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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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erklärte sich bereit, Sophie zu helfen, alles für die Pyjamaparty Notwendige samt Schlafsack zusammenzupacken und sie zu ihrer Freundin zu fahren. Sie brachen auf, während ich das Essen zubereitete. Mir kam es so vor, als brauche Karen Zeit für sich allein. Schließlich hatte ich ihr gerade eröffnet, dass ihre einzige Schwester gestorben sei, vom Rest ganz zu schweigen.
    Bei ihrer Rückkehr eine halbe Stunde darauf wirkte sie schon ein wenig gefasster. Sie kam in die Küche, wo ich gerade die Nudeln auf die Teller verteilte, und schenkte mir ein schwaches Lächeln. Etwas Farbe war in ihre Wangen zurückgekehrt.
    »Ich habe mit Sophie geredet«, meinte sie zögernd und half Teddy auf seinen Hocker. »Sie hat vor sich hin geplappert, wie glücklich sie doch sei, dass du ihnen endlich erlaubt hast, Haustiere zu halten. Sie sagt … sie denkt, dass du sie seit dem Unfall … mehr liebst.«
    Sie verstummte und schluchzte mit einem Mal laut auf. Die Kinder hörten auf, ihre Spaghetti einzusaugen und starrten sie mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Tut mir leid.« Sie hielt sich eine Hand übers Gesicht und hastete aus der Küche.
    »Ich glaube, Tante Karen fühlt sich nicht wohl«, sagte ich den Kindern so ruhig wie möglich. »Esst weiter, ich schaue mal nach ihr.«
    Karen saß auf der untersten Treppenstufe, den Kopf an die Wand gelehnt, und drückte sich ein Taschentuch an den Mund.
    »Ich kann’s nur einfach nicht glauben«, schluchzte sie. Ich quetschte mich neben sie auf die Stufe und legte den Arm um ihre bebenden Schultern. »Das ist alles so lächerlich! Aber sobald ich das Haus betreten und dich dabei entdeckt habe, wie du diese verdammten Pommes gebacken hast, wusste ich, dass etwas nicht stimmte!« Sie schniefte und putzte sich laut die Nase. »Was Teddy da über ›die andere Mami‹ und was Sophie gestern gesagt hat … das ist angsteinflößend, Lauren. Oder sollte ich Jessica sagen?«
    Sie holte tief Luft und sah mich mit ihren verweinten Augen an. »Lauren hat sich immer an erste Stelle gesetzt, aber auf ihre Weise hat sie die Kinder geliebt.«
    »Da bin ich mir sicher«, murmelte ich. »Jeder geht die Dinge auf eine andere Art an. Vielleicht hätte ich nicht gleich versuchen sollen, so vieles zu ändern. Das kommt so rüber, als würde ich missbilligen, wie sie die Dinge gehandhabt hat, dabei stimmt das gar nicht. Ich habe sie nicht verurteilt, Karen. Ich tue einfach nur mein Bestes in der Situation, in der ich gelandet bin.«
    »Ich weiß, das merkt man ja.« Karen lächelte mit Tränen in den Augen. »Und du machst das gut. So glücklich wie jetzt habe ich die Kinder noch nie erlebt. Diese Abfolge von Kindermädchen hat ihnen nie gefallen. Meiner Meinung nach war Lauren für das Leben einer vierfachen Mutter einfach nicht geschaffen.«
    »Grant hat da etwas gesagt von wegen, die Zwillinge seien nicht seine Idee gewesen. Stimmt das?«
    »Sophie und Nicole waren Wunschkinder.« Karen tupfte sich die Augen ab. »Lauren hat sich so über die beiden Mädchen gefreut – Jungen hat sie nie gemocht. Sie wollte die erforderlichen zwei Kinder haben, sie herausputzen und mit ihnen angeben. Als Kleinkinder waren die Mädchen sehr artig. Doch dann wurde Lauren wieder schwanger. Das war nicht geplant, und sie wollte die Schwangerschaft beenden. Und Grant wollte einen Abbruch unbedingt. Sie hatte bereits einen Termin in einer Klinik, doch dann bekam sie kalte Füße. Ich weiß nicht, ob dir das klar ist, aber Lauren ist … war sehr religiös. Die Familie geht sonntags grundsätzlich in den Gottesdienst.
    Jemand dort muss Druck auf sie ausgeübt haben, das Baby zu behalten. Lauren beschloss, das Kind zu bekommen, obwohl sie eigentlich keines mehr gewollt hatte. Als sich auf weiteren Ultraschallaufnahmen gezeigt hat, dass sie nicht ein Kind, sondern zwei erwartete, beides Jungen, war es für einen Schwangerschaftsabbruch bereits zu spät.«
    »Arme Lauren«, sagte ich und dachte bei mir, sie müsse sich genauso überfordert gefühlt haben wie ich, als ich im Krankenhaus zur Besinnung kam und entdeckte, dass ich für ihre Kinder verantwortlich war. Kleine Nervensägen waren die Jungs ja schon, vor allem für jemanden, der mit Kleinkindern nichts anfangen konnte. Wenn sie nicht sonderlich mütterlich veranlagt war, dann musste sie der Gedanke genauso erschreckt haben wie mich. In der kurzen Zeit, in der ich in ihre Fußstapfen getreten war, war mir angesichts ihrer glamourösen Kleidungsstücke, ihrer

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