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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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Möglichkeit, sich gleichzeitig an zwei Orten zu befinden, darin erklärt werden?, fragte ich mich nervös.
    Ich überflog die Seiten und hielt bei einem besonders interessanten Thema inne. Es handelte sich um eine Kurzfassung der Relativitätstheorie. Ich las sie mir einmal durch und nahm das Buch dann an einen Tisch, um mir das Ganze noch mal in Ruhe zu Gemüte zu führen.
    Dem Buch zufolge hatte Einstein unter Einsatz äußerst ausgeklügelter Lösungsverfahren offensichtlich aufgezeigt, dass das Universum nicht, wie von Newton zuvor angenommen, einem Uhrwerk glich. Er hatte entdeckt, dass weder Zeit noch Raum eine absolute Quantität darstellten, die Dimensionen der Dinge nicht festgelegt waren, und dass Zeit und Raum eng miteinander verknüpft waren und das sogar bis hin zu dem Verhalten der winzigen Partikel innerhalb von Atomen wie auch in astronomischem Maßstab. Es war möglich – wenn ich glaubte, was ich las –, dass die Erscheinung eines Ereignisses sich völlig veränderte, wenn die Umstände, unter denen es beobachtet wurde, sich radikal genug wandelten.
    Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht und dachte scharf nach. Konnte ein Blitzschlag, der eine so mächtige Energie besaß, dass sie die Bausteine eines neuen Lebens zu bilden vermochte, den Katalysator erschaffen, durch den Zeit und Raum radikal verändert werden konnten? Der Gedanke gefiel mir bedeutend besser als die Möglichkeit, dass mein ganzes Leben der Traum einer anderen Person sein könnte.
    Ich stand auf, brachte das Buch zurück und ging dann wieder in die frische Morgenluft hinaus. Als ich Frankie losband, rieb sie ihren warmen Körper an meinen Beinen, und ich spürte, wie die kalte Luft durch meine Lungen strömte. Ich blickte um mich auf die Rot- und Goldtöne des sich färbenden Laubs der Zierbäume vor dem Gebäude und hinauf zum klaren Blau des Himmels. Eine Mutter mit drei kleinen Kindern und einem Kindersportwagen kam auf ihrem Weg zur Bücherei an mir vorbei, und ich lauschte ihrem Geplauder mit einer Freude im Herzen, wie ich sie schon seit langem nicht mehr verspürt hatte. Es war das Wunder, einfach am Leben zu sein.
    Sehr zu Frankies Freude nahm ich einen Umweg, und bei unserer Ankunft stieg Dan gerade aus dem Auto. Bei unserem Anblick grinste er, und mir kam, dass er damit vermutlich die Freude wiedergab, die er in meinem Gesicht entdeckte, als ich ihn ansah. Er hatte Bessie dabei, und die beiden Hunde begrüßten einander mit viel Geschnüffel und Schwanzgewedel. Ich hätte Dan gern auch so begrüßt, wenn die Konventionen das zugelassen hätten. Bei dem Gedanken musste ich noch breiter grinsen, und Dan stürzte sich auf mich und umschlang mich, bis ich keuchte, er würde mich erdrücken.
    Zum Mittagessen gingen wir in ein nahe gelegenes Pub, saßen draußen im kalten Sonnenschein und aßen dampfende Rindfleischnierenpastete, die er mit Bier hinunterspülte und ich mit Wasser. Zum Abschluss tranken wir noch einen Kaffee.
    Händchenhaltend marschierten wir mit den Hunden zurück zu meiner Wohnung, dann überließen wir den beiden Küche und Wohnzimmer, und ich führte Dan ins Schlafzimmer.
    Sobald die Tür hinter uns zufiel, zog Dan mich in seine Arme. Unsere Lippen trafen sich, sanft zunächst, als müssten sie sich erst zurechtfinden, dann leidenschaftlicher, als unsere Körper sich durch die Berührungen des anderen erwärmten.
    Wir taumelten zum Bett, ohne den herrlichen Kuss zu unterbrechen, wir pressten uns aneinander, als etwas an ihm mich zögern ließ.
    Der berauschende Geruch seines Atems und Körpers veränderte sich irgendwie, mir wurde schwummrig, auch als ich mich von ihm zu lösen versuchte. Die Erinnerung an Grant, als er mich in der Nacht berührte, erfüllte meinen Kopf, und obwohl ich hörte, wie Dan mich aus der Ferne rief, war ich nicht imstande, mich zu rühren.
     
    Als ich aufwachte, zog Grant gerade mein Nachthemd hoch. Seine Hände strichen grob über meine Oberschenkel, und er roch nach Alkohol. Schockiert und desorientiert drehte ich den Kopf von seinem whiskygeschwängerten Atem fort und schrie, er solle aufhören. Als hätte er mich nicht gehört, drängte er sich an mich, streichelte mit einer Hand mein Gesicht und nestelte mit der anderen weiterhin an meinem Nachthemd herum. Verzweifelt versuchte ich ihn wegzustoßen, wand mich unter ihm, schaffte es auch kurzzeitig, als er aus dem Gleichgewicht geriet, doch war er zu betrunken und am Ende auch zu stark für mich. Ich biss ihm fest in

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