Mein Seelenauftrag
nach der Geburt nicht ausreichend im Arm gehalten und geherzt worden, kann es diese Erfahrung so interpretieren, dass ihre Eltern sie nicht haben wollten. Selbst wenn sie wirklich unerwünscht war, könnte man die Umstände ihrer Geburt im Sinne des spirituellen Lehrplans als Gelegenheit betrachten, das Muster des Nicht-Gewolltseins in ihr Bewusstsein zu pflanzen. Ob ein Kind erwünscht ist oder nicht, hat mit anderen Worten aus seelischer Sicht nichts damit zu tun, wie diese Seele ihre frühkindliche Erfahrung interpretiert. Sie wird sich für die Deutung entscheiden, die ihrem spirituellen Lehrplan entspricht.
Wenn es uns gelingt, uns zwischen die Erfahrung und die Entscheidung zu schalten, die das Kind aufgrund seiner Neigung zu gewissen Interpretationen trifft, können wir mit der Heilung beginnen. Warum? Weil es in Wirklichkeit nur darum geht, wie man eine Erfahrung interpretiert.
Heilung besteht im Grunde darin, dass der Mensch die Dinge in einem neuen Zusammenhang sieht und sich dadurch so weit entwickelt, dass er mit den Augen der Seele sieht . Im Grunde definiert er seine Wirklichkeit neu, indem er lernt, sich für Interpretationen zu entscheiden, die besser in einen seelischen Zusammenhang passen. Dadurch entwickelt er mehr Mitgefühl mit sich und erreicht eine höhere Bewusstseinsstufe. Dies ist wahre Heilung. Wir werden Sie in einigen Kapiteln Schritt für Schritt durch einen Heilungsprozess führen, der dieses kontextbezogene Verständnis nutzt.
Ein solcher Prozess hat sowohl tief greifende als auch weitreichende Folgen. Bedenken Sie nur, was dies für ein öffentliches Schulsystem bedeuten würde, in dem alle Kinder unabhängig von ihrem seelischen Lehrplan die gleichen Lektionen lernen müssen. Gerade dieser Umstand hat Pädagogen wie Maria Montessori und Rudolf Steiner zur Gründung ihrer jeweiligen Schulen veranlasst. Beide widmeten sich mit großer Hingabe der Aufgabe, individuelle Bildungspläne zu erstellen – maßgeschneidert, um der seelischen Einzigartigkeit jedes Kindes Rechnung zu tragen und sie zu fördern.
Wenn diese Argumentation tatsächlich Gültigkeit hat, sollte man meinen, sie würde zur Reinkarnationsphilosophie führen. Aber spielt es wirklich eine Rolle, ob wir an Reinkarnation glauben? Vor einer Weile erschien in der New York Times ein wunderbares Interview mit Dr. Ian Stevenson. Dr. Stevenson war damals Leiter des Instituts für Persönlichkeitsforschung an der University of Virginia. Er hatte den Großteil seines Lebens auf Reisen verbracht, um Beweise zu sammeln und zu prüfen, ob die Behauptungen der Menschen bezüglich ihrer Erinnerungen an frühere Leben der Wahrheit entsprachen.
(Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich mich übrigens an eine meiner ersten Unterhaltungen mit Dr. Hunter erinnert. Ich hatte damals nach der Existenz sogenannter früherer Leben gefragt. Sie hatte nur geantwortet: »Mach dir deswegen keine Gedanken. In deinem letzten Leben hast du auch nicht daran geglaubt.«)
Die Ergebnisse der Forschungen Stevensons fanden teilweise Eingang in sein Werk Der Mensch im Wandel von Tod und Wiedergeburt: 20 überzeugende und wissenschaftlich bewiesene Fälle . Das Bemerkenswerteste an seiner Arbeit aber waren nicht die Beweise, sondern seine Antwort auf die Frage: »Wenn die Vorstellung von Reinkarnation allgemein akzeptiert wäre, wie würde dies die Welt verändern?«
Worauf er erwiderte:
Es würde die Schuld der Eltern lindern. Es würde ihnen die Bürde erleichtern, dass sie die Schuld an allem tragen, was mit einem Kind schieflaufen kann – entweder wegen der Gene oder wegen des falschen Umgangs mit dem Säugling. Die Menschen müssten mehr Verantwortung für ihr eigenes Schicksal übernehmen …
Überwältigend! Das nenne ich Ermächtigung! Dann fügte er die folgenden, höchst bemerkenswerten Sätze hinzu:
Ich erwarte keine großen moralischen Veränderungen. Auf meiner ersten Indienreise begegnete ich einem angesehenen indischen Mönch, einem Swami. Ich sagte, ich sei gekommen, um zu sehen, welche Beweise es in Indien für Reinkarnation gebe. Er schwieg sehr lange. Dann sagte er: »Hier in Indien betrachten wir es als Tatsache, dass der Mensch wiedergeboren wird. Doch wie Sie sehen, macht das keinen Unterschied, denn hier gibt es ebenso viele Gauner und Halunken wie bei euch im Westen.« 29
Freiheit und persönliche Verantwortung
Wichtig ist: Unabhängig von dem Mechanismus, den eine Seele nutzt, um sich ihres Lehrplans bewusst zu werden,
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