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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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mitbringen. Das hab ich aber gar nicht vor. Ich warte im Gras neben der Straße und Reeves Pick-up taucht auf.
    »Spring rein!« Er macht die Beifahrertür auf und ich klettere auf den Sitz. Er guckt sich um, dann lehnt er sich schnell zu mir rüber und küsst mich. »War’s schwer, wegzukommen?«
    »Nee.« Ich schnalle mich an. »Freie Bahn.«
    Einen Augenblick warte ich ab, irgendwie hoffe ich auf eine Erklärung dafür, wie die Sache auf dem Jahrmarkt geendet hat, aber er legt nur wieder den Gang ein und fährt los. Ich will nach Kate fragen, aber es soll nicht so aussehen, als würde sie mich beunruhigen. Wenn zwischen uns alles so locker ist, spielen Exfreundinnen schließlich keine Rolle.
    Erst jetzt schau ich mich um. »Hier war aber jemand fleißig«, sage ich, denn mir fallen der saubere Innenraum und die dreckfreien Fenster auf. Statt den üblichen Haufen Ausrüstung und Fast-Food-Müll sieht man tatsächlich Polster und außen glänzt der Lack.
    »War ich nicht.« Er lacht. »Meine Schwestern waren die Pest gestern, da hab ich ihnen ein paar Aufgaben gegeben.«
    »Reizend!« Ich tu so, als wollte ich ihn schlagen. »Dein
Geschwisterkarma ist damit wahrscheinlich auf ewig ruiniert.«
    »Tja, kann man nichts machen.« Reeve grinst mich an. »Ist jetzt irgendwie zu spät.«
    Wir umfahren die Main Street auf dicht bewaldeten Schleichwegen und verlassen die Stadt auf einem Sandweg, der mir völlig unbekannt ist. »Okay.« Reeve macht eine große Show daraus, sich auf der verlassenen Weggabelung umzuschauen. »Fluchtmanöver vollendet. Wir haben sie abgehängt!« Ich lache und lehne mich auf meinem Sitz zurück, als wir auf den Highway abbiegen und Fahrt aufnehmen. Und wenig später fliegen wir hinaus aus Stillwater, die warme Luft saust an uns vorbei und aus der alten, von Klebeband zusammengehaltenen Stereoanlage dröhnt ein Rocksong.
    Ich setze die nackten Füße auf das heiße Armaturenbrett und entspanne mich, einen Arm lasse ich aus dem Fenster hängen. Meine Beine sind Zeugnis all meiner Sommerabenteuer, die Schramme am Knie ist vom Malen der hinteren Veranda, den blauen Fleck auf dem Schienbein habe ich von einem Sturz mit dem Mountainbike. Wie lange das wohl noch zu sehen ist, wenn ich wieder zu Hause bin?
    Schnell wende ich mich zu Reeve um. »Wo fährst du mich eigentlich hin?« Er trägt eine Sonnenbrille im Ray-Ban-Stil und sieht so was von cool aus – mit einer Hand so lässig am Steuer. Er guckt mich an und grinst.
    »Das ist eine Überraschung.«
    »Was für eine Art Überraschung?«

    »Eine von den überraschenden!« Er lacht und nimmt meine Hand. Seine Finger gleiten zwischen meine und bleiben so neben ihm auf dem Sitz liegen. Ich grinse und beobachte weiter, wie das grüne Tal vor dem Fenster an mir vorbeisaust.
     
    Nach etwa dreißig Minuten biegt Reeve vom Highway auf eine kleine Sandstraße ab. Unter großen Bäumen kommen wir langsam voran, die Straße ist von Kiefernnadeln und Blättern bedeckt. Mittlerweile liebe ich den Wald hier  – jedenfalls am Tag. Das Blätterdach über uns scheint die Welt abzuschirmen, Sonne rieselt hindurch und lässt alles noch mal so still und friedlich erscheinen. Schließlich verlässt Reeve den Weg und parkt. Ich schaue mich um und sehe nichts als Wald.
    »Und wohin jetzt?«
    »Wirst du schon sehen.« Grinsend knallt Reeve die Autotür zu, er will mich ärgern. Er holt eine Kühltasche aus dem Pick-up und wartet, bis ich meine Sachen zusammengesammelt habe. Dann nimmt er meine freie Hand und führt mich tiefer in den Wald hinein. Glücklich gehe ich neben ihm her, ich finde es wunderbar, dass ich nicht aufpassen muss, weil Grady jeden Augenblick aus dem Unterholz brechen könnte. Hier draußen sind wir ganz für uns.
    »Wie weißt du von all diesen Plätzen?« Ich schaue auf, in die Bäume und das Blattwerk ringsherum. »Man könnte doch sein ganzes Leben in dieser Gegend verbringen und nichts von diesen Orten wissen.«

    »Ich glaub, wir wollen das so.« Er klettert über einen umgestürzten Stamm und hilft mir rüber. »Alles Mund-zu-Mund. Irgendeiner findet einen tollen Platz, erzählt dann einem anderen davon … oder nicht. Ich wette, es gibt überall in der Provinz Orte, an denen nur ein paar Leute je gewesen sind.«
    Ich erinnere mich an den Blick vom Berg, die Meilen von Wäldern und Seen, die unter uns ausgebreitet lagen.
    »Egal, wir sind hier …« Ich könnte schwören, Reeve sieht irgendwie nervös als, als er mich aus dem Wald heraus

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