Mein sexy Weihnachts-Mann!
sein. Doch ihre Mom und Kelley hatten ihr wirklich den letzten Nerv geraubt. Ihre Mutter hatte sich anmaßend und grob aufgeführt, während Kelley großspurig und brüsk gewesen war. Vielleicht hätte sie die Auseinandersetzung noch bis zum Schluss ertragen können – wenn sie nicht als krönenden Abschluss das Hochzeitskleid gesehen hätte.
Sie schluchzte. Das Kleid, das ihre Mutter für perfekt hielt, war für Jessica ein Albtraum. Keinesfalls würde sie dieses fürchterliche Monstrum tragen. Aber ihre Mutter hatte sie darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie das Kleid bereits bestellt hatte. Und da hatte Jess ihren aufgestauten Ärger nicht mehr im Zaum halten können. Wenn sie nicht weggegangen wäre, hätte sie in ihrer Wut Dinge gesagt, die sie später bereut hätte. Und sie hatte leidvoll gelernt, dass man Sätze, die jemanden tief verletzen, nicht mehr zurücknehmen kann.
Erneut erinnerte sie sich an den dummen Streit, den sie als vierzehnjähriges Mädchen mit ihrem verärgerten Vater gehabt hatte, weil sie zu viel telefoniert hatte, statt ihre Hausaufgaben zu machen. Sie hatte wütend gegen die Ermahnung ihres Vaters rebelliert. Zwei Tage später war er dann plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben, ohne dass sie den Streit aus der Welt geschafft hatten. Noch heute, elf Jahre später, konnte sie sich das nicht verzeihen. Also war sie aus der Lodge geflüchtet – obwohl sie einige Sekunden zu spät das Weite gesucht hatte. Ich werde nur in der Kirche erscheinen. Oder, verdammt, vielleicht werde ich auch das nicht tun. Das war ihr herausgerutscht. Sie hatte das nicht so gemeint. Oder doch? Jessica konnte nicht leugnen, dass sie die Worte in diesem Moment ernst gemeint hatte. Sie war zu feige gewesen, um innezuhalten und Eric anzusehen. Doch sie hatte gespürt, dass er erstarrt war. Erneut ging ihr die Frage durch den Kopf, die sie schon seit vier Monaten quälte: Wie, um Himmels willen, konnte sie ihre Beziehung zu Eric und die zu ihrer Familie unter einen Hut bringen?
Als sie die Hütte erreichte, drehte sie sich um und sah, dass Eric gerade die Timberline Lodge verließ. Offensichtlich hatte er mit Mom, Marc und Kelley Klartext geredet. Sie war nicht sicher, ob sie wissen wollte, was er zu ihnen gesagt hatte. Und sie wusste nicht, was sie ihm sagen würde, wenn er zu ihr in die Hütte kam. Bis dahin blieben ihr weniger als zehn Minuten, die sie dringend brauchte, um ihre Fassung wiederzugewinnen.
Sobald Jessica die Tür hinter sich zugemacht hatte, zog sie die schweren Stiefel und den Parka aus und ließ beides auf den Boden fallen. Dann legte sie sich sofort ins Bett und zog die Decke bis zum Kinn. Noch immer zitterte sie am ganzen Körper, und die Tränen strömten ihr über das Gesicht. Sie zwang sich, an nichts zu denken und sich nur auf die Atemübungen zu konzentrieren, die sie nach dem Tod ihres Vaters gelernt hatte. Nach ein paar Minuten ließen die Anspannung und Beklemmung nach, und bald darauf war der Anfall überstanden. Ebenso erleichtert wie ausgelaugt setzte sie sich auf.
In diesem Moment betrat Eric die Hütte, und als er sie mit seinen blauen Augen ernst und besorgt ansah, stiegen ihr erneut Tränen in die Augen. Verdammt, an diesem gemeinsamen Wochenende sollten sie glücklich sein und sich auf ihre Zukunft freuen. Jessica war nicht so naiv zu glauben, dass in ihrem gemeinsamen Leben immer alles eitel Sonnenschein sein würde. Aber sicherlich sollten sie auch nicht ständig durch die unglückseligen Umstände derart gestresst und frustriert sein.
Wortlos schloss er die Tür hinter sich, zog seinen Parka und die Stiefel aus und kam zum Bett. Dann setzte er sich neben Jessica und zog sie in seine Arme.
Sie war froh und dankbar, seine Kraft und Stärke zu spüren. Fest schlang sie die Arme um seine Taille und barg ihr Gesicht an seiner Halsbeuge. Es war ihre Lieblingsstelle, und sie nahm genussvoll seinen klaren und maskulinen Duft wahr.
Eric küsste sie aufs Haar. „Bist du in Ordnung?“, flüsterte er.
Sie nickte, weil ihre Kehle wie zugeschnürt war. Dann schüttelte Jessica den Kopf und zuckte die Achseln. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie sich ihrer selbst nicht sicher war? Sie wusste nur, dass sie total erschöpft war.
Eric zog Jessica noch fester an sich, als befürchtete er, sie könnte ihm entgleiten.
Lange hielten sie sich einfach in den Armen und schwiegen, bis sie den Kopf hob und Eric ansah.
Doch bevor sie etwas sagen konnte, legte er die Hand auf ihre Wange
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