Mein Offizier und Gentleman
bezeugen, dass er eines natürlichen Todes starb.“
„Ja, gewiss“, stimmte Jack zu, dann wandte er sich beruhigend an den Gärtnerburschen. „Nat, du hast uns allen einen großen Dienst erwiesen, und ich bin dir sehr dankbar. Du hast meiner Braut das Leben gerettet, das werde ich dir nicht vergessen. Es wird sein, wie Lord Marlbeck sagt: Stauntons Tod hat natürliche Ursachen. Geh jetzt bitte, hol ein paar Leute. Wir müssen ihn ins Haus bringen. Nur erwähne nirgends, was genau hier geschah. Das sollte besser unter uns bleiben.“
„Ja, Sir, wie Sie wünschen, Mylord.“ An Drew gewandt setzte er hinzu: „Wie gut, dass Sie alles gesehen haben, Sir.“
Lucy war derweilen zu Amelia gegangen. Stützend legte sie ihr einen Arm um und bot ihr ein Taschentuch. „Komm, meine Liebe, es ist alles vorbei“, tröstete sie. „Er kann dir nie mehr etwas antun. Deine Kehle schmerzt noch, nicht wahr? Warte nur, bestimmt wird es bald besser. Denk einfach an die Zukunft, vergiss, was geschah. Ich bringe dich jetzt ins Haus, und meine Mama macht dir einen beruhigenden Kräutertrank. Um das hier werden sich Jack und Drew kümmern.“
Amelia nickte, klammerte sich an Lucy und ließ sich von ihr ins Haus führen.
Während der Gärtner lief, um Unterstützung zu holen, sahen Jack und Drew sich an. „Besser hätte es nicht kommen können. Ein wahrer Segen“, bemerkte Drew. „Nur gut, dass ich zugegen war! Es mag Gerede geben; der eine oder andere wird sich wundern – aber ich bin zuversichtlich, dass wir es glatt hinter uns bringen. Niemand muss erfahren, was hier wirklich geschah.“
„Er könnte ein paar Beulen und blaue Flecke haben …“
„Ein Sturz vom Pferderücken? Zum Beispiel gestern, als er uns hier aufsuchte. Deshalb kam er auch zu Fuß durch den Park, anstatt am Haus vorzureiten.“
„Ich wäre wirklich dankbar, wenn das Ganze unter uns bleiben könnte“, sagte Jack. „Je weniger Leute Bescheid wissen, desto kleiner die Gefahr eines Skandals. Zwar sagt Amelia, ihr liege nichts daran, in der Gesellschaft zu erscheinen, das könnte sich jedoch später ändern. Und ihr Sohn muss auch nicht unbedingt erfahren, welchen Charakter sein Vater hatte.“
„Recht hast du“, bestätigte Drew. „Nun denn, leider tat Lord Staunton gestern einen sehr unglücklichen Sturz vom Pferd, und dadurch wurde heute ein tödlicher Anfall ausgelöst. Ich bin sicher, der Arzt wird meinem Urteil nur zu gern zustimmen.“
Jack lächelte ihm zu. „Danke, mein Freund, ich werde es dir nicht vergessen.“
„Es ist das Mindeste, was ich für dich tun kann, da du mir in der Vergangenheit oft genug deine Hilfe hast angedeihen lassen“, sagte Drew mit grimmigem Lächeln. „Außerdem würde Marianne mir nie vergeben, wenn wir eure Hochzeit verschieben müssten.“
Trotz der Vorfälle fand die Dinnerparty für die Nachbarn am Abend statt. Allerdings nahm Amelia nicht teil. Jack erklärte, seine Schwester werde nicht erscheinen; sie sei in tiefer Trauer, da ihr Gatte ganz plötzlich an einem Herzanfall dahingeschieden sei. Leider habe er in der Kürze der Zeit die Einladungen nicht widerrufen können.
Die Gäste äußerten Verständnis und Betroffenheit, wandte sich jedoch schon bald Lucy zu, der zu Ehren die Gesellschaft stattfand. Jeder zeigte sich von der charmanten jungen Frau angetan, und sie wurde allgemein als zukünftige Braut und neue Nachbarin freundlich willkommen geheißen. Den Umständen von Lord Stauntons Tod schenkte man kaum Beachtung, nahm Jacks Ausrede als die reine Wahrheit hin und fand allgemein, dass die Familie sich angesichts der Lage tapfer halte.
Natürlich verlief der Abend ein wenig gedämpfter, als ursprünglich vorgesehen. Musik und Kartenspiel unterblieben, und man machte, nach einem vorzüglichen Mahl, gedämpfte Konversation, bis die Gäste sich frühzeitig verabschiedeten.
Die Familie blieb noch eine Weile beisammen, um die nächsten Pläne zu besprechen. Man kam überein, dass Mrs. Horne und Lucy samt Jo und deren Ehemann am nächsten Morgen nach Sawlebridge aufbrechen würden, Marianne würde mit Drew, als sei nichts geschehen, in ihr eigenes Heim zurückkehren, und Jack würde seine Schwester mit den beiden Kindern auf den Landsitz ihres Gatten begleiten, wo unverzüglich das Begräbnis statt fi nden sollte.
„Danach werde ich Amelia zu Ihnen bringen“, sagte Jack zu Mrs. Horne. „Natürlich wird ihr Sohn den Besitz erben, und Amelia wird als die verwitwete Lady Staunton eine Leibrente
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