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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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kennengelernt?«
    »Mein lieber Schwan! Was ist mit meiner Schwester passiert? Mir kommt’s so vor, als wäre sie von Außerirdischen weggebeamt worden, und du würdest nun ihren Körper bewohnen!«
    Ich erzwang ein Lächeln. »Du schaust dir zu viel Star Trek an, Schwesterlein.«
    »Was diese Dinge angeht, bin ich für alles offen«, erwiderte sie und lachte. »Wäre schön, wenn das neue Du ebenso verfahren würde. Nein, du hast
sie
noch nicht kennengelernt. Ihre Existenz ist ein Zankapfel zwischen uns. Du billigst … oder sagen wir, du hast sie nicht gebilligt.«
    »Wie lange seid ihr denn schon miteinander verbandelt?«
    »Seit ungefähr achtzehn Monaten.«
    »Haben die Kinder sie schon kennengelernt?«
    »Du beliebst wohl zu scherzen! Du hättest sie doch nicht einmal in die Nähe des Hauses gelassen!«
    »Wenn ich mich hier wieder ein bisschen mehr eingewöhnt habe, würde ich sie sehr gerne treffen. Zunächst jedoch möchte ich mich wieder mit dir bekannt machen.«
    Wir gingen in die Küche, um Wasser aufzusetzen.
    »Was gedenkst du zum Abendessen zu kredenzen?«, fragte Karen, als ich kochendes Wasser in die Kanne goss.
    »Ich kann mich nicht daran gewöhnen, dass man den Kindern ständig etwas zu Essen machen und aufräumen, sie dann waschen und ihnen wieder etwas zu essen machen muss«, seufzte ich. »Keine Ahnung, wie Laur … wie ich das je geschafft habe.«
    Wieder sah sie mich eigenartig an, und ich wusste, mein Versprecher war nicht unbemerkt geblieben.
    »In der Gefriertruhe dürften Würstchen sein«, meinte sie. »Gewöhnlich siehst du zu, dass immer alles vorrätig ist. Soll ich mal gucken?«
    Schließlich tauten wir Würstchen in der Mikrowelle auf. Da ich daheim kein derartiges Gerät besaß, war ich froh über Karens Rat. Ich war immer überzeugt davon gewesen, es sei irgendwie gefährlich, wenn die ganzen Mikrowellen im Essen herumschwirrten. Wir grillten die aufgetauten Würstchen, schälten und schnitten Kartoffeln und Gemüse und deckten den Tisch im Esszimmer.
    »Wird Grant denn Würstchen essen?«, fragte ich nervös. »Seitdem ich aus dem Krankenhaus entlassen worden bin, hab ich dem Armen noch kein einziges Mal etwas gekocht.«
    »Der Arme, von wegen!«, meinte Karen und verfrachtete die Kartoffelschalen in den Mülleimer. »Er hätte für dich kochen sollen. Hast du mir nicht erzählt, der Arzt hätte dir jede Menge Ruhe verordnet?«
    »Nun ja.«
    »Na, dann isst er das, was auf den Tisch kommt, oder er geht in irgendein Schnellrestaurant.«
    Ich kicherte. »Ich kann gar nicht glauben, dass wir nicht miteinander ausgekommen sein sollen. Du bist so … auf dem Boden geblieben …«
    »In meinem Job, da muss ich das ja. Kann mich doch von den Mistkerlen nicht unterkriegen lassen.«
    »Was genau machst du?«
    »Ich bin Bewährungshelferin. Du solltest mal einige der Fälle sehen, mit denen ich es tagtäglich zu tun habe. Du würdest es einfach nicht fassen, was da zum Teil frei herumläuft. Ich bin schon mit Glasflaschen bedroht und allen Schimpfwörtern dieser Erde beschimpft worden, aber ich liebe diesen Job, Lauren. Mir kommt es vor, als könnte ich etwas bewegen.«
    Nach dem Essen schickte ich die Kinder nach oben, damit sie sich fürs Bett fertigmachten. Ich las den Jungen Geschichten vor, wobei Toby in seinem Schlafanzug auf meinem Schoß saß und sich an mich kuschelte, und Teddy sich vorsichtig an mich lehnte und seinen Ball umschlang. Der Ball, erinnerte ich mich mit einem Schauer, der dazu geführt hatte, dass seine Mutter weiter in dem Gewitter verharrte, das sie getötet hatte.
    Karen hatte den Mädchen etwas vorgelesen, und ich hatte vom anderen Ende der Diele Gelächter gehört, ehe sie nach unten ging. Das Telefon klingelte in der Ferne, und ich hörte, wie Karen abhob. Einen Augenblick darauf erschien sie in der Tür.
    »Es ist für dich. Was soll ich sagen?«
    »Würdest du bitte fragen, wer dran ist, und dir die Nummer geben lassen?«, flüsterte ich über die Köpfe der Jungen hinweg. »Ich rufe dann in zehn Minuten zurück.«
    Karen hatte »Cassandra« auf einen Zettel geschrieben, dazu eine Nummer. Ich fragte mich, was ich ihr sagen sollte. Es war mir nicht klar, ob Grant auch alle Bekannte über meinen Gedächtnisverlust informiert hatte.
    Schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen und rief bei Cassandra an. Nach dem zweiten Läuten meldete sich eine kultivierte Stimme.
    »Lauren, Honey, wie geht’s dir? Wir haben gehört, du wurdest vom Blitz getroffen,

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