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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
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niemand. Zwischen den verlebten Gegenständen war ich ein Teil der Ausstattung, den kein Kachelofen zu wärmen vermocht hätte.
    Mein Großvater war kein Künstler, versuchte aber in seinen späten Jahren einer zu sein. Im Naziregime war er als Chirurg tätig gewesen. Nach dem Krieg hatte er sich durch gefälschte Papiere des Roten Kreuzes und des Bischofs gerettet. So erschuf er eine neue Lebensgeschichte und wurde vom Obersturmführer der Waffen SS zum Oberarzt im Stadtklinikum.
    Sein Leben endete auch im Stadtklinikum. Die Leute im Ort glauben, er hätte Leukämie gehabt. Gestorben ist er an AIDS, was meine Mutter leugnete und folglich kaum jemand weiß. Mitte der 1980er Jahre hatte die Kirche dafür gesorgt, dass die neue Seuche als moralische Strafe begriffen wurde. Genau deshalb hielten meine Eltern diese Lüge für notwendig, da sie zum einen auch der Kirche die Rettung des Großvaters nach dem Krieg verdankten und zum anderen aktive Mitglieder in der Kirchengemeinde waren.
    Ich erinnere mich gut an meine erste Beichte und an die Zweifel, ob es einen Gott überhaupt gibt. Bevor ich zurKommunion zugelassen wurde, sollte ich beichten. Dazu kniete ich mich in den beengenden und modrig riechenden geschlossenen Beichtstuhl und wartete geduldig, während ich durch das vergitterte Fensterchen blickte. Die Tür öffnete sich und der etwas zu groß gerate Hintern des Priesters schob sich durch die Tür. Als er sich mit viel Mühe setzte, fielen mir seine Schweißflecken auf, die sich unter seinen Achseln auf dem gespannten Gewand ausgebreitet hatten.
    „So David. Was hast du Böses getan?“
    „Ich habe nichts Böses getan.“
    „Warst du denn immer brav und hast auf deine Eltern gehört?“
    „Ja, ich mache immer das, was meine Eltern sagen. Sonst bekomme ich Ärger.“
    „Inwiefern bekommst du denn Ärger?“
    „Ich werde nicht mehr beachtet.“
    „Und das ist so schlimm?“
    „Ja, das ist sicher schlimmer als die Hölle von der Sie immer erzählen.“
    „David, hast du denn nie gelogen, oder gestohlen?“
    „Gestohlen habe ich nicht und lügen tue ich nur ganz selten.“
    „Ah siehst du, dann warst du doch nicht ganz so brav, wie du gesagt hast.“
    „Aber auch Mama und Papa lügen manchmal.“
    „Du darfst die Schuld nicht auf andere schieben. Für deine Sünden bist du ganz allein vor Gott verantwortlich und du musst Buße tun, damit dir Gott vergibt und du würdig für deine erste Feier des letzten Abendmahls bist.“
    „Papa hat gesagt, dass die Kirche reich ist. Du sagst immer beim Geld sammeln, dass du kein Geld hast. Lügt dann Papa oder Sie?“
    „David, hör mir mal zu. Lügen ist eine weniger schlimme Sünde als viele andere.“
    „Und was wäre dann eine schlimme Sünde?“
    „Schlimm ist zum Beispiel, wenn man mit seinem kleinen Pullermann spielt. Hast du das schon mal gemacht?“
    „Was meinst du mit Spielen?“
    „Ja beispielsweise anfassen, streicheln, oder daran ziehen.“
    „Ja, das habe ich schon oft gemacht und das ist lustig. Wenn man das lang genug macht, dann wird der auch größer. Wie groß ist denn dein Pullermann und woher willst du wissen, dass meiner klein ist?“
    Nun hörte ich den Beichtstuhl knarren. Durch das vergitterte Sichtfenster drang eine Duftwolke aus Schweiß und dem muffigen Geruch ältlicher Menschen und ungelüfteter Kleider. Nach einer kurzen Pause sprach er mit gedämpfter Stimme weiter.
    „So etwas fragt man einen älteren Mann nicht. Alles was wir hier drinnen besprechen, unterliegt dem Beichtgeheimnis. Ich und du erzählen also niemandem, was wir hier besprochen haben.“
    „Ok.“
    „Also David, bete 10 Vaterunser und dann bist du bereit für die erste Kommunion. Ego te absolvo a peccatis tuis in nomine padris et filii et spiritus sancti.“
    „Was?“
    „10 Vaterunser. Gehe hin in Frieden.“
    Lukas war ein gleichaltriger Messdiener. Er musste die Gegenstände während der Messe hin und her schleppen. Mir blieb das aufgrund meines Fußes erspart. Er stellte mir einige Monate später die gleichen Fragen wie der Priester und ergänzte diese durch die Aufforderung ihm meinen Schwanz zu zeigen.
    Wir versteckten uns in einem der begehbaren Kleiderschränke in der Sakristei und saßen unter den nach Mottenkugeln stinkenden bunten Messgewändern. Als ich meine Hose runtergezogen hatte und Lukas sehr interessiert meinen Schwanz einige Zeit betrachtet hatte, siegte meine Scham über den Wunsch, auch seinen Schwanz zu sehen, und ich wollte meine Hose

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