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Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Titel: Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lira Bajramaj
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und die älteren Spielerinnen genießen es, uns hin und her zu jagen. Die Jüngsten in der Mannschaft sind auch gleichzeitig die Träger. Sie müssen die Bälle und weitere Trainingsgeräte schleppen. Nach der Übungseinheit dürfen sie alles wieder zusammensuchen und einsammeln. Aber das ist, soweit ich weiß, in allen Teamsportarten so. Bei Länderspielen sind die zwei jüngsten Spielerinnen auf der Auswechselbank für das Flaschenverteilen zuständig. Diese Mädels rennen eine komplette Runde um den Platz, um die Trinkflaschen für alle Spielerinnen erreichbar zu postieren. Ab und zu erwischt es mich noch.
    Das jeweilige Alter macht sich auch in den Umgangsformen bemerkbar. Silvia Neid sieze ich. Die älteren Spielerinnen duzen die Bundestrainerin schon noch, wir jüngeren sagen alle »Frau Neid« zu ihr. In Zukunft soll es für Neu-Nationalspielerinnen so sein, dass sie alle den kompletten Trainerstab siezen. Das hat Autoritätsgründe. Manchmal empfinde ich das Siezen als kompliziert. Bei einer Einheit mit Co-Trainerin Maren Meinert etwa, die immer fleißig mitspielt, muss ich mich echt beherrschen, dass mir kein Du rausrutscht. Sie ist ja in dem Moment meine Mitspielerin. »Frau Meinert, könnten Sie mir bitte mal den Ball rüberkicken«, klingt ziemlich komisch. Zumal viele von den älteren Spielerinnen ja noch mit ihr zusammen aktiv waren und sie entsprechend duzen. Maren Meinert schoss übrigens beim ersten WM-Titel der deutschen Fußballfrauen 2003 den 1: 1-Ausgleich im Finale gegen Schweden. Den damaligen 2: 1-Endspielsieg habe ich natürlich mit meinen 15 Jahren voller Anspannung Fingernägel kauend vor
dem Fernseher verfolgt. Die alte Garde, die damals beim Weltturnier in den USA schon mit dabei war, lacht sich heute halb schief, wenn wir Jungspunde das Sie auspacken. »Ach, wie süß«, kommt da von Prinz und Co. Einzig unseren Torwarttrainer Michael Fuchs dürfen wir alle beim Vornamen rufen.
    Vor der anstehenden Weltmeisterschaft 2007 brachte ich es bis dato auf acht Länderspiele. Cheftrainerin Silvia Neid nominierte mich dennoch für den vorläufigen 26er-Kader, der ein halbes Jahr in die Vorbereitung ging. Davon sollten aber noch fünf Spielerinnen aussortiert werden. Da ich zu den jüngsten und unerfahrensten Akteurinnen gehörte, war ich recht skeptisch. Insgesamt durften nur 21 Spielerinnen mit nach China. In der heißen Phase vor der WM spielten wir oft gegen Jungs, unter anderem gegen die B- und A-Jugend von Borussia Dortmund. Das war irgendwie komisch. Auch wenn ich in meinen fußballerischen Anfängen jahrelang gegen Jungs gespielt hatte, so musste ich mich erst wieder daran gewöhnen. Und dass uns so eine Horde Teenager vorführte, kratzte am Ego.
    Meine Vorbereitung für die WM lief trotzdem gut, ich fühlte, dass ich eine ordentliche Leistung gebracht hatte. Aber man weiß ja nie … Oft spielen verschiedene Kriterien rein: Erfahrung, Können, Wille, aber auch, ob man ins Teamgefüge passt. Schließlich warteten vier gemeinsame Wochen in China. Bis kurz vor der WM-Vorbereitung spielte ich noch bei den U-Mannschaften, das war parallel zum Training im Kader möglich. Einfach davon auszugehen, dass man dann als Nachwuchshoffnung gleich mal ein Weltturnier spielt, wäre naiv gewesen. Aber natürlich wollte ich unbedingt bei der WM in Asien dabei sein. Und das zeigte ich beim Training auf dem Platz.
    Am 10. August 2007 wurde es ernst. Wir befanden uns im Abschlusstrainingslager in der Sportschule Kaiserau. Für den Abend hieß es: Die Bundestrainerin kommt aufs Zimmer der jeweiligen Spielerin und sagt dann, wer nicht dabei ist. Wir überlegten in dem Moment alle, ob wir die Zimmer einfach von innen abschließen sollten. Mensch, hatten wir Angst vor
dieser Entscheidung. Eine WM zu spielen ist im Fußball das Größte. So ein Turnier gibt es nur alle vier Jahre. Dort treffen sich die besten Mannschaften der Welt. Mit denen wollte ich mich messen. Frau Neid sagte kurz vor der Nominierung auch: »Kann sein, dass ich euch irgendwo im Flur begegne, dann sage ich euch auch, was Sache ist.«
    Wir nahmen ab dem späten Nachmittag regelrecht Reißaus vor unserer Trainerin. Wenn ich Frau Neid von Weitem sah, ergriff ich sofort die Flucht. Ich habe an diesem Tag unmögliche Umwege in Kauf genommen, nur um der Bundestrainerin nicht über den Weg zu laufen. Einmal ging sie ganz nah an mir vorbei und hatte so ein geheimnisvolles Lachen auf ihren Lippen. Ich war damals mit Simone Laudehr auf einem Zimmer

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