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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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sagte sie schlicht. »Bevor du vom Blitz getroffen worden bist, hast du Tiere gehasst. Und nun bist du wirklich nett.«
    Als hätte man mich mit der Hand in der sprichwörtlichen Keksdose ertappt, errötete ich.
    »Dein Glück, dass ich mich nicht daran erinnere«, erwiderte ich mit einem Lächeln. Im Geiste machte ich mir eine Notiz, besser aufzupassen, wie ich mich vor den Kindern gab. Das Problem war, dass ich Lauren überhaupt nicht kannte. Und so konnte ich eigentlich nur ich selbst sein.
    Sophie erwiderte mein Lächeln, bibberte dann und drückte das Kaninchen fester an sich.
    »Na komm, jetzt wird sie im Stall schon klarkommen.« Ich erhob mich. »Die Sonne kommt raus und schmilzt den Frost weg. Außerdem ist haufenweise Stroh im Stall. Sie kann sich an Ginny kuscheln, während wir im Haus alles klären. Wir sehen später wieder nach ihr.«
    Sophie nickte und brachte das Kaninchen in den Stall zurück, ehe sie vor mir zum Haus zurückhüpfte. Ich beobachtete, wie sie über das kalte Gras tanzte, und in meinem Herzen regte sich etwas. Natürlich, ich freute mich für sie, aber es war mehr als das. Konnte es sein, dass mütterliche Instinkte in mir erwachten?
     
    Jegliche Ideen über die Freuden des Mutterdaseins verflogen im Nu, als ich zurück in die Wärme des Spielzimmers ging und mir dort ein übler Gestank entgegenschlug.
    »Teddy hat in die Hose gemacht, Teddy hat in die Hose gemacht!«, sang Toby mit einer Stimme, die dadurch gedämpft wurde, dass er sein Gesicht in der Kapuze seines Bademantels versteckte. Nicole hielt sich die Nase zu und tat so, als würge sie.
    Mein Blick blieb bei Teddy hängen, der immer noch auf dem Sitzsack saß und sich von der durch ihn verursachten Aufregung offenbar überhaupt nicht stören ließ. Ich sah Sophie hilfesuchend an, und sie zuckte die Achseln.
    »Sobald er aufwacht, muss man ihm das Windelhöschen ausziehen«, erklärte sie. »Wenn er es anhat, denkt er, er braucht nicht aufs Klo zu gehen.«
    Es war also meine Schuld. Ich fuhr mir übers Gesicht und sann darüber nach, was für eine schreckliche Aufgabe vor mir lag. Es war fast zehn, ich war noch nicht mal angezogen, und nun das noch.
    »Du bleibst hier«, befahl ich Teddy. »Und rührst dich nicht vom Fleck. Ich lasse ein Bad für dich ein.«
    Während das Wasser einlief, stöberte ich in Laurens Garderobe.
    »Du musst doch einen Jogginganzug oder so was haben«, murmelte ich und durchforstete verzweifelt die Kleiderständer voller glamourösen Designerklamotten. »Was trägst du denn bitte für Arbeiten wie diese, Himmel noch mal?«
    Eine Bewegung hinter mir ließ mich zusammenzucken. Ich drehte mich um und entdeckte Grant in der Tür.
    »Führst du Selbstgespräche?«, fragte er trocken.
    Wieder spürte ich, wie ich rot wurde. Wenn ich nicht vorsichtiger wurde, würde ich womöglich eines Morgens in einer Gummizelle aufwachen.
    »Du musst gerade reden«, versetzte ich. »Nach dem Zustand, in dem du dich gestern Abend befunden hast!«
    Er besaß den Anstand, verlegen dreinzusehen. »Das tut mir wirklich leid, Schatz. Ich muss wohl ein wenig zu tief ins Glas geschaut haben.«
    »Du hast mir Angst eingejagt.«
    Ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht, und er kam auf mich zu und hielt die Hände entschuldigend hoch. »Ich habe gesagt, es tut mit leid. Ich wollte ja nur, dass wir uns wieder nahe sind. Ich vermisse dich, Lauren.«
    Er wirkte so verzweifelt, dass ich Mitleid mit ihm bekam, aber meine Vernunft behielt die Oberhand, und ich wahrte Abstand, schenkte ihm jedoch ein, wie ich hoffte, verständnisvolles Lächeln.
    »Ich muss das Badewasser abstellen, ansonsten haben wir gleich eine Überschwemmung«, meinte ich und ging an ihm vorbei.
    Er folgte mir den Flur entlang zum Familienbadezimmer und sah zu, wie ich gerade noch rechtzeitig das Wasser abdrehte.
    »Hast du denn wirklich all deine Erinnerungen verloren, Lauren?«
    Er lehnte am Türrahmen und betrachtete mich abwägend. Das erschreckte mich.
    »Du hast doch gehört, was Dr.Shakir über die Schädigung der Temporallappen gesagt hat.« Ich richtete mich auf. »So etwas wird man ja wohl kaum vortäuschen können.«
    Er beäugte mich zweifelnd. »Im Krankenhaus hast du etwas über
andere
Erinnerungen gemurmelt. Und die Krankenschwester hat mir gesagt, als du wieder zu Bewusstsein kamst, hättest du dich für jemand anderen gehalten.«
    »Ich war verwirrt«, log ich. »Vergiss nicht, dass ich fast gestorben wäre, Grant. Vielleicht habe ich

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