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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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erklärte Nicole beflissen.
    Angesichts der Miene, die Grant verzog, als er diese Information verdaute, hätte ich beinahe losgelacht. In der kurzen Zeit, die ich ihn kannte, hatte ich schon mitbekommen, dass er nur ungern von seinen Gewohnheiten abwich, aber zumindest schien er sich Mühe zu geben.
    »Ist dir das recht?«
    Er nickte bedächtig.
    »Ganz sicher scheinst du dir nicht zu sein.«
    »Es ist nur so, dass du Haustiere und Pizza verabscheust«, erwiderte er konsterniert. »Bist du dir sicher, dass du dich nicht lieber hinlegen möchtest, während ich den Kindern ein Sandwich oder dergleichen mache?«
    »Ich bin müde«, gab ich zu. »Aber ich hab’s ihnen nun mal versprochen.«
    »Kommst du denn klar?«
    Nun war es an mir, überrascht zu sein. »Kommst du denn nicht mit?«
    »Ich dachte, ich hätte meine Ferienaufgabe damit erledigt, dass ich gestern mit ihnen nach Chessington gefahren bin«, versetzte Grant.
    »Ich weiß doch gar nicht, wie man von hier zu den Läden kommt oder wo auch nur die Autoschlüssel aufbewahrt werden«, erinnerte ich ihn. »Für die Sicherheit der Kinder wäre es besser, du würdest mir den Weg zeigen.«
    »Okay, hol die Jungs«, meinte er resigniert. »Ich mache mit dir eine Rundfahrt durch die Gegend, damit du dich auskennst, wenn ich wieder arbeite. Wo die Schulen liegen, zeige ich dir wohl besser auch.«
    Als die Jungen schließlich zurück ins Haus zuckelten, mussten sie erst mal gewaschen werden, und ich schaffte es, den schlimmsten Dreck herunterzubekommen, während Grant seinen Schreibtisch aufräumte. Gegen Viertel nach vier stiegen wir alle wieder in den Galaxy, die Jungs stritten sich, wer wo saß, und die Mädchen zankten, welche CD gespielt werden sollte.
    Das Theater hielt an, bis Grant sich an mich wandte und mich bat, für Ruhe zu sorgen.
    »Bitte benehmt euch, Kinder, ansonsten bleiben wir, wo wir sind!«, sagte ich in dem scharfen Ton, den ich manchmal einsetzte, um schwierige Mandanten in ihre Schranken zu weisen. Sie waren unverzüglich still, und Grant warf mir einen Seitenblick zu, der mich in keinem Zweifel darüber ließ, dass Lauren die Kinder gewöhnlich nicht auf diese Weise behandelte.
    Little Cranford entpuppte sich als ein kleines Dorf mit einer Kirche, einem Pub und einer Handvoll Geschäfte. Grant fuhr an einer Schule vorbei und erklärte, hier würden die Zwillinge täglich in den Vorschulunterricht gehen. Wir fuhren weiter durchs Dorf und hinaus auf eine größere Straße mit Straßenschildern zu Orten, die mir nichts sagten.
    »Wie weit sind wir von London entfernt?«, erkundigte ich mich.
    »Circa fünfunddreißig Meilen«, sagte Grant. »Die nächste größere Stadt ist Cranbourne.«
    »Oh«, sagte ich, fassungslos, so weit von meiner vertrauten Umgebung entfernt zu sein.
    Die nächsten Minuten saß ich schweigend da und blickte auf die schöne Landschaft hinaus, die am Fenster vorbeiflog. Ich dachte bei mir, welch ein Pech ich doch gehabt hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Es beunruhigte mich, dass ich nicht nur in das Gewitter geraten war, das etliche Meilen weg von hier über den Epsom Downs gewütet hatte, sondern damit dies überhaupt geschehen konnte, Lauren bei einem Gewitter, das sich exakt zum selben Zeitpunkt über diesem kleinen Dörfchen entladen hatte, vom Blitz getroffen worden sein musste.
    Ich erschauerte und beeilte mich, die Gedanken über Wahrscheinlichkeit und Schicksal beiseitezuschieben und mich alltäglicheren Dingen zuzuwenden.
    »Wir müssen doch wohl nicht bis nach Cranbourne fahren, um an eine Pizza zu kommen, oder?«
    Sophie und Nicole kicherten hinter mir, während Grant erklärte, nicht weit entfernt liege ein Gartenzentrum mit einem Zoogeschäft im selben Komplex.
    »Und ein Stück weiter die Straße entlang gibt es eine Pizzeria«, fügte er an. »Die rund um die Uhr offen zu haben scheint.«
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wir schaffen nur noch den Zooladen. Ich glaube, die schließen um fünf.«
    Wir erreichten das Geschäft tatsächlich kurz vor Ladenschluss, scheinbar hatte der Besitzer jedoch keine Eile mehr, sobald er erst einmal ein Geschäft witterte. Die Mädchen, in hippen Baggyjeans und glänzenden pinken T-Shirts an ihren zarten Körpern, hätschelten abwechselnd jedes Kaninchen, um zu sehen, welches ihnen am besten gefiel, und ihr langes Haar fiel dabei über die flauschigen Rücken der Tiere. Grant ging mit den Zwillingen widerwillig in das Gartenzentrum, um einen

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