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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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mal so, mal so. Er findet im Haus der Lehrerin statt, es richtet sich also danach, wann es ihr am besten passt, gewöhnlich spätabends.«
    Dan runzelte die Stirn, und man sah es ihm an, dass er mir nicht so ganz glaubte. Wieder zuckte er die Achseln und nahm seine Jacke.
    »Wenn du dir sicher bist, dass du mich wiedersehen möchtest, dann schaue ich morgen zur Mittagszeit vorbei. Arbeiten wirst du ja wohl nicht?«
    Ich wusste, er hatte mich zu Stephen sagen hören, dass ich am Montagmorgen wieder zur Arbeit erschiene. Er prüfte wohl, ob ich nicht nur Ausflüchte suchte, weil ich ihn nicht wiedersehen wollte.
    Ich ging zu ihm, schlang die Arme um ihn und legte den Kopf auf seine Schulter.
    »Der heutige Tag war wundervoll«, sagte ich aufrichtig. »Ich bin morgen auf ärztlichen Rat hin wieder daheim, und ich wüsste nicht, wo ich den Tag lieber verbrächte, als hier mit dir.«
    Offenbar beruhigt, lächelte er und küsste mich und ging dann zur Tür. Dort blieb er noch mal stehen und blickte zurück. »Dann bis morgen. Viel Spaß in deinem Kurs.«
    Als er fort war, nahm ich Frankies Leine und drehte mit ihr eine halbstündige Runde um den Block. Zurück in der Wohnung, wusch ich mich schnell, putzte mir die Zähne und legte mich ins zerwühlte Bett zurück. Noch immer roch es nach Dan und mir, und ich lächelte zufrieden, als ich die Augen schloss. Was Dan anging, so hatte ich von Anfang an recht gehabt. Er war eindeutig jemand Besonderes.
     
    Als ich am Gästezimmer vorbeihuschte, übergab sich Grant gerade im Badezimmer nebenan. Kaum hatte ich die Augen aufgeschlagen, war ich aus Sorge, was die Kinder anstellen könnten, auch schon aus dem Bett gesprungen und den langen Flur entlanggelaufen, um in ihre Zimmer zu gucken.
    Alle vier Kinderbetten waren leer. Ich blieb an der Zimmertür stehen, lauschte dem Würgen von Laurens Mann und kam zu dem Schluss, dass er in diesem Augenblick nicht wusste, wo sich die Kinder aufhielten, beziehungsweise es ihm egal war.
    Ich hüllte mich in den seidenen Morgenmantel und hastete nach unten. Im Haus herrschte unnatürliche Stille. Die Küchentür war offen, auf der Arbeitsfläche standen schmutzige Müslischüsseln. Sophie musste den Jungs Frühstück gemacht haben, dachte ich auf dem Weg ins Spielzimmer.
    Nicole und Toby fläzten sich auf der Couch und sahen fern. Teddy kuschelte sich in einen Sitzsack, hielt seinen Ball, blickte ins Leere und sprach tonlos vor sich hin. Er trug immer noch seinen Schlafanzug, und das Gewicht der großen Windel, die er nachts immer noch tragen musste, zog die Hose nach unten.
    »Wo ist Sophie?«, fragte ich von der Tür aus.
    Nicole und Toby blickten beide auf und nahmen meine Gegenwart allmählich zur Kenntnis. Teddy starrte weiter vor sich hin und sang wortlos.
    »Sie schaut nach ihrem Kaninchen«, erwiderte Nicole. »Ich wollte nach Ginny sehen, aber Besserwisser-Sophie hat gemeint, da draußen sei’s zu kalt.«
    »Hat Sophie sich einen Mantel angezogen?«
    Nicole zuckte mit den Schultern und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu.
    Ich eilte wieder nach oben, spähte aus meinem Schlafzimmerfenster, wo ein leichter Frost das Gras und die Büsche weiß bepudert hatte, aber, wie ich es Grant versprochen hatte, waren die Tiere vom Haus aus nicht zu sehen. In Sorge, dass Sophie allein hinausgegangen sein könnte, nahm ich mir einen legeren gelbbraunen Mantel aus Laurens Kleiderschrank, schlüpfte vorsichtig hinein, und ging zurück nach unten.
    Die Tür zum Wirtschaftsraum stand offen, und es zog kalt herein. Ich marschierte in knöchelhohen Stiefeln durch den Garten nach hinten. Zu meiner Erleichterung entdeckte ich sie im Gärtnerschuppen, wo sie, eingepackt in einen dicken Pulli, dasaß und ihr Kaninchen an sich drückte. Sie blickte auf, als ich die Tür öffnete, und ich hockte mich auf eine umgedrehte Kiste neben sie.
    »Wie geht’s ihr?«, fragte ich und streichelte dem Kaninchen über den seidigen Rücken.
    »Ich hab gedacht, es könnte ihr zu kalt sein«, erklärte Sophie. »Glaubst du, wir könnten den Stall hier reinstellen?«
    Ich nickte. »Gute Idee! Mir war nicht klar, dass es so rasch abkühlen würde. Wenn wir die ganzen Gerätschaften auf diese Seite räumen, müsste der Stall eigentlich da an der Wand Platz haben. Vielleicht könnten wir irgendeinen Tisch oder eine Bank organisieren, auf die wir ihn stellen, damit er nicht am Boden stehen muss.«
    Sophie sah mich eigenartig an.
    »Was ist?«
    »Du bist anders«,

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