht mehr dort gewesen. Nachdem meine Mutter nach Berlin gezogen war, hat sie die Villa geräumt, verkauft und vermutlich vergessen.
    Man könnte nun denken, dass ich einen Teil meiner Kindheit spielend auf diesem Rasen zugebracht hätte, während die Gartenlaube zu Familienfesten eingeladen hatte. Aber der Rasen war deshalb so gepflegt, weil kein Kind daraufherumtoben durfte. Die Gartenlaube hatte vor allem den Zweck, Nachbarn, Verwandten, Arbeitskollegen, aber auch Fremden, ein Stück dieser unserer Idylle vorzuführen. Es war eine Bühne, auf der wir Leben spielten. Regie führte die Scham, während wir in prächtigen Gewändern den Schein stets mehr gelten ließen, als das Sein. Scham gehört bis heute zu meinen prägenden Gefühlen. Lange Zeit war ich auf der Suche nach dem, was ich bin, um nicht das sein zu müssen, was ich nach Ansicht anderer hätte sein sollen. Da waren meine Eltern, ein perfektes Paar. Beide erfolgreich, gesund, ausgeglichen und in der Öffentlichkeit stets harmonisch vereint. Da war ich, hineingeboren in diese Vorzeigefamilie und außerdem ein bedürftiger Krüppel.
    Ich wurde regulär eingeschult, da es kaum möglich gewesen wäre, meine Behinderung im Dorf zu verleugnen, wenn ich eine Sonderschule für Körperbehinderte besucht hätte. Gelungen ist dies natürlich nicht. Vorurteile, die an Eigenschaften haften, lassen sich nicht einfach durch Handlungen abwaschen, sondern verschwinden im besten Fall dann, wenn die Besonderheit selbst wegfällt, was bei meinem Fuß kaum möglich war. Während mich der Besuch der Regelbeschulung schutzlos der grenzenlosen Bosheit kleiner Kinder auslieferte, suhlte sich meine Mutter im Mitleid der Dorfbewohner. Sie hatte schließlich alles Menschenmögliche für ihr armes Krüppelkind in Bewegung gesetzt, und sogar erreicht, dass ich nicht auf die so genannte „Deppenschule“ musste.
    Im Klassenzimmer saß ich in der ersten Reihe, direkt vor dem Lehrerpult. Dieser Platz wurde mir zugewiesen, da meine Lehrerin offenbar davon ausging, dass ich als Behinderter besonderer Aufmerksamkeit bedurfte. Ich verhielt mich ruhig und erst nach zwei Wochen wurde ich auf den Unterrichtsstoff angesprochen.
    „David, wir haben ja vor zwei Wochen mit dem Alphabet begonnen. Welche Buchstaben kennst du?“
    „Was meinen Sie mit kennen, Frau Lehrerin?“
    „Ich meine die Buchstaben, die du für die Bildung von Wörtern anwenden kannst.“
    „A, B, C, D, E …“
    „Ja Moment, wir haben doch erst das M, das A, und das I gelernt.“
    „Das stimmt, aber viele Wörter kann man aus diesen Buchstaben nicht bilden.“
    „Ja, aber wir lernen die anderen Buchstaben ja noch.“
    „Johannes kannst du mir die Wörter sagen, die wir gelernt haben?“
    „Stefan, wie sieht es mit dir aus?“
    „Frau Lehrerin!“
    „Ja David?“
    „Mimi und Mama?“
    „Gut David. Wiederholen wir den Stoff gemeinsam.“
    „Aber wie

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