Mein spanisches Dorf
Johann mit der Bäckerin verheiratet war und der Karli dann mit der Elfi, wie die alte Hambergerin gestorben ist und den ganzen Friedhofsberg wider Erwarten dem Otto und der Rosa vermacht, das hat keiner im voraus wissen können, wie sich alles entwickelt, und auch nicht, daß dem Karli seine Mutter an Krebs sterben wird, allzufrüh und mitten aus dem Schaffen gerissen, und daß der Johann dann die Poldi geheiratet hat, das war sein gutes Recht.
Es hätte alles anders kommen können, wenn die Elfi ein anderer Mensch gewesen wäre.
Unter den Menschen gibt es solche, die sich beherrschen können, und solche, die das nicht können. Und die Elfi hat zu den Menschen gehört, die sich nicht beherrschen können.
Das war vielleicht ein Schrecken, den die Poldi gehabt hat, wie sie auf dem Dachboden aufräumen will und lauter leere Doppelliterflaschen findet. Zuerst der Schrecken, und dann die Einsicht, daß es mit der Elfi so nicht weitergeht. Deshalb, und nur deshalb, damit der Karli auch zu dieser Einsicht kommt, hat sie dem Karli die Flaschen ins Schlafzimmer getragen, eine nach der andern, und wie sie hört, daß der Karli mit den Beweisstücken nur randaliert und die halbe Einrichtung zerschlägt, da hat sie es auch schon bereut, daß sie ihn so darauf hingewiesen hat.
Aber im nachhinein kann man vieles einsehen, und es hilft nichts. Und die Poldi hat nur mit dem Schwabl Johann darüber geredet, aber nicht mehr mit dem Karli, weil es sinnlos war, daß man mit dem Karli redet, wenn es nichts Geschäftliches ist, oder gar über die Elfi.
Gegen die hat keiner etwas sagen dürfen. Da ist er ganz rot geworden, und hinterher hat man es gehört aus dem Schlafzimmer, wie wieder die Fetzen fliegen.
Sagen hat man schon nichts dürfen, wie die Elfi siebzehn war und der Karli auch, wie sie sich getroffen haben beim Teich draußen, zum Baden, und wie die Elfi dann schwanger war, hat es natürlich keinen gewundert. Die Mutter vom Karli hat ihm gesagt, daß er zu jung ist zum Binden, auch wenn er die Meisterprüfung macht und bald das Geschäft übernimmt. Weil er in seiner Jugend nicht gemerkt hat, daß die Elfi gern einen Schluck Rum trinkt, zu gern, weil sie nichts anderes sieht bei der Tante im Milchgeschäft, wo sie aushilft. Das hat der Karli nicht gesehen, was auf ihn zukommt.
Freilich, jeder weiß eine Ausrede, und die Elfi hat sich damit herausgeredet, daß sie halt nicht glaubt, der Karli wird sie jemals heiraten, und daß sie sich deswegen oft aufheitern muß. Und dann war das zweite Kind unterwegs, und der Karli hat sie noch immer nicht geheiratet, und da hat sie eben noch mehr getrunken. Und dann stirbt endlich die alte Hambergerin, dem Karli seine leibliche Großmutter, und vermacht ihm nur den Pflichtanteil und alles andere ihrem leiblichen Sohn Otto und dessen Gattin Rosa. Da hat der Schwabl Johann die Bäckerin kurzerhand geheiratet, damit eine Ruhe ist, und der Karli hat die Elfi geehelicht, weil das Warten nichts gebracht hat und umsonst war.
Ganz unschuldig war die alte Hambergerin auch nicht, das ist gewiß. Weil sie hat mit der Schwiegertochter nichts mehr geredet, seit der Sohn aus Stalingrad nicht heimgekommen ist und sie, die Bäckerin Hamberger, mit dem Gesellen Schwabl im Ehebett geschlafen hat. Das war eine Schande für die Familie Hamberger, und der Otto und die Rosa haben mehr als einmal darauf gedrängt, der Johann soll die Hambergerin heiraten, damit wieder Ordnung herrscht. Aber der Johann und die Bäckerin haben sich gefürchtet vor einer Heirat, weil ja doch der halbe Friedhofsberg im Testament verlorengehen kann, wenn die Bäckerin keine Hambergerin mehr ist. Und die alte Hambergerin ist mit den Jahren immer mißtrauischer geworden, und sie hat nur mehr den Otto und die Rosa gehört, und das wird wahrscheinlich der Grund gewesen sein, daß das Testament dann so zugunsten von ihrem einzigen überlebenden Sohn ausgefallen ist.
Anders ist es nicht zu erklären, daß sie den Friedhofsberg, von dem die ganze Stadt gewußt hat, daß er einmal viel bringen wird, wenn er bebaut wird, dem Otto und der Rosa vermacht.
Der Wirt Hamberger und die Rosa sind gleich aus dem Haus neben der Bäckerei Hamberger, heute Schwabl, ausgezogen, wie sie sich auf dem Friedhofsberg wohnlich eingerichtet haben, und sie haben das Wirtshaus einem verpachtet, und ebendort ist die Elfi dann gänzlich heruntergekommen.
Man weiß auch, für welche Dienste sie dort immer wieder Schnaps und Wein bekommen hat. Es hat oft wilde
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