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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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eine gute Partie zu machen. Allerdings werde ich sie nicht drängen, überlegte Mrs. Horne, denn letztlich ist Lucy ja noch recht jung.
    Während sie beide zu ihren Zimmern geführt wurden, sah Lucy sich bewundernd im Londoner Heim ihrer Schwester um. Das Haus war viel geräumiger, als sie auf den ersten Blick angenommen hatte, und wunderschön ausgestattet, mit goldgerahmten Bildern auf pastellfarbenen Wandverkleidungen und zierlichen vergoldeten Tischchen und Stühlen selbst in den langen Gängen. Erfreut betrachtete sie die hübschen modernen Möbel, die auch ihr Zimmer zierten – ganz anders als auf Lord Marlbecks Landsitz, wo alles sehr grandios und herrschaftlich war.
    Sie legte Haube und Reisemantel ab und strich ihr ein wenig zerknittertes Kleid glatt, denn da unten schon angerichtet war, reichte zum Umziehen die Zeit nicht. Rasch zog sie vor dem Spiegel einen Kamm durch ihr Haar. Es war so fein, dass der eine oder andere Herr schmeichelnd behauptet hatte, es sei wie gesponnene Seide und glänze wie das Mondlicht.
    Lucy zog eine Grimasse. Ihr Haar mochte recht hübsch sein, aber sie hatte stets ihre Schwester Jo um deren dichte rote Locken beneidet, wohingegen sie selbst ihr Haar meistens mit Bändern zusammenhalten musste, weil es zu fein war, als dass komplizierte Frisuren gehalten hätten. Nun, Mama hatte versprochen, dass hier in London ein modischer Coiffeur sich ihres Haares annehmen sollte. Seufzend betrachtete sie sich im Spiegel. Sie war bereit, einiges über sich ergehen zu lassen, um ein wenig älter zu wirken.

3. KAPITEL

    „Lucy, mein Schatz, das sieht reizend aus“, rief Marianne, als sie am Abend zu Lucy ins Zimmer trat. Die Schwester war mit Ehemann und Baby inzwischen ebenfalls in der Stadt eingetroffen, und heute Abend waren sie alle zu einem großen Ball geladen, Lucys erstem Auftritt in den tonangebenden Kreisen.
    Lucy trug ihr erstes neues Abendkleid; aus schimmernder weißer Seide mit einem Überwurf aus bestickter Gaze war es nach der neuesten Mode gearbeitet. Ihr aufgestecktes Haar wurde von einer mit Perlen und Diamanten besetzten Agraffe – ein Geschenk der Schwester – gehalten, nur eine einzige große Locke fi el ihr schmeichelnd über eine Schulter. Perlen und Diamanten schimmerten und funkelten auch in dem zierlichen Ohrgehänge und an ihrem Hals.
    „Mit diesem Kleid hat sich Madame Suzette wirklich übertroffen, es passt perfekt zu dir.“
    „Es ist wunderschön“, sagte Lucy dankbar und aufgeregt. „Ach, Marianne, ich hätte nie gedacht, dass ich so aussehen könnte – älter, nicht mehr wie ein kleines Mädchen.“
    „Ja.“ Marianne nickte zufrieden. „Mama fürchtete, es könnte zu raf fi niert sein, aber es ist genau richtig. Du bist schließlich kein Kind mehr.“
    „Ich glaube, daran muss sie sich erst gewöhnen.“
    „Das wird es sein. Da du die jüngste von uns dreien bist, neigt sie dazu, dich übermäßig zu behüten. Auf jeden Fall weiß ich, dass du heute Abend viel Bewunderung ernten wirst, Lucy.“
    „Ja, aber wegen all der Geschenke von euch beiden.“ Sie tippte auf das Collier. „Drew ist so großzügig, er hat mir schon viel zu viel geschenkt.“
    „Du weißt, er bestand darauf, er schenkt nun einmal gern. So, bist du fertig? Dann lass uns hinuntergehen, Drew und Mama warten schon.“
    „Trotzdem danke ich noch einmal.“ Lucy nahm das hübsche Rosensträußchen mit der gelben Schleife auf. „Auch für diese hier. Sie sind so hübsch.“
    Marianne nickte zustimmend. „Du solltest auf deinem ersten of fi ziellen Ball nicht ohne Blumen sein, obwohl du dich nach dem heutigen Abend gewiss vor Blumengrüßen nicht wirst retten können.“
    Im Ballsaal drängten sich schon die Gäste, als Jack Harcourt eintraf. Er war sehr zufrieden mit sich, denn am vorhergehenden Abend hatte er den Beweis dafür gefunden, dass Collingwood tatsächlich beim Spiel betrog. Jack hatte einen berüchtigten Spielsalon aufgesucht, in dem der Mann zu verkehren p fl egte, und sich bewusst ausnehmen lassen. Wenn er gewollt hätte, wäre es ihm möglich gewesen, Collingwood sofort auf fl iegen zu lassen, so plump und offensichtlich ging der Bursche vor. Doch Jack hatte erst einmal heraus fi nden wollen, ob der Schreiber des anonymen Briefes log. Das war also nicht der Fall, daher stimmte vermutlich auch der Rest der Nachricht, und das war Jack den Verlust wert. Außerdem fand er im Verlauf der Nacht heraus, dass David Middleton sich tatsächlich mit Collingwood angelegt

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