Mein perfekter Sommer
Umweltschutz«, erklärt Fiona grinsend. »Sie will alle unschuldigen Kreaturen und Mutter Erde beschützen.«
Clara kichert, während Kate mich anguckt: »Echt? Ist ja cool. Hast du diese Typen schon bekehren können?«
»Nee.« Ethan gibt mir einen Rippenstoß. »Sie hat uns aufgegeben. Wir sind Recyclingversager.«
»Mach dir nichts draus.« Kate zwinkert mir zu. »Wahrscheinlich kannst du ein paar Bäume pflanzen oder so was und die hier wieder ausbalancieren.«
Ich lache mit, aber in mir sträubt sich was. Für die ist das alles nur ein Witz. »Tja, was soll ich sagen?«, antworte ich leichthin, so als würde es mir überhaupt nichts ausmachen, von ihnen aufgezogen zu werden. »Ich kenne meine Grenzen.«
Ich bleibe bei ihnen und schau mir die nächsten Teilnehmer an, dann finde ich, dass ich es lange genug ausgehalten habe. »Ich geh nur mal und guck …« Ich zeige ungefähr in die Richtung des Essenszelts und mach mich davon, während alle anderen zusammen über etwas lachen.
Beim müßigen Herumschlendern in der Menge versuche ich den Knoten hinter meinen Rippen zu ignorieren. Für sie bin ich immer noch das Öko-Mädchen, über das sie lachen,
aber – komisch – mir ist aufgegangen, dass ich schon eine ganze Weile nicht mehr an Green-Teen-Sachen gedacht hab. Auch nicht nur, weil ich immerzu an Reeve denke, aber ohne die Meetings und die ganzen geselligen Veranstaltungen mit Olivia um die Schule herum sind diese Themen irgendwie in den Hintergrund getreten. Und hier, weit weg von meinem normalen Tagesablauf, hab ich auch nicht diesen Drang verspürt, unbedingt irgendetwas auf die Beine zu stellen, ein neues Projekt zu starten, einen Plan zu machen, um meinen eigenen kleinen Beitrag für ein besseres Leben zu leisten.
Ich spüre so was wie einen Hauch von Schuldgefühl. Ich weiß nicht recht, wie ich diese Veränderung finden soll. Aber ich bin erstaunt, als Fiona kurz später zu mir stößt, während ich für eine weitere Portion Trosteis anstehe.
»He, alles klar?« Sie stellt sich einfach neben mich und funkelt die Familie hinter uns sofort wütend an, als sich Protestgeräusche erheben wollen.
»Klar.« Ich zucke die Achseln. »Willst du bunte Streusel?«
»Nein, ich mein, das mit der Natur und so.« Sie guckt runter und kratzt mit ihren klobigen schwarzen Schuhen im Sand. »Ich … hm … wollt sagen, tut mir leid.«
Ich blinzele.
»Hätte nie gedacht«, fährt sie fort, »dass dir das was ausmacht oder so.« Sie scheint es ernst zu meinen, ich kann es nicht fassen.
»Oh. Gut, danke.« Total verdutzt weiß ich nicht, was ich sagen soll. »Eis?«
»Na klar.«
Wir gehen zurück zu den anderen und sehen gerade noch, wie Kate Reeve in die Gondel vom Riesenrad zieht. Er entdeckt mich, zuckt unbeholfen die Schultern und der Mitarbeiter zieht den Sicherheitsbügel runter. Kate winkt mir zu und sie schaukeln hoch in die Luft. Zusammen.
Ich wende mich meinem schmelzenden Eis zu und tröste mich mit einem Mundvoll Streusel. Vielleicht ist diese Geheimnistuerei doch nicht so prickelnd, wie ich zuerst dachte.
28. Kapitel
»Hi, Susie.« Am Samstagmorgen stecke ich meine Nase in ihr Büro. »Ich wollte gerade spazieren gehen, ein paar Fotos schießen.« Als Beweis halte ich meine pralle Tasche hoch.
»Okay, meine Süße.« In einem Sonnenfleck am Fenster schaukelt Susie auf einem alten Holzstuhl vor und zurück. Sie schaut von dem Papierstapel auf ihrem Schoß auf und lächelt mich liebevoll an. »Guck rein, wenn du wieder da bist.«
»Läuft alles nach Plan?« Wir schauen beide auf den Kalender an der Wand. Der nächste Freitag ist rot eingekreist, die Seite ist mit großen Sternen und Pfeilen bekritzelt. Der Eröffnungstag. In der Woche darunter ist ein kleinerer Eintrag, den ich ausblenden möchte. Da steht nämlich in ordentlichen schwarzen Druckbuchstaben: Jenna reist ab.
»Ich glaube schon!« Susie nickt, mit einem mittlerweile vertrauten panischen Flackern in den Augen.
»Gut, sag Bescheid, wenn ich was mitbringen soll.« Ich weiß sofort, dass ich mich verplappert habe, aber Susie kriegt nichts mit. Sie lächelt mich noch mal gedankenverloren
an und widmet sich wieder ihrer Arbeit. Und ich mach mich aus dem Staub, ehe mich jemand aufhalten kann, springe die Verandatreppe hinunter und laufe die Straße entlang, bis ich um die Kurve, hinter den Bäumen und außer Sichtweite bin.
Wollte ich wirklich den ganzen Tag im Wald fotografieren, könnte ich nichts aus der Stadt
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