Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
Vom Netzwerk:
Ihre Mutter hatte Anweisung gegeben, dass man sie schlafen lassen sollte, und so war es schon weit nach zehn, als sie in den Garten hinauslief, wo ihr Marianne, einen blumengefüllten Korb am Arm, entgegenkam.
    „Oh, du bist schon auf? Mama dachte, du würdest dich nicht vor Mittag sehen lassen. Sag, hast du dich gestern gut amüsiert? Ich sah, dass du zu jedem Tanz einen Partner hattest.“
    „Ja.“ Lucy lachte fröhlich auf. „Alle waren so lieb zu mir, Marianne, bestimmt, weil ich deine Schwester bin.“
    „Unsinn, Liebes. Du bist einfach so süß, sowohl dein Äußeres als auch dein Wesen.“
    „Mr. Tristram sagte etwas Ähnliches“, erzählte Lucy errötend und fügte ein wenig verhalten hinzu: „Den Tanz vor dem Dinner habe ich mit Lord Harcourt getanzt.“ Still lächelte sie in sich hinein, denn für sie war das der Höhepunkt des Balls gewesen.
    „Ja, ich sah es.“ Marianne runzelte die Stirn. „Er reiste heute Morgen ganz früh schon ab. Ich glaube, er hat Miss Tremaine beleidigt. Zumindest bemerkte ich, dass sie sehr wütend war, als sie sich gestern von ihm trennte.“
    „Oh …“ Zögernd sagte Lucy: „Ich dachte, er hätte vielleicht um ihre Hand bitten wollen, also, es schien ein Einverständnis zu geben …“
    „Das dachte sie vermutlich auch … Manchmal verhält Jack sich ein wenig unklug; er entmutigte sie nicht, als sie sich an ihn hängte. Natürlich fl irtet er gern. Manche sagen, er sei ein Lebemann, doch das stimmt, wie ich mei ne, nicht. Zumindest ist das längst vorbei. Er mag wie viele Junggesellen ein … ein Verhältnis haben, nur scheint mehr dahinterzustecken. Aber Drew will mir nichts dazu sagen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Es spielt auch keine Rolle. Ich mag Jack sehr, und er ist immer so großzügig.“
    „Ja, er ist sehr freundlich, fi nde ich“, stimmte Lucy zu. „Schade, dass er fort ist. Ich konnte mich gar nicht von ihm verabschieden.“
    „Nun, in London wirst du ihn bestimmt wieder treffen; er ist häu fi g dort, obwohl er ein sehr schönes Landhaus besitzt – er hat ein großes Gut und einen Adelstitel. Wahrscheinlich war es das, was Miss Tremaine lockte. Sie ist auf einen Titel aus, nur hatte sie da bisher kein Glück.“
    „Ach, ist sie deshalb noch nicht verheiratet? So etwas wäre sicher eine Überlegung wert, allerdings meine ich, es fi ele nicht ins Gewicht, wenn man jemanden liebt. Was denkst du?“
    „Als ich mich in Drew verliebte, wusste ich weder von seinem Titel noch von seinem Reichtum.“ Die Erinnerung ließ Marianne lächeln.
    „Drew ist einfach einmalig.“ Lucy lachte leise. „Weißt du, ich mag ihn sehr. Ich bin so froh, dass du dich in ihn verliebt hast. Er hat dich glücklich gemacht – und nun ist auch noch die süße kleine Andrea da!“
    „Ja, und die wartet sicher schon auf ihre Mama. Komm, Lucy, gehen wir ins Haus.“
    Am nächsten Nachmittag – ihrem letzten Tag auf Marlbeck – sprach Mr. Tristram vor und bat, Lucy besuchen zu dürfen. Bis der Tee serviert wurde, wanderte sie mit ihm im Garten umher. Nachdem sie eine Weile über Belanglosigkeiten wie den Ball und das schöne Wetter gesprochen hatten, blieb er unversehens stehen und sah sie an. „Morgen fahren Sie also nach London, Miss Lucy?“
    „Ja, gleich in der Frühe, nur Mama und ich. Marianne und Drew werden ein paar Tage später nachkommen, und wir verbringen den Rest der Saison gemeinsam.“
    „Wie angenehm für Sie.“ Zögernd fügte er hinzu: „Ich werde auch in London sein – darf ich Sie dort aufsuchen?“
    „Sie werden stets gern gesehen sein“, antwortete Lucy sanft errötend. Unter seinem sprechenden Blick senkte sie die Augen. „Oh, war das der Gong zum Tee?“, rief sie verlegen. Wenn sie noch einen Moment allein blieben, fürchtete sie, würde er ihr einen Antrag machen. Sie mochte Mr. Tristram, aber nicht so sehr, dass sie ihn erhört hätte.
    „Ja, ich glaube auch“, sagte er, merklich erleichtert. Im letzten Augenblick schien ihn der Mut verlassen zu haben. „Gehen wir ins Haus.“
    Die meisten Gäste waren am Morgen abgereist, doch General Rawlings war noch hier und saß am Teetisch. Seit dem Vorfall am See war sie ihm ausgewichen, und inzwischen schien er die Hoffnung, sie zu erringen, aufgegeben zu haben.
    „Ah, da bist du ja, meine Liebe“ rief er, als er Miss Tremaine erblickte, die direkt nach Lucy den Salon betrat. Er stand auf, ging zu ihr, räusperte sich angelegentlich und fragte: „Darf ich es allen

Weitere Kostenlose Bücher