Mein Tag ist deine Nacht
zu sehen. »Bist du wieder ohnmächtig geworden?«
Ich zögerte, da ich mir unsicher war, wie viel ich ihm erzählen sollte. Schließlich nickte ich. »Vielleicht schon. Als ich fertig zum Ausgehen war, habe ich mich aufs Bett gelegt, und ich bin erst wieder aufgewacht, als ich dich an die Tür hämmern hörte. Schwierig zu sagen also.«
»Ich möchte, dass du noch mal zu dem Arzt gehst.« Er nahm meine Hand und drückte sie sanft. »Etwas stimmt hier nicht, und ich finde, du solltest gründlich untersucht werden.«
»Mache ich«, versprach ich. »Gleich morgen früh kümmere ich mich um einen Termin.« Mir war klar, dass ich ihn nicht nur anlog, sondern noch dazu nicht einmal die Absicht hegte, den anderen Termin, den ich, oder besser gesagt Lauren, in meinem anderen Leben bei dem Psychiater hatte, einzuhalten, und ich bekam ein schlechtes Gewissen.
Er beugte sich zu mir und küsste mich. »Mir liegt an dir, das weißt du. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt.«
»Mir passiert schon nichts«, erklärte ich und musste an seine Mutter denken. »Sollte irgendetwas nicht stimmen, dann hängt es zwangsläufig mit dem Blitzschlag zusammen. Davor ist es mir gutgegangen. Ich schätze, mein Körper braucht Zeit, um sich zu erholen, das ist alles.«
»Das hoffe ich«, erwiderte er fest. »Ich möchte dich nicht verlieren.«
»Und ich möchte nicht verlorengehen«, erklärte ich in beruhigendem Ton. »Mir liegt auch an dir, Dan. Sehr!«
Wir traten in die warme, laute Atmosphäre des Pubs und fanden in einer Ecke einen Tisch für zwei Personen. Dan ging Getränke holen, und ich sah mir die Speisekarte an, obwohl es mir schwerfiel, mich darauf zu konzentrieren. Dan hatte gesagt, ihm liege an mir, aber würde er sich immer noch um mich bemühen, wenn er dachte, dass mit mir etwas nicht stimmte? Ich wollte lieber gar nicht darüber nachdenken, was er sagen würde, wenn er die Wahrheit über meine geteilte Existenz erfahren würde.
Dan kam mit unseren Getränken an den Tisch zurück, und ich nippte an meinem Wasser, während er die Karte studierte. Als wir ausgewählt hatten, bestellte ich an der Bar unser Essen, kehrte dann zurück und legte meine Hand auf seine.
»Erzähl mir von deinem schrecklichen Tag.« Dan stellte sein Glas Bier ab. »Klang so, als müsste er wirklich schlimm gewesen sein.«
»Stephen hat mich gefeuert«, sagte ich geradeheraus. »Er hat sich eine Geschichte ausgedacht von wegen, ich hätte ihn geschlagen, und sich dann auf fristlose Kündigung berufen.«
Dan war entsetzt. »Nein!«
Ich nickte grimmig. »Er hat mich den ganzen Vormittag und den halben Nachmittag ohne Pause arbeiten lassen, und als ich darauf bestand, eine halbstündige Mittagspause einzulegen, erklärte er mir, wenn ich jetzt ginge, bräuchte ich nicht mehr wiederzukommen. Ich habe ihm das nicht abgenommen, ich dachte, er sei eifersüchtig auf dich und müsse einfach Dampf ablassen.«
»Das lässt du ihm doch nicht einfach durchgehen, oder?«
»Ich könnte vor Gericht gehen, aber Stephen kennt sämtliche Anwälte hier in der Gegend. Er würde sicherstellen, dass ich keine faire Anhörung erhalte.«
»Trotzdem, das kannst du nicht auf dir sitzen lassen. Der benimmt sich ja wie ein verwöhntes Kind. Es kommt mir so vor, als wolle er dich nur deshalb zurückhaben, weil er nicht möchte, dass dich jemand anderer hat. Und nun, da du ihn abgewiesen hast, bestraft er dich.«
»Ich weiß. Mir ist das den ganzen Nachmittag durch den Kopf gegangen. Ich habe mir gedacht, vielleicht gehe ich morgen zur Bürgerberatungsstelle und schaue, ob die mir helfen können.«
Er drückte mir beruhigend die Hand.
»Tut mir leid, Jessica, das ist meine Schuld. Hätte er mich nicht in deiner Wohnung entdeckt, dann hättest du deinen Job noch.«
Ich lächelte ihn an. »Da habe ich doch lieber dich.«
Unser Essen kam, wir schlangen es in uns hinein, da wir wussten, dass wir uns lieber in den Armen liegen würden. Wir fuhren in meine Wohnung zurück und hatten es gerade einmal durch die Tür geschafft, als sich unsere Lippen hungrig trafen und wir an den Kleidungsstücken des anderen zogen, während wir aufs Schlafzimmer zutaumelten.
Später, als wir kuschelnd unter meiner Bettdecke lagen, legte Dan das Kinn auf meine Schulter und strich mir übers Haar.
»Du bist schön, Jessica, weißt du das?«
»Würdest du mich denn immer noch wollen, wenn ich überall Dehnungsstreifen hätte?«
»Ja«, sagte er. »Ich liebe die Person, die in dir
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