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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
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Tisch geworfen hatte, schlug er mit aller Gewalt mit einem gefalteten Mauskabel auf meinen nackten Po. Irgendwann unterbrach meine Mutter das Geschehen, die aus dem Obergeschoss heruntergestiegen war. Sie versorgte wortlos meine blauen Flecken, meine Platzwunde am Kopf und meine roten Striemen am Po und brachte mich ins Bett.
    Am nächsten Tag wurde ich nicht geweckt und musste nicht in die Schule. Meinen schmerzenden Körper ließ ich bis zum frühen Nachmittag im Bett ruhen. Dann kam mein Vater ins Zimmer und setzte sich auf die Bettkante. Ich weiß nicht, warum mir dieser Mensch keine Angst machte, obwohl er mich nicht nur damals beinahe umgebracht hatte. Ich glaube, dass es einen Punkt gibt, an dem sich Angst in Verachtung wandelt, und sie ist es, die einen Schläge und psychische Misshandlung lange Zeit ertragen lässt.
    Er entschuldigte sich mehrmals und ich hatte den Eindruck, er meinte es ernst. Dies war auch verständlich, denn in seiner Welt durften nur die Reuigen Sünder auf die Gnade Gottes hoffen. Entschuldigungen interessierten mich nicht. Kann man sich überhaupt dafür entschuldigen, dass man einen anderen Menschen halb totschlägt? Mir wurde immer klarer, dass mein Leben schon vor einiger Zeit aus den Fugen geraten, oder besser gesagt, noch gar nicht richtig ins Rollen gekommen war.
    Trotz dieser Umstände, dachte ich in keinem Moment an konkrete Pläne für eine Selbsttötung. Meine Situation erschien mir endgültig und aussichtslos. Ich hatte mich damit abgefunden, dass mich mein Vater jederzeit hätte totschlagen können. Davon abgesehen war es aber meine ganz persönliche Entscheidung über mein Leben, oder meinen Tod zu bestimmen. Die Gewissheit, dass mir die Möglichkeit des Suizids jederzeit offen stand, war mein stärkster Grund zu leben. Wenn ich dachte, dass mein Dasein wertlos geworden war und ein Ende finden sollte, richtete mich der Gedanken wieder auf, dass dann ohnehin alles vorbei sei und ein Tag mehr oder weniger nichts daran ändern würde. Der Sinn meines Lebens ist der Tod.
    Meine Mutter versuchte die Folgen der Prügelei zukaschieren, aber das blaues Jochbein und das angeschwollene Auge ließen sich auch mit viel Schminke nicht vollständig verbergen. Als ich in die Schule zurückgekehrt war, wurde dort das Geschehen nicht weiter thematisiert. Vermutlich sahen mir die Lehrer an, dass ich meine Strafe erhalten hatte.
    Als ich dem Rektor gegenübersaß und er mich in meinem Zustand sah, blieben seine Warnungen sehr allgemein. Sollte es noch einmal zu Gewalt oder auffälligem Fehlverhalten kommen, bliebe ihm nichts anderes übrig, als mich endgültig von der Schule zu verweisen. Das Gespräch mit meinen Eltern fand ohne mein Beisein statt und ich wollte auch nicht wissen, welche Ausreden sie aufgetischt hatten, um den Rektor an der Anrufung des Jugendamts zu hindern.
    Erst drei Wochen später kam Podex mit einem hübschen Verband in die Schule zurück. Sein gebrochener Kiefer war mit einer Metallplatte zu seiner ursprünglichen Form verschraubt worden. Die Lippe hatten die Ärzte mit einigen Stichen genäht und seine Frontzähne hatte man ersetzt. Die Originale waren vermutlich auf dem Asphalt liegen geblieben. Meine Rolle hatte sich wesentlich verändert, denn nun hielt man mich für unberechenbar.
    Dieses Gefühl genoss ich eine Zeit lang, aber so einfach gaben sich die anderen, die inzwischen von Marcel aus der 10ten angeführt wurden, nicht zufrieden.
    Als ich nach der Pause ins Klassenzimmer zurückkehrte, war mein Schulheft verschwunden. Bereits zum zweiten Mal hatte jemand eines meiner Schulhefte gestohlen. Die nächsten Nachmittage waren damit verplant, denn ich musste ein neues Heft anlegen und die Inhalte nachschreiben. In weiser Voraussicht hatte ich mir alle Hefte kopiert. Letzte Woche hatte man mir mein Mathebuch gestohlen. Das war natürlich um einiges komplizierter, da ich dies erst mal meinen Eltern erklären musste. Auf das Verständnis der Lehrer konnte ich auch nicht mehr hoffen.
    „David, wo ist denn deine Englisch Schulaufgabe? Hast du die nicht abgegeben?“
    „Doch habe ich. Die war im Stapel bei den anderen Arbeiten.“
    „Gefunden habe ich sie nicht und ich habe sie auch sichernicht verloren.“
    „Ja keine Ahnung, dann hat die jemand aus dem Stapel entfernt.“
    „Das können wir jetzt kaum prüfen. Nimm dir einen Stuhl und setz dich an die Bank vors Klassenzimmer. Dort schreibst du jetzt gleich die Arbeit nach.“
    „Ok.“
    „Und David. Ich

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