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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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Nachmittag fuhren wir zu einem späten Sonntagsbraten zu Dan. Es zeigte sich, dass er vor seinem Aufbruch am Morgen schon alles vorbereitet hatte, und Pat den Ofen zur verabredeten Zeit eingeschaltet hatte, so dass wir beim Betreten des Hauses von verlockendem Bratenduft begrüßt wurden. Zum Glück hatten wir im Pub nur eine Suppe gegessen, so dass wir, nachdem wir noch etwas Gemüse gegart hatten, zusammen mit dem alten Mann eine herzhafte Mahlzeit zu uns nehmen konnten.
    »Ich könnte ihn nicht den ganzen Tag allein lassen«, flüsterte Dan mir zu, als wir danach zusammen in der Küche das Geschirr abwuschen. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus.«
    »Natürlich nicht«, versicherte ich ihm und dachte mir im Stillen, dass sich seine Lage eigentlich gar nicht so sehr von der einer Person unterschied, die Kinder hatte. »Ich fand das ganz richtig so.«
    Später brachte er mich nach Hause, und als wir uns zum Abschied küssten, schloss ich die Augen und wünschte mir, ich könnte ihn die ganze Nacht und den ganzen Tag ununterbrochen küssen, aber der Abend schritt fort, und ich wusste, ich musste ihn verlassen.
    »Ich rufe dich morgen Abend an«, meinte Dan, als ich in dem Wendekreis vor meiner Wohnung aus dem Auto stieg.
    »Okay«, erwiderte ich und rief Frankie herbei, die in die Dunkelheit geflitzt war, sobald ich die Wagentür geöffnet hatte. »Danke für den wunder-, wunderschönen Tag.«
    Sobald er davongefahren war, schloss ich meine Haustür auf und raste durch das dunkle Wohnzimmer in die Küche, wo ich Hundekekse in Frankies Napf schüttete. Während sie fraß, prüfte ich die Uhrzeit, schnappte nach Luft und eilte dann ins Schlafzimmer, wo ich mich in voller Montur aufs Bett warf. Ich schloss die Augen, versuchte mit aller Willenskraft einzuschlafen und nickte fast augenblicklich ein.
     
    Als ich erwachte, hatte Karen die Kinder bereits geweckt, sie dazu gebracht, sich anzukleiden, und ihnen ein Frühstück zubereitet. Als ich in die Küche eilte, entdeckte ich, dass es halb neun war.
    »Gott sei Dank bist du auf«, sagte Karen. »Habe schon gedacht, ich müsste sie selbst zur Schule und zum Kindergarten bringen!«
    »Du bist wunderbar«, erwiderte ich und gab ihr einen Kuss auf ihre rundliche Wange. »Ist Grant schon zur Arbeit aufgebrochen?«
    »Vor einer Stunde. Er hat gesagt, um sechs käme er zum Abendessen.«
    Die Mädchen, in ihren rotgrünen Schuluniformen süß anzuschauen, packten für die Pause Trinktüten mit Apfelsaft und Chips in ihre Schultaschen, und ich tat dasselbe für die Jungs, ehe ich sie alle in die Garage scheuchte.
    »Wen lasse ich zuerst raus?«
    »Die Mädchen. In zehn Minuten müssen die nämlich da sein. Um zehn vor neun, um genau zu sein. Weißt du denn noch, wohin du musst?«
    »Ja, Grant hat es mir gezeigt.«
    »Na, dann bis später!«
    »Es wird ein Weilchen dauern«, rief ich beim Verlassen der Garage durch das heruntergelassene Fenster zurück. »Ich habe im Terminkalender nachgeguckt, heute Vormittag habe ich einen Termin bei der Rektorin der Jungen.«
    »Viel Glück!«
    Als wir bei der Mädchenschule ankamen, amüsierten Sophie und Nicole sich köstlich darüber, dass ich nicht wusste, wo ich sie normalerweise herausließ.
    »Du fährst bis zum Spielplatz, parkst dort und bringst uns zur Tür«, erklärte Sophie. »Und um vier holst du uns dann hier wieder ab.«
    Ich hängte ihnen die Schultaschen über die Schultern, gab beiden einen Abschiedskuss und beobachtete, wie sie sich unter die anderen rotgrün gekleideten Mädchen mischten, ehe ich zum Wagen zurückkehrte, wo Toby und Teddy sich gerade um ein Bilderbuch stritten, das Lauren im Auto für sie aufbewahrte.
    »Ich muss meine Buchstaben lernen«, erklärte Toby seinem Bruder gerade gewichtig. »Mami hat gesagt, ich sollte das Alphabet lernen.«
    »Ich will Bilder angucken!«, brüllte Teddy.
    Sie zerrten so fest an dem Buch, dass der Einband abzureißen drohte.
    »Jungs!«, mahnte ich und nahm den beiden das Buch weg. »Ihr macht es noch kaputt, und dann hat keiner mehr etwas davon!«
     
    Ich ließ den Motor an, steuerte den Wagen wieder auf die gewundene Straße hinaus und entdeckte im Rückspiegel ein paar Autos hinter mir ein Motorrad. Ich spürte, wie mein Herz kurzzeitig aussetzte. Mein Blick flog erneut zum Spiegel empor. Es war dasselbe Motorrad, das am Vorabend vor dem Haus der Richardsons geparkt hatte.
    Als ich den Kindergarten erreichte, parkte ich am Straßenrand und öffnete die Seitentür, um die

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