Mein perfekter Sommer
ich. Einiges davon zieht mich irgendwie runter.«
Eine Sekunde lang sieht Fiona mich an, als würde sie abwägen, ob das jetzt einen Streit wert ist oder nicht. »Na gut«, sagt sie schließlich. »Die CDs sind auf dem Regal.« Sie schlüpft in Flipflops, während ich die freie Wahl zwischen wütenden Emo-Typen und wütenden Emo-Girls habe. Dann entdecke ich ein Paramore Label unter den heftigeren Sachen. Aha!
»Fertig!«, sage ich strahlend und zeige meinen Kompromiss vor. Mein Trommelfell und mein heikler gefühlsmäßiger Zustand sind für einen weiteren Tag in Sicherheit. »Und jetzt nichts wie weg hier.«
29. Kapitel
Da Susie jetzt ein Auge auf mich und meine nächtlichen Aktivitäten hat, ist es mir unmöglich, mich wegzuschleichen und mit Reeve zu treffen, aber darüber bin ich irgendwie auch erleichtert. Je mehr Zeit ich mit ihm verbringe, desto tiefer verstricke ich mich in unsere Küsse und seltsamen geflüsterten Intimitäten. Es wird immer schwieriger, dieses Lockere beizubehalten, obwohl das Ende des Sommers unausweichlich näher rückt.
Zum Glück sind die nächsten paar Tage vor der großen Eröffnung so hektisch, dass mir kaum für anderes Zeit bleibt als Silber zu putzen, Angestrichenes auszubessern und sieben Zimmer mit frischer, gestärkter Wäsche zu versehen. Und trotzdem, obwohl ich mich in die Arbeit stürze, frage ich mich ständig, ob dieser Tag am See wirklich so endgültig war, wie er sich für mich angefühlt hat: ein Augenblick nur, der überhaupt nicht zu meinem übrigen normalen Leben passt. Es ist erst drei Tage her, aber seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Die atemlose Intensität verblasst schon, jetzt kommt mir alles nur noch wie ein
Traum vor, wie ein Schnappschuss in einem fremden Fotoalbum.
»Bitte sag mir, dass jetzt alles gebügelt ist!« Ich komme aus der Wäschekammer und stoße auf Susie, die am Küchentisch hockt. Die Malerarbeiten sind abgeschlossen und jetzt stehen diverse nicht zusammenpassende Teller auf der alten Vitrine und verblasste Sepiafotografien hängen gerahmt an den Wänden. Es sieht heimelig und süß aus, wie was aus diesen Katalogen, die Fiona durch die Gegend gefeuert hat.
»Vorläufig jedenfalls.« Susie lacht und reicht mir ein Glas kalte Limonade.
»Gott sei Dank.« Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen und recke mich. »Kann ich nächstes Mal nicht was Leichtes machen? Das Dach decken vielleicht oder die Auffahrt pflastern?«
»Bügeln ist doof«, bestätigt sie. »Was glaubst du denn, warum ich immer in zerknitterten Blusen rumlaufe?«
»Aber heute nicht.« Mir fällt auf, dass sie elegant gekleidet ist, sie trägt ein buntes Wickelkleid und baumelnde Ohrringe mit Schmucksteinen und ausnahmsweise hat sie sich die Locken zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden. »Hast du wieder einen Termin bei der Bank?«
Susie lächelt geheimnisvoll. »Nee. Ich hab was Schönes geplant, für uns Mädels. Um Danke zu sagen für all die schwere Arbeit, die ihr geleistet habt. Ta-ta!« Mit Schwung präsentiert sie eine Hochglanzbroschüre.
»Ein genussvoller Tag in Blue Ridge«, lese ich. »Moment
mal, das ist doch dieses schicke Hotel. Da können wir nicht hingehen, das ist die Konkurrenz!«
»Genau.« Susie nickt. »Wir müssen recherchieren. Ein bisschen Kosmetik, ein Schlammbad – wenn das deine schmerzenden Muskeln noch nicht entspannt, werden wir schwerere Geschütze auffahren: Sven, den schwedischen Masseur!«
»Das ist ja toll!« Ich bin leicht zu überzeugen. »Wann fahren wir?«
»Sobald Fiona am Computer fertig ist. FIONA!«, brüllt sie im selben Atemzug. »Vergiss nicht, wie haben ein Download-Limit.«
Ein paar Sekunden später erscheint Fiona mit hängenden Schultern in der Tür. Sie zerrt an ihren zu langen Ärmeln und verdreht die Augen. »Musst ja nicht gleich brüllen.«
»Ist es nicht toll, dass Susie diesen Wellnessausflug organisiert hat?«, sage ich mit bedeutsamem Blick.
»Hm.« Das ist nur gemurmelte Zustimmung, aber Susie springt erfreut auf.
»Dann sind wir startklar?« Sie strahlt uns beide an. »Schnappt euch eure Badeanzüge für die heißen Quellen und dann geht’s los!«
Als Susie schnell die Sachen zusammensammelt, schieße ich Fiona einen warnenden Blick zu. »Bitte, sie möchte so gern, dass ihr euch damit näher kommt.«
Fiona kräuselt die Lippe. »Und dann über Jungs und Make-up tratschen?«
»Vielleicht.« Ich wende den Blick nicht von ihr ab. »Sie hat
so geschuftet für dieses Haus, sie
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